Urban Primitive: Heidentum im Großstadtdschungel

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Artikelnummer: arun Kategorie:

Beschreibung

von Raven Kaldera & Tannin Schwartzstein

240 Seiten, viele Abb., Format: 17,0 x 24,0 cm, Broschur, ISBN 3-935581-39-4

Das Heidentum versteht sich als Naturreligion auf der Basis alter Überlieferungen. Aber was ist heute davon noch praktizierbar, und vor allem für Menschen, die in einer Großstadt fernab der „unberührten“ und „heilen“ Natur leben?

Raven und Tannin geben die Antwort: „Werde einfach! Gehe zurück an die Wurzeln! Du lebst in einer Großstadt des 21.Jahrhunderts, darum werde ein urban primitive! Lerne das magisch-spirituelle (Über-)leben im Großstadt-dschungel!“

Dieses Buch richtet sich an Menschen, die ein Verlangen verspüren, ihre spirituellen Bedürfnisse auch in der Stadt ausleben zu können.

Eine Pflichtlektüre für alle Suchenden!

Die Autoren:

Raven Kaldera ist Neuheide, Schamane, Musiker, Astrologe und Dichter.

Tannin Schwartzstein studierte Chi Gong, schamanische Energie-Techniken, Gnosti-zismus und Zeremonialmagie. Sie ist Künstlerin, ordinierte Wicca-Priesterin und betreibt das esoterische Fachgeschäft Bones & Flowers.

"Ratten"

"Reinigung"

"Stadtschamane"

Aus dem Inhalt:

Vorwort:

Urban Primitives

Umgebung:

Die Energie der Stadt

Initiation:

Einblick in die Magie

Verteidigung:

Schutz von innen und außen

Innere Reinigung:

Wie man sauber bleibt

Reliquiar:

Alte Götter in der modernen Welt

Modernismus:

Die dreigestaltigen Stadtgottheiten

Territorium:

Die Elemente des Ortes

Fetische:

Schrottplatzmagie

Travois:

Automagie

Unterhalt:

Arbeit finden und behalten

Stammesmarkierungen:

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Kleidung und Körperschmuck

Nachwuchs:

Heidnische Kinder in der Stadt

Fremde Stämme:

Kriege vermeiden

In die Tiefen:

Untergrund

Geister und Ahnen:

Umgang mit den Toten

Geist im Netz:

Magie via Modem

Wanderung: Weiterziehen

Wilde Ebenbilder:

Totemtiere der Stadt

Heimische Flora:

Das Pflanzenbuch der Stadt

Nachtrag

Die Autoren

Literaturhinweise

Der Radierer

Reliquiar

alte götter in der modernen welt

Alte Gottheiten stellen wir uns meist als Wesen einer einfacheren, ländlicheren Zeit vor, als die Menschen noch in kleinen Dörfern lebten und einander nur selten sahen, so erscheinen sie uns weniger kultiviert als wir es heute sind. Diese Annahme ist ein großer Fehler. Vor allen Dingen waren, abgesehen von einigen Göttern wie Pan, Cernunnos und Artemis, die in der Wildnis zu Hause waren, viele der Götter eher Wesenheiten der Städte als der ländlichen Gegenden. Viele waren in alten Zeiten Schutzgötter von Städten, nach einigen von ihnen wurden Städte benannt, zum Beispiel Athen. In jeder großen Stadt waren fast allen Gottheiten Tempel geweiht oder sie hatten besondere Repräsentanten. Obwohl ihre offiziellen Tempel heute rar und dünn gesät sind, gibt es noch immer viele Gebiete, die sie beanspruchen, leise, auf eine Art, die wir nicht bemerken.

(Auf den folgenden Seiten geben wir eine Übersicht über viele Götter und Göttinnen sowie Angaben über die Orte, an denen man sie treffen und kontaktieren kann. Wir haben nicht genug Platz zur Verfügung, um jeden einzelnen und die zahlreichen Mythen detailliert zu beschreiben; wenn du eine Gottheit nicht erkannt hast und sie interessant wirkt, suche selbst nach weiterführenden Informationen. Wir entschuldigen uns im voraus für die oberflächliche Betrachtungsweise, sowohl bei unseren Lesern als auch bei unseren Göttern.)

Bevor wir mit der Aufzählung beginnen, solltest du wissen, wozu das alles nützen soll. Eine Gottheit um Hilfe zu bitten beziehungsweise sie zu verehren ist Bestandteil der ortsgebundenen Magie. Du musst lediglich ein Opfer an einen Ort legen, zu dem sich die Gottheit hingezogen fühlt, zusammen mit einer ausgesprochenen oder unausgesprochenen Bitte oder einfach nur mit einem Wort der Anerkennung. Die Gaben selbst können ihre wesentlichen Eigenschaften repräsentieren oder etwas, das sie gern essen oder trinken würden; zur Not funktioniert auch ein kleines zusammengerolltes Bild oder etwas, das du mit der Gottheit verbindest (wie eine Waldlandschaft für Cernunnos).

Wenn du in einer Branche tätig bist oder in einem Gebäude arbeitest, die einem bestimmten Gott zugeordnet werden kann, empfiehlt es sich, ihm regelmäßig Geschenke zu machen und eventuell einen unauffälligen Altar an einem Ort aufzustellen.

Da wir Athen bereits erwähnt haben, beginnen wir mit Athene. Am besten ruft man die Patronin der Weisheit und des Lernens auf einem Universitätscampus an, vorzugsweise in der Nähe des Hauptplatzes oder dem Sitz der Verwaltung als beim wildesten Wohnheim. Auch Bibliotheken sind der Athene geweiht und ebenso Thoth, dem ägyptischen Gott der Schrift.

Zeus oder Odin in ihrer Eigenschaft als König oder jeder andere gesetzgebende Hauptgott, kann im örtlichen klein- oder großstädtischen Rathaus gefunden werden. Je größer die politische Macht des Gebäudes ist, umso besser. Seine Frau Hera, Göttin der Ehe, besitzt als besondere Plätze Eheberatungsstellen, Beziehungstherapeuten, Brautausstatter und alle anderen Orte, die mit der Hochzeitsbranche zusammenhängen. Der beste Platz, ihr ein Geschenk zu hinterlassen, ist jedoch ein Ort, an dem gerade geheiratet wurde.

Apollo und anderen Sonnengöttern kann man eine Gabe an strahlenden, sonnigen Plätzen darbringen, vor allem in Wüsten. Sonnengottheiten wie Horus, Helios und Ra können Gaben entgegengebracht werden, indem man sie an den Enden von Solarzellen befestigt. Falls es davon in deiner Stadt nur sehr wenige gibt, solltest du es unbedingt machen. Falls du in einer Wohnung mit Zugang zu einem flachem Dach lebst oder einen Balkon hoch oben besitzt, fertige eine Sonne aus Stanniol an, schreibe deine Bitte mit einem Stift, aus dem die Farbe ausgelaufen ist, darauf (sie ergeben großartige Schreibstifte) und lege es flach auf die Unterseite, so dass es einen ganzen Tag lang die Sonnenstrahlen reflektiert. (Natürlich solltest du das nicht an einem trüben Tag machen.)

Apollo als Gott der Musik kann auch in Musikläden günstig gestimmt werden oder beim Musizieren zu Hause. Der heitere und konservative Appollo interessiert sich allerdings nicht besonders für Rock, Rap oder Hip Hop. Stelle klassische Musik an, sonst wird er finster dreinschauen. Ihm wird meistens für das Geschenk des klaren Intellekts und der Lernfähigkeit geopfert.

Artemis, die zwar viele Wesenszüge einer Waldgöttin hat, kann jedoch noch heute an vielen Stellen in der Stadt gefunden werden. Frauenhäuser, Frauenkliniken und politische Zentren von Feministinnen sind ihr geweiht. Die Energie der Demeter kann in Orten wie der Jugendfürsorge und in Lebensmittelgeschäften gefunden werden, dort vor allem bei den Behältern, mit denen man zum Spenden von Lebensmitteln für Obdachlose gebeten wird. Dies ist eine sehr gute Möglichkeit, um Demeter gnädig zu stimmen, wenn du zum Beispiel ein Kind haben möchtest und ihre Hilfe brauchst.

In der Tat sind Lebensmittelgeschäfte ein guter Ort, um Fruchtbarkeitsgöttinnen wie Gaia, Freya oder Demeter Gaben zu bringen – vor allem in der Obstabteilung. Ich vermute, dass sie besonders Tante-Emma Läden und Obst- und Gemüsehändler schätzen; tatsächlich wird die Magie gestärkt, wenn du von ihren unwissentlichen Priestern/Priesterinnen etwas kaufst.

Kwan Yin, Göttin der Barmherzigkeit und des Mitleids, kann ebenso in Armenküchen und in Goodwill- und Heilsarmeeläden gefunden werden, wo es Kleidung für Menschen mit niedrigem Einkommen gibt. Ein Geschenk, das du ihr dort gibst, könnte dir einen alten Gegenstand einbringen, nach dem du schon lange gesucht hast, obwohl man sich hierfür besser an Skor wendet (siehe nächstes Kapitel).

Hestia ist die Göttin des heimischen Herdes, ihr heiliger Platz ist die Flamme und der Herd des Hauses. Du hast keinen Kamin zu Hause? Aber du hast einen Ofen im Haus und wenn es ein Gasofen ist, so hat er eine Kontrollflamme, die moderne Version der ewigen Flamme. Dort kannst du für Hestia eine Gabe verbrennen.

Dionysos, Gott des Weines, des Tanzes und der Verwandlung, hat zwei unterschiedliche Gestalten. Der frühe Dionysos war eine weibliche, kastrierte, verschieden gekleidete Gottheit, die über den veränderten Bewusstseinszustand der Schamanen wachte, wild tanzte, trank und sich berauschte. Seine spätere römische Inkarnation, Bacchus, war ein wilder, männlicher, bärtiger, lustiger Weingott, der sich in Wirklichkeit vollständig im Gott Liber wiederfindet, was ”Freiheit” bedeutet. Sowohl beide zusammen als auch jeder einzelne können beschworen werden, wenn man etwas Alkohol ausgießt, Gaben kann man in und bei Spirituosenläden oder Bars hinterlassen. Wer in seinem Hof Weintrauben zieht, kann unauffällig eine Goldmünze (sie kann auch unecht sein) als Geschenk zwischen die Reben hängen. Dionysos herrscht vor allem in Transvestitenbars, Kinos und Theatern. Zu seinen beweglichen Tempeln gehören auch Rockkonzerte, auf denen man viel tanzt und sich berauscht; Joseph Campbell behauptete, dass die engste Verbindung zwischen den berauschenden Feiern Dionysos‘ und der modernen Welt auf einem Grateful Dead-Konzert entsteht. Bacchus tritt in durchschnittlichen Kneipen in Erscheinung, besonders dort, wo behagliche Geselligkeit herrscht.

Kriegsgötter wie Ares/Mars haben ihre heiligen Stätten zum Beispiel in militärischen Rekrutenlagern, in Schulen für asiatische Kampfsportarten und in Sporthallen. Appollo mag ebenfalls Sporthallen, da diese Orte zur Selbstverbesserung dienen, dies gilt auch für den Afro-Karibischen Gott Fire Orisha Shango. Passende Opfer sind Bier und würzige Speisen. Unserer Meinung nach sind heiße Tortilla-Chips mit Chili praktisch. Wenn du diese deinen befreundeten Sportkameraden im Namen eines Kriegsgottes schenkst, dann bringt dir das Punkte an mehreren Fronten ein.

Die ägyptische Kriegsgöttin Sekhmet bevorzugt Steinlöwen und -löwinnen als Opferplatz, aber nicht den Zoo; sie ist verletzt, wenn sie eingesperrte Löwen und Großkatzen sieht.

Aphrodite, Oshun, Ishtar und alle anderen Liebesgöttinnen herrschen über so augenscheinlichen Stätten wie Partneragenturen, Singlebars, aber am besten beschenke sie an einem Ort, an dem sich viele Verliebte treffen. Wenn du wetten kannst, dass sich dort Leute für ein Stelldichein treffen, dann ist dies ihr heiliger Platz. Noch besser ist der Gang in eine Strip-Bar. Die Mädchen, die dort arbeiten, wissen es vielleicht nicht, aber sie sind die Erbinnen der heiligen Horen alter Zeiten. Der Tanz der Horen, die Hora, ist uns heute noch erhalten in dem Wort ”Hure” (engl.: whore). Gib ihnen Geld und zwar auf eine respektvolle, verehrende Art und Weise. Sprich eine Tänzerin, die dir entgegenkommt, als „Herrin“ oder ”Göttin” an, bezahle sie und verlange nichts von ihr, dann gehst du. Auf diese Weise verändert Magie die Welt.

Die anderen Erbinnen der Liebesgöttinnen sind die Damen der Nacht. Da es für zuschauende Polizisten verdächtig aussehen könnte, wenn du ihnen Geld gibst, schenke ihnen am besten andere Gaben und Opfer, zum Beispiel Nahrungsmittel oder kleine Weinflaschen in ihrer Funktion als Geschenk für die unwissenden Diener der Göttinnen. Du kannst den Kontakt nur kurz halten, wenn du möchtest und dein Verhalten nach Belieben erklären oder nicht, wichtig ist allerdings, dass du nichts von ihnen für dein Geschenk verlangst. Die Liebesgöttin wird es sehen und gutheißen, sie ist jedenfalls auch diejenige, von der du etwas verlangen kannst.

Berufsschulen sind Ptah geweiht, dem ägyptischen Gott der Arbeit. Dasselbe gilt auch für Ausbildungsorte von Lehrlingen. Sein Symbol ist der Skarabäus; du kannst einen ausgeschnittenen Skarabäus an die Wand einer Berufsschule kleben (in die Nähe der Decke – den Skarabäus zieht es zur Sonne hin), Ptah wird erfreut sein und dich bei deinen Anstrengungen unterstützen. Andererseits kannst du dich auch an Prometheus wenden, wenn lange Gewerkschaftssitzungen bevorstehen oder was Bürgerrechtsbewegungen anbetrifft. Fertige eine Papierkette, schreibe darauf jene unfairen Verhaltensweisen, die du loswerden möchtest, reiße sie in zwei Teile und verstecke diese Teile an einem geheimen Ort in dem Gebäude.

Um einen der Schmiedegötter wie Hephaistos, Wieland oder vielleicht Brigid zu finden, gehst du hinunter zum nächsten Maschinenschlosser oder zu einer Werkstatt. Brigid selbst ist nicht nur die Göttin des Feuers und des Stahls, sondern auch der Poesie und Inspiration, sie steht in besonderer Verbindung mit Weltraumreisen und wenn sich eine DASA- oder ESA-ähnliche Einrichtung in deiner Stadt befindet, gib der Göttin etwas Besonderes.

Planetarien sind Nuit/Nut, der Sternengöttin geweiht, im Staub unter ihren Füßen befinden sich die Gestirne. Die naturwissenschaftlichen Museen dagegen, in denen sie normalerweise zu finden sind, sind der Athene zugeordnet.

Saturn, der gestrenge alte Gott der Zeit und des Karmas, hat seinen besonderen Platz beim Finanzamt. Alles, was mit Steuereintreibung zusammenhängt, fällt in sein Territorium. Lege Geschenke vor der Tür des örtlichen Finanzamtes ab, so ziehst du ihn auf deine Seite. Bitte ihn darum, dir einen guten Steuerprüfer zu senden oder dieses Mal deine eigenen Steuerschwächen zu übersehen.

Thor, der nordische Gott des Donners und der Blitze wird erfreut sein über ein Geschenk, das du an den Toren des örtlichen Elektrizitätswerkes ablegst. Er mag auch Züge, weil sie laut und donnernd sind, du kannst eine Gabe auf die Gleise legen. Bitte sei in beiden Fällen vorsichtig.

Hermes/Merkur, Gott der Reisenden, steht in Verbindung mit Bushaltestellen oder dem Flughafen. Er ist ebenfalls Patron der Taxifahrer; gib dem Fahrer etwas mehr Trinkgeld und sage ihm, es sei für Hermes, dieser wird es zu schätzen wissen.

Die ägyptische Göttin Isis ist eine Heilerin und die Patronin der Ärzte; heilsame Gaben kannst du bei einer Arztpraxis, in Krankenhäusern und medizinischen Fakultäten ablegen.

Bast, die ägyptische Katzengöttin, hat ihren besonderen Platz bei Tierschutzorganisationen oder anderen Einrichtungen, die Katzen retten (logisch). Spende ihr Dosen mit Katzenfutter oder schöne frische Fischstückchen. Sie kann dir beim Wiederfinden von entlaufenen Katzen behilflich sein.

Die Hindugottheit Sarasvati kann, ebenso wie die griechischen Musen, in Kunstschulen und in Hobbyläden gefunden werden. Rufe sie zur künstlerischen Inspiration an.

Ihre Verwandte Lakshmi, die Hindugöttin des Glücks, liebt Springbrunnen. Wirf Münzen hinein – je größer und kunstvoller der Brunnen, desto besser.

Die afro-karibische Orisha Oya, Herrin der Stürme und des Todes, ist die Beschützerin der Märkte und kann überall angerufen werden, wo ein offener Marktplatz oder ein Laden mit der Aufschrift ”Markt” ist. Gib ihr Rotwein und atme neun Mal nacheinander sehr schnell ein und aus.

Ogoun, der afro-karibische Jägergott wird mit der Polizei in Verbindung gebracht, Gaben für ihn kann man bei der Polizeistation hinterlassen. Der Erzengel St. Michael ist der eigentliche Patron der Polizisten, zu ihm kannst du dort ebenfalls sprechen. Du kannst Geschenke dafür machen, dass das Auge des Gesetzes sich nicht auf dich heftet, sondern Verbrecher entdeckt, und dass die örtliche Polizei fair, gerecht und objektiv bleibt.

Der nordische Gott Heimdall, Wächter der Tore von Asgard, ist der Patron aller Wachmänner und Portiers. Lenke seine Aufmerksamkeit auf dich, indem du einem dieser Vertreter ein Geschenk bringst, zum Beispiel Schokolade oder etwas anderes Verführerisches.

Botanische Gärten und Blumenläden fallen in den Machtbereich der Flora/Kore, die Frühlingsmaid, Herrin über das neue Leben. Sie kann man um Hilfe bitten, wenn man sich sich von Todesfällen oder von einem Trauma erholen will; wenn man eine Sucht überwinden will, verleiht sie neue Lebenskraft.

Was die Meeresgottheiten anbetrifft, da ist die günstigste Stätte zum Überreichen eines Geschenkes das Meer. Es gibt tatsächlich überall auf der Welt Menschen, die den verschiedenen Meeresgöttern opfern, indem sie bei Ebbe kleine Altäre am Strand errichten, auf die sie Gaben wie Nahrungsmittel, Getränke und Blumen, normalerweise in Muscheln, stellen. Wenn dann das Wasser steigt, werden sie fortgespült. Die afro-karibische Meeresgöttin Yemaya wird auf diese Weise zur Sommersonnenwende in allen Küstenregionen Südamerikas verehrt. Aquarien und Schutzgebiete für Wassertiere sind auch gut geeignet zum Hinterlassen von Gaben. (Bitte lass keine von Menschenhand gefertigten, nicht-organischen Stoffe wie Verpackungen oder Plastiktüten in der Reichweite von Tieren; das könnte sie gefährden.) Poseidon als Gott, der außerdem noch mit Erdbeben assoziiert wird, sollte regelmäßig von Bewohnern erdbebengefährdeter Gebiete freundlich gestimmt werden.

Das zeigt natürlich nur eine Wirkung, wenn du tatsächlich an der Küste lebst. Wenn du aus bestimmten Gründen Meeresgottheiten anrufen willst, aber mitten auf dem Kontinent wohnst, musst du einen symbolischen Ozean erschaffen. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten. Du kannst eine große Schüssel (zum Beispiel von der Größe eines Woks) mit Salzwasser füllen, einige Stückchen Algen sowie einige kleine getrocknete Fische hinzufügen (ähnlich den Meeresfischen, du kannst getrockneten Fisch beim asiatischen Lebensmittelhändler besorgen) und versenke einen kleinen Stein mit einem Symbol deiner Wahl und von der Größe eines Kieselsteins in der Schüssel und lasse sie etwas stehen. Spüle den ”Eintopf” nach Gebrauch in der Toilette weg – Wasser zu Wasser. Du kannst auch eine Collage zum Thema Meer zusammenstellen – Bilder aus Zeitschriften mit Fischen in ihrer natürlichen Umgebung, Meeresbilder und so weiter – bringe sie an deiner Wand an und meditiere darüber. Wissenschaftliche Zeitschriften haben oft gute Artikel mit Abbildungen von Fischen.

Die Todesgötter sind ein Spezialfall und beanspruchen einen ganzen Teil der Stadt für sich, sie werden in einem anderen Kapitel behandelt (siehe Kapitel 14, In die Tiefe). Zu ihren überirdischen Aspekten zählen jedoch das städtische Leichenschauhaus und die Friedhöfe.

Eine der ambivalentesten göttlichen Figuren, die du auf der Straße treffen kannst, ist der alte in Rot gekleidete Mann, der zur Julzeit fast auf jedem Platz zu finden ist: der Weihnachtsmann. Wir sind fest davon überzeugt, dass er eine Verschmelzung älterer Götter ist, der zurückkommt, um Jul für sich zu beanspruchen. Er ist dem rotgekleideten Hollyking (Geist des Winters) sehr ähnlich, der in jedem Frühjahr den Oak King (Gott des zunehmenden Lichtes) besiegt und zur Julzeit alt ist und seinen Platz an das neue Sonnenkind abtreten muss; und auch dem russischen Väterchen Frost, der den Winters verkörpert, gemeinsam mit dem Frost King. Dessen Elfenlegionen stellen eine Verbindung mit dem Elfenkönig her, und astrologisch ist er mit Jupiter verwandt, welcher den Überfluss symbolisiert. Einige sehen ihn auch als Odin, der Sämlinge seines Weltenbaumes verteilt. Er ist auf jeden Fall der Julgott und keine Schöpfung der Neuzeit. Lege Geschenke zu Füßen der Weihnachtsmänner, um von ihm Überfluss im kommenden Jahr zu erhalten. Einige Leute sind der Meinung, dass man dieselbe Wirkung erzielt, wenn man eine Münze in die Schale eines der vielen Weihnachtsmänner mit den klingenden Glöckchen wirft, vorausgesetzt man ist dabei konzentriert. Andere spenden solchen Organisationen aus religiösen Gründen lieber nichts. Du hast die Wahl.

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