Steinzeit in Waldbüttelbrunn: Fundbericht, Jahrgang 08.1988/05.1991, Band 1

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Artikelnummer: antiquarisch,EFODON Kategorie:

Beschreibung

Paläontologie Waldbüttelbrunn [Hrsg.]: „Steinzeit in Waldbüttelbrunn, Fundbericht Band 1, Jahrgang. 08.1988/05.1991“. Waldbüttelbrunn 1991, A4, 46 Seiten

 

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EFODON-SYNESIS Nr. 1/2006
Armin Naudiet
Steinzeit
Die Naturvölker: Erben der Steinzeit
Im vorausgegangenen Abschnitt (SYNESIS Nr. 5/2005) wurde aufgezeigt, dass man sich bis heute ein völlig falsches Bild von der Steinzeit gemacht hat. Vergisst man die unendlich langen Epochen der herrschenden Lehre, so liegt mit den noch angetroffenen Naturvölkern die „Steinzeit” eigentlich direkt vor unseren historischen Epochen. Mit dem uns heute bekannten Wissen aus Ethnologie und Ethnografie können wir also direkt gedanklich in die Steinzeit hineinspazieren. Dabei soll nochmals in Erinnerung gebracht werden, dass man genauer von der „Zeit der naturgegebenen Werkstoffe” sprechen müsste. Nur der Einfachheit halber bleiben wir beim Steinzeitbegriff.
Zunächst muss dabei klargestellt werden, dass es bis vor wenigen Jahrzehnten noch Wildbeutergruppen auf unserer Erde gab, die praktisch noch „steinzeitlich” lebten, obwohl es um sie herum überall schon Zivilisationen gab. Der Grund dafür war Isolierung in Räumen, die für die „Zivilisation” nach wie vor problematisch sind: Wüstengebiete und tropische Urwälder, Kaltzonen und Hochgebirgsregionen.
Diese Wildbeuter-, d. h. Sammler- und Jägergruppen, repräsentierten noch im Anfang unseres Jahrhunderts die ältere Altsteinzeit. Es sind jene Gruppen, die von den Völkerstämmen der Jungsteinzeit in ungünstige Räume zurückgedrängt wurden. Das Wort Jungsteinzeit muss allerdings anders interpretiert werden.
Da wir gesehen haben, dass sich in der menschlichen Entwicklungsgeschichte Umbrüche aufgrund von Naturkatastrophen ergaben, die kosmische Gründe hatten, wird man besser folgende Einteilung wählen:
A. Homo-erectus-Zeit
B. Neandertalerzeit
C. Vorsintflutliche Steinzeit
D. Nachsintflutliche Steinzeit
E. Steinzeit der Zivilisationsphase
Diese neuartige Aufgliederung hat seine besonderen Gründe. Sie ergaben sich aus den Konsequenzen der Zeitverkürzung und der bisherigen Fehlbeurteilung. Zunächst ist es wichtig, zu erkennen, dass es bei vielen Naturvölkern noch „steinzeitliche” Lebensverhältnisse gab, als andere Völker längst in den Metallzeiten mit Zivilisation waren. Das ist die Phase E, die von etwa -2000 bis praktisch zur Gegenwart reicht, also rund 4.000 Jahre.
Des Weiteren ist zu beachten, dass es – bedingt durch die Globalkatastrophe „Sintflut” – eine Trennung gab, die sehr gravierend war. Die Phase D war ganz anders als Phase C. In Phase D wurde lange Zeit überwiegend weiter für Waffen und Schneidwerkzeuge Stein verwendet, obwohl man bereits Kupfer- und Bronzeherstellung und -Verarbeitung kannte. Phase D reichte von etwa -2500 bis in die Phase E hinein.
Die Phase C, „die vorsintflutliche Steinzeit”, dauerte etwa 5.000 Jahre, von etwa -8000 bis etwa -3000. Der größte Teil der Phase war sicherlich noch „metalllos”. Für das letzte Jahrtausend dieser Phase können wir allerdings nicht unbedingt die Kenntnis der Metallgewinnung und -Verarbeitung ausschließen.
Wenn man bedenkt, dass um etwa -3000 eine globale Katastrophe von größtem Ausmaß eintrat, wir aber dennoch um etwa -2500 bereits erste Kupfererzeugnisse vorfinden, so werden mit größter Wahrscheinlichkeit viele „steinkupferzeitliche” Funde auch noch dem Ende der „vorsintflutlichen” Steinzeit zugeordnet werden können. Dies umsomehr, als ja die herrschende Lehre für diese Zeit keine Weltkatastrophe kennt! Es wird zukünftig bestimmt eine Überprüfung und neue Zuordnung ältester Metallfunde (Kupfer) geben.
Die genannten Phasen A und B waren, als reine „Wildbeuterphasen”, auf jeden Fall ohne Metalle.
Doch sowohl die Phasen A und B als auch der überwiegende Teil der Phase C kannte einen besonderen Werkstoff. Es war zwar kein Metall, aber eine ganz besondere Steinart: Obsidian – ein glasharter Stoff. Er wurde nicht nur gesammelt, sondern bereits „bergmännisch” abgebaut. Bis zum Anfang der Phase D galt diese Beschaffung noch in manchen Gebieten. Bei manchen Stämmen sogar noch in Phase E. Obsidian war in der gesamten Frühzeit ein sehr begehrter Werkstoff. Es war der „Edelstahl” der Steinzeit. Wir wissen, dass mit Obsidian ein reger Handel betrieben wurde.
Ein ebenso hochgeschätztes Handelsprodukt in allen Phasen – von C bis E – war das Salz. Auch dieser wichtige Rohstoff wurde wirklich gewonnen. Entweder im Verdunstungsverfahren an den Küsten der Flachmeere (Flachküsten) oder auch aus bestimmten Höhlen, die Salzablagerungen enthielten.
Der weltberühmteste und wohl von Anbeginn an bis heute verwendete Werkstoff war aber das Holz. Wer einmal ein Bauernmuseum mit Geräten aus dem vergangenen Jahrhundert besucht hat, weiß, was man alles aus Holz gemacht hat, ohne irgendein Metallteil zu benutzen! Die gesamte völkerkundliche Literatur ist übervoll an Beispielen für zahlreiche Waffen, Werkzeuge und Geräte aus Holz.
In vielen Erdräumen wurden ganze Flotten von Booten gebaut, bei denen nicht ein einziges Metallstück verwendet wurde! Speere, Schilde, Keulen, Hausgeräte, Webstühle usw. – alles nur Holz. Stabilste Verbindungen wurden durch Zapfen, Keile, Bolzen oder Flechtwerk aus Pflanzenfasern geschaffen. Selbst die ersten Räder, eigentlich die erste geniale, technische Erfindung, waren ursprünglich nur aus Holz.
Mit Holz als Werkstoff und ObsidiLinienbandkeramische
Fundgegenstände aus der Gegend von Waldbüttelbrunn. Es handelt sich um Schuhleistenkeile (1, 2) und das Schneidenfragment eines Meißels (3) (Arbeitskreis Archäologie/Paläontologie Waldbüttelbrunn [Hrsg.]: „Steinzeit in Waldbüttelbrunn, Fundbericht Band 1, Jahrgang 08.1988/05.1991“. Waldbüttelbrunn 1991).
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an als Schneid- oder Schnitzwerkzeug wurden in allen Phasen großartige Dinge geschaffen. Auch Knochen ließen sich mit Obsidian bearbeiten.
Es ist nicht Ziel dieser Arbeit, das gesamte völkerkundliche Material vor dem Leser auszubreiten. Wichtig ist allein die Erkenntnis, dass wir in den Aussagen über die Naturvölker in weiten Teilen Aussagen über die „Steinzeit” haben. Genauer müssten wir von „Steinzeiten“ reden. Diese „Zeit der naturgegebenen Werkstoffe” begann vor etwa 30.000 Jahren und ist – trotz aller Hochtechnologie – auch heute noch nicht zu Ende. Nur unsere Werkzeuge sind nicht mehr aus „Stein”.
Nachdem wir uns bisher nur mit dem technologischen Bereich befasst haben, soll nun der Versuch erfolgen, den immateriellen Komplex zu beleuchten.
Auch hier können die völkerkundlichen Arbeiten Vorbildliches leisten. Es wurde schon erwähnt, dass wir keinen Grund haben, irgendwo von „Primitivität” zu sprechen. Was war also der Grundstock des frühen Denkens und Verhaltens? I. Herbig hat es in einem seiner Bücher über Naturvölker sehr zutreffend formuliert:
„Brüderlichkeit, Friedfertigkeit, Verständigungswillen, Bescheidenheit, die Bereitschaft zum Ausgleich und Uneigennützigkeit – Eigenschaften, in denen wir, ohne sie selber zu praktizieren, noch immer die höchsten menschlichen Tugenden sehen – waren einst unentbehrliche Voraussetzungen, um in der Wildnis zu überleben. Nicht der Krieg ist der evolutionäre Vater des Menschen, nicht Rivalität, Macht- und Besitzstreben haben den Menschen geformt, sondern Zusammenarbeit, Teilen und Verständigung. Am Anfang war nicht die Waffe und auch nicht das Werkzeug, am Anfang war das Wort.”
Damit ist sehr vieles ausgesagt, wenn-gleich eine gewisse Korrektur nötig ist. Diese Korrektur sind wir den „Prähominiden” schuldig. Zoologen, die lange Zeit mit Primatengruppen (Orang-Utan) zusammen waren, konnten Forschungsergebnisse vorlegen, die für sich sprechen. Diese hoch entwickelten Tiere (die ja keine Prähominiden sind) hatten eine sehr ausgebildete soziale Ordnung, übten viele der oben genannten Eigenschaften aus, pflegten ihre Beziehungen, hielten als Gruppe zusammen und benutzten auch einfache Stöcke u. a. als „Werkzeuge”. Das alles konnten die „Prähominiden” sicher auch. Dennoch bleibt der Satz gültig: „Am Anfang war das Wort.” Menschwerdung beginnt mit „Sprechfähigkeit”! Und wie eingangs ausgeführt, war diese ein Geschenk des Kosmos. Wir können auch „der Götter” sagen, denn mit der Sprache kamen auch die Götter oder Gott in die Welt. Das Evangelium des Johannes drückt es so aus:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort” [1. Joh. 1].
Eine großartige Darstellung, die mit wenigen Worten das Verhältnis von Mensch, Sprachfähigkeit und Religiosität erklärt.
Im Großen und Ganzen kann alles, was I. Herbig ausgeführt hat, als Zustandsbeschreibung der Grundhaltung des frühen Menschen bestätigt werden. Sie galt für die gesamte „vorsintflutliche Steinzeit”.
Keinesfalls zutreffend ist die Aussage, viele Naturvölker seien nicht fähig gewesen, zu Ackerbau oder Viehzucht zu gelangen. Hier wird völlig übersehen, dass die Lebensform als „Sammler und Jäger”, also „Wildbeuter”, für viele Jahrtausende eine traditionelle Lebensform war. Sie ging von der Vorstellung aus, dass die Natur ein lebendiges Wesen sei, was ja grundsätzlich richtig ist. Sie zu beschädigen, d. h. z. B. zu pflügen, hätte bedeutet, die Erde zu verletzen. Das aber wollte man auf keinen Fall.
Da man aufgrund von verschiedenen Naturkatastrophen auch die „Gewalt der Erdmutter” kannte, hütete man sich sehr, sie zu „erzürnen”. Uns Heutigen mag das unverständlich sein, aber es hatte durchaus einen tiefen Sinn. Zu dieser Art zu Denken trug ein sehr wichtiger Umstand bei: das Klima.
Alle Menschengruppen der Homo-erectus-Zeit, der Neandertalerzeit und der „vorsintflutlichen” Steinzeit lebten in einem tropischen bzw. subtropischen Klima. Die Gruppen der Phasen A und B verließen ihre angestammten warmen Gebiete ohnehin nicht, und die Gruppen der Phase C waren durch das bereits erläuterte globale Klima ihrer Zeit begünstigt. Diese Klimaverhältnisse ließen jederzeit ein breites Nahrungsangebot wachsen, ohne dass man sich darum zu bemühen brauchte. Ackerbau oder Viehzucht waren also prinzipiell überflüssig. Die tropische Natur der Lebensräume bot alles im Überfluss. Dazu kommt, dass die damaligen Menschengruppen noch klein waren.
Aus den „altsteinzeitlichen” Knochenfunden lässt sich auch ablesen, dass die frühen Menschentypen beileibe nicht so alt wurden wie wir. Auch die Kindersterblichkeit war größer.
Das „Wildbeutertum” der Phasen A bis C war also völlig „normal”. Die Menschen konnten mit diesem „Wirtschaftssystem” gut leben. Auch Kälte, den größten Feind des Lebens, kannten sie nicht. Das alles ist zu berücksichtigen, um sich ein Urteil bilden zu können. Nur die falschen Vorstellungen, die man sich zur „Eiszeit” gemacht hat, haben zu den Fehldeutungen der Leistungsfähigkeit unserer Ur-Ur-Ahnen geführt.
Erst mit der großen Globalkatastrophe „Sintflut” wurden die Bedingungen völlig anders, weil sich durch eine andere Erdachsenneigung das Klima abrupt und dauerhaft änderte. Darüber wird später noch eingehend zu sprechen sein.
Fast alle Naturvölker, die die Ethnologen studiert haben, lebten im subtropisch tropischen Erdraum, wenn man von den Eskimos absieht. So ist verständlich, dass sich auch nach der „Sintflutkatastrophe” für viele Menschengruppen und Stämme noch wenig änderte. Klimatisch hätten alle Wildbeuter bleiben können. Sie wären es wohl auch alle geblieben, wenn sie nicht – mit eindeutigen Ausnahmen wie z. B. Australien – von „nördlichen” Ackerbauern oder Hirtennomaden nach der Sintflut neue Kenntnisse erhalten bzw. übernommen hätten.
Die gesamte Phase D, also die nachsintflutliche Steinzeit, war auch für den überwiegenden Teil der Menschheit, ob Ackerbauer oder Hirtennomade, generell „steinzeitlich”. Es bildeten sich allerdings in dieser Phase schon „Zivilisationskerne”. Diese Kerne ergaben sich
Feuerstein-Schaber (Ritters)
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aus dem Ackerbau. Er erzwang Sesshaftigkeit, forderte Land zur Bebauung, das man nur den „Wildbeutern” nehmen konnte. Bei den viehzüchtenden Nomaden blieb sicherlich lange Zeit ein kooperatives Verhältnis zu den „Wildbeutern” bestehen, wenngleich auch die Viehzuchtnomaden Land brauchten. So kam es zu dem bereits erwähnten „Abdrängungsprozess” in Gebiete, die weder für Ackerbau noch für Viehzucht geeignet waren.
Neben den Konflikten zwischen Ackerbauern, Viehzüchtern und „Wildbeutern” gab es allerdings eine sehr viel bedeutendere Auseinandersetzung, jene zwischen viehzüchtenden Nomaden und sesshaften Ackerbauern. Dieser Konflikt prägte die Menschheitsgeschichte.
Ackerbau einerseits und Viehzucht auf nomadischer Grundlage waren zwei grundverschiedene „Wirtschaftsformen”. Sie hatten völlig unterschiedliche Strukturen, die sich nicht nur in der Lebensform, sondern auch in der geistigen Grundhaltung unterschieden. Ackerbau war erdverbunden, während die nomadische Viehzucht sich auf Weideland und Wasserstellen für die Viehherden konzentrierte. Der Ackerbau brauchte weniger, aber sehr gutes Land, während die nomadischen Viehzüchter viel Land und Wasserstellen in ausreichenden Entfernungen brauchten. Den Ackerbauern zeichnete also Beharrungsvermögen und ständige Bodenpflege aus, während die Viehzuchtnomaden weitenorientiert waren.
Aus diesen unterschiedlichen Strukturen erwuchsen große Konflikte, wenn sich für beide Gruppen nicht genügend Raum anbot. Viele Erdräume, besonders in Tropengebieten, waren sowohl für die einen wie die anderen ungeeignet. Das hat zum langen Überleben der „Wildbeuter” – gerade in jenen Räumen – erheblich beigetragen. In anderen Gebieten kam es zu gewissen Teilungen zwischen Ackerraum und Herdenraum. Manchmal geschah das im Streit, manchmal auch friedlich.
Bezogen auf unsere Betrachtungen zur Steinzeit sind also die Phasen D und E eindeutige Epochen von Angleichung und Überschneidung. Und die meisten Naturvölker sind in die Stufen von Ackerbau oder Viehzucht eingetreten. Nur ein sehr geringer Teil blieb der alten „Sammler- und Jäger-Tradition“ verhaftet.
Heute gibt es praktisch keine Naturvölker mehr. Die europäisch geprägte Zivilisation ist weltweite Norm. Doch die regionalen Unterschiede sind noch beträchtlich. Rein werkzeugtechnisch ist die Steinzeit längst vorbei. Aber in vielem anderen sind noch beachtliche Relikte früherer Kulturtraditionen usw. erhalten. In vielen Entwicklungsländern ist es vom modernen Flughafen bis an den Rand der „Steinzeit” manchmal kaum eine Autostunde.
Aus diesen Ausführungen ließ sich erkennen, dass wir durchaus berechtigt sind, das Material der Völkerkunde, das überwiegend im vorigen Jahrhundert zusammengetragen wurde, zur Erforschung der „Steinzeit” heranzuziehen.
Nur wenige Jahrtausende trennen uns von der „vorsintflutlichen” und „nachsintflutlichen” Steinzeit, und in den Naturvölkern hat sich ein beachtliches Erbe dieser Menschheitsepochen erhalten. Viele dieser Naturvölker lassen sich noch sehr gut mit neolithischen/jungsteinzeitlichen Stämmen vergleichen, sofern sie Ackerbauern oder viehzüchtende Hirtenstämme sind.
Bei den „Wildbeutern” ist der Vergleich mit „altsteinzeitlichen”, also „vorsintflutlichen”, Gegebenheiten durchaus zulässig. So ordnet sich also das zur Verfügung stehende Arbeitsmaterial.
Dieses völkerkundliche Arbeitsmaterial ist sehr umfang- und aufschlussreich, und sein Wert wird durch die aufgezeigte Zeitverkürzung noch erheblich gesteigert.
Das von den Ethnologen und Ethnografen zusammengestellte Bild zahlreicher Naturvölker, die im vergangenen Jahrhundert noch angetroffen wurden, bringt uns Lebensformen, Sitten und kultische Bräuche näher, denen man – unter einem gewissen einschränkenden Vorbehalt – auch schon in der früheren Zeit anhing. Denn gerade dort, wo die rasanten Entwicklungen der Zivilisation auf europäischer Grundlage sich lange Jahrhunderte nicht ausgewirkt hatten, blieben jahrhundertealte Traditionen lebendig.
Im Folgenden werden also archäDer
Stammbaum des Menschen, wie er offiziell auch heute noch vertreten wird (GLG-Archiv)
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ologische Forschungsergebnisse zur „Steinzeit” mit völkerkundlichen Ergebnissen vergleichend zusammengefasst. So lassen sich über die „Steinzeit” Erkenntnisse gewinnen, die uns ein anschauliches Bild vermitteln. Es wird uns dazu verhelfen, vieles besser zu verstehen, was aus den stummen archäologischen Fakten nur schwer zu erkennen ist.
Die steinzeitliche Kulturentwicklung
Es gibt nicht eine Kultur der Steinzeiten. Es gab in allen Phasen stets zahlreiche Kulturen. Die Entstehung von Kulturen ist entscheidend von ihrem Umfeld abhängig. Dieses Umfeld war nicht immer gleich. Wesentlich prägendes Element der frühen Kulturentwicklung war der Lebensraum. Natur und Kultur sind enger miteinander verbunden, als man üblicherweise annimmt. Wir werden diesen Formungsprozess im Einzelnen noch behandeln.
Wie bereits angesprochen, hat sich die kulturelle Breite in den verschiedenen Phasen von A bis E fortlaufend vergrößert. Das betraf allerdings nicht alle Gruppen oder Stämme.
Für die Homo-erectus-Zeit und die Neandertalerzeit können wir aufgrund der „Wildbeuterstruktur”, die offiziell galt, noch eine weitgehend homogene, fast gleichartige Kultur mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen. Dies gilt umso mehr, als wir ja auch vom praktisch gleichen klimatischen Umfeld ausgehen können. Auch die vom Lebensraum ausgehende Prägung war relativ einheitlich, da sich in den Phasen A und B der „älteren Steinzeit” der Mensch nur im tropisch-subtropischen Erdraum aufhielt. Die bei den noch typischen Wildbeutern angetroffenen kulturellen Grundzüge können wir im Großen und Ganzen auf die Phasen A + B übertragen. Sicherlich noch mit etwas gröberem Werkzeug, aber ansonsten durchaus vergleichbar.
Wir können also die Homo-erectus-Zeit und die Neandertalerzeit als „reine Wildbeuterzeit” im kulturellen Sinn bezeichnen.
Als diese Zeit in einer kosmisch bedingten Naturkatastrophe mit globalen Auswirkungen endete, gab es mit Sicherheit zunächst einen Rückschritt. Vieles, was die ersten Menschen der Phasen A + B bereits erreicht hatten, wurde gefährdet. Andererseits brachte der Umbruch aber einen enormen Gewinn. Denn da sich die Erdstellung im Raum wesentlich änderte, wurde es fast auf der ganzen Erde feuchtwarm. Die nördlichen Erdbreiten waren zwar etwas kühler, wurden aber zum Eldorado der Großtiere. So entwickelte sich der Menschentyp Homo sapiens sapiens der „vorsintflutlichen Steinzeit”, Phase C, intensiver zum Jäger als seine Vorfahren. Er folgte den Herden der Tiere und erreichte so praktisch alle Erdräume, auch den amerikanischen Kontinent. Auch zum australischen Kontinent scheint die Landbrücke mit Südostasien weiterbestanden zu haben. So kam es auch dort zur erneuten Zuwanderung des weiterentwickelten Menschentyps.
Die Verlagerung des „wirtschaftlichen” Schwerpunktes vom Sammler zum Jäger (gesammelt wurde natürlich auch noch weiterhin) führte auch zu einer geistigen Veränderung. Sie wirkte sich besonders auf die Stellung von Mann und Frau aus. Es war die erste Vorstufe für die spätere Dominanz des Mannes. Im „kultischen” Bereich wurden die zu jagenden Tiere in die Denkvorstellungen einbezogen. Wie bereits gesagt, empfand man die Jagd als einen Einbruch in die „Heiligkeit” der Natur, der nur durch Opferrituale bewältigt werden konnte. Handelnde dieser Rituale waren die Jäger, also die Männer.
Dies bedeutete selbstverständlich noch keine „Beherrschung” der Frau. Das hätten die Lebensbedingungen auch unmöglich gemacht. Immer noch stand die Frau der Erdmutter am nächsten. Die Jagd hatte aber Prägungen zur Folge, die zu sozialen Umstellungen führten. Die Erziehung der Knaben für die Jagd wurde zur Grundlage der Differenzierung.
Vereinfachend kann gesagt werden: Die „vorsintflutliche Steinzeit” war geprägt von der „Jägerkultur”. Sie wird hier – um Unterschiede deutlich zu machen – von der „Wildbeuterkultur” der Phasen A und B unterschieden, obwohl natürlich auch die Wildbeuter gejagt haben. Aber eben nur nicht so organisiert und „kultisch” begleitet.
In den rund 5.000 Jahren der „Jägerkultur” auf einer „paradiesischen Erde” wurde der Waffen- und Gerätebestand deutlich verbessert und erweitert. Doch auch der „geistige Hintergrund” veränderte sich. Einerseits gehörten die Tiere der „großen Erdmutter”, andererseits brauchte man Rituale, um die „Aneignung” von Tieren zu rechtfertigen. Doch nicht nur das. Unverändert war den Menschen in Erinnerung geblieben, in welchem Naturinferno sie geboren worden waren. So intensivierten sich auch Riten, die vor den Schrecken der Natur bewahren sollten.
Offenbar fällt in die Phase C der „vorsintflutlichen Steinzeit” noch eine weitere, „kultisch” sehr wesentliche „Entdeckung”: die Erkenntnis der bewussten Zeugung! In der Bibel wird es mit den Worten ausgedrückt: „… und Adam erkannte sein Weib”. Das heißt nichts anderes, als dass man sich des Zusammenhangs von Geschlecht und Zeugung bewusst wurde. Zuvor bestand wohl noch die Vorstellung, dass sich Zeugung als unbeeinflussbarer Naturvorgang vollzog.
In allen „altsteinzeitlichen” Funden spielen bei Felszeichnungen, Steinritzungen usw. sexuelle Symbole eine
Wollnashorn (GLG-Archiv)
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beträchtliche Rolle. Das kann nicht von ungefähr so sein. Auch dieses Erkenntnisfeld hat sich auf die Kulturprägung ausgewirkt.
Die „vorsintflutliche Steinzeit” der Jäger war also eine sehr prägende Menschheitsepoche. In den letzten Jahrhunderten hat sich dann wohl auch die erste Erkenntnis von Metallen eingestellt. Zunächst wohl das Gold. Es kam zwar selten vor, aber wo es in Flüssen oder Bächen ausgewaschen wurde, muss dieser seltsam glänzende, relativ weiche „Stein” die Menschen fasziniert haben. Da er aber nicht „nutzbar” war, galt er ohne Zweifel als „göttliches” Relikt, das man besser dort ließ, wo es war. Es gehörte augenscheinlich den „himmlischen Göttern”.
Ganz anders verhielt es sich wohl bei Kupfer. Es wird vermutlich bei irgendeinem Feuerprozess zufällig entdeckt worden sein. Ob das noch in der Phase C geschah, kann nicht sicher gesagt werden. Möglich ist es jedenfalls.
Betrachtet man das wirklich beachtliche archäologische Fundmaterial, so war die Phase C, die „vorsintflutliche Steinzeit”, jene Menschheitsepoche, in der die Grundlagen für alle späteren Entwicklungen bereits gelegt worden sind. Die „vorsintflutliche” Menschheit lebte zwar noch ohne „Zivilisation”, aber auf einer hohen geistig spirituellen und auch materiellen Kulturstufe. Praktisch alle Erdräume hatten die Menschen erreicht und sich in ihnen eingerichtet.
Da die Lebensräume sehr groß, die Jäger- und Sammlergruppen aber noch relativ klein waren, kam den überregionalen Stammesverbindungen eine große Bedeutung zu. Der Stamm war auch die Sprachfamilie, denn es bestanden weitverzweigte Verbindungen. Die geografischen Räume von Sprachfamilien waren zu jener Zeit riesengroß, da ja noch keine Sesshaftigkeit bestand.
Besondere Bedeutung hatte die Phase C hinsichtlich der Hautfarben, dem wichtigsten Unterscheidungsmerkmal. Bedingt durch die besonderen Umstände einer fast 5.000-jährigen – nur breitenabhängigen – konstanten Sonneneinstrahlungsrate wurden die Hauptpigmentgruppen entwickelt. Die Menschen der Phasen A und B, Homo erectus und Neandertaler, müssen durchgehend noch relativ kleinwüchsig und von relativ dunkler Hautfarbe gewesen sein, da sie nur im tropischen Erdraum lebten.
Erst in der „paradiesischen”, „vorsintflutlichen” Phase C, in der sich die Menschen über die ganze Erde verteilten, entwickelten sich die drei Hauptpigmentgruppen: Gelblich weiß, rötlich braun und braunschwarz.
Bestimmend für die genetische Kodierung der Hautfarbe war ausschließlich der jeweilige Breitengürtel des Lebensraumes. In den tropischen Zonen sehr dunkel, in den anschließenden Zonen rötlichbraun und in den nördlichen Zonen gelblichweiß. Dieser Prozess konzentrierte sich weitgehend auf die landmassenreiche Nordhälfte der Erde.
Auch die Gruppenphysiognomien bildeten sich aus, also das, was man immer als „Rassenmerkmale” bezeichnet hat. An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass von der enormen Zeitverkürzung für die Menschheitsgeschichte auch Impulse für eine Neubewertung des anthropologischen Materials ausgehen werden. Was lange Zeit für Jahrzehntausende getrennt erschien, kommt in einen zeitlichen Kontext.
Die letzten Ausführungen gehören zwar nicht in den Themenbereich „Kultur”, mussten aber zum Verständnis größerer Zusammenhänge unbedingt eingefügt werden.
Mit der „Sintflutkatastrophe”, die um etwa -3000 eintrat, änderte sich wahrhaft alles. Das „Paradies” der „vorsintflutlichen Steinzeit” war dahin.
Durch die Vergrößerung der Erdneigung – bei fest bleibendem Südpol -, ergaben sich gerade für die viel stärker von Menschen bewohnte Nordhälfte der Erde extreme Klimaänderungen. Der nördliche Pol, der etwa 5.000 Jahre völlig eisfrei war, wurde wieder zur Eiswüste. Doch der Prozess begann nicht sofort. Er erforderte einige Jahrhunderte.
Durch schwerste Erdkrustenerschütterungen traten Landhebungen und Landabsenkungen ein. Viele Landbrücken verschwanden, und wo vorher Land war, breitete sich nun Meer aus.
Diese gewaltigen geografischen und klimatischen Veränderungen, begleitet von riesigen Fluterscheinungen, verwüsteten weite Erdräume. Die nördlichen Großtiere wie Mammut und Wollnashorn starben aus. Auch die Flora änderte sich in den neuen „gemäßigten Breiten” erheblich. Und da die „neue Erde” nun zwei Kältepole hatte, ergaben sich auch komplett neue Klimazonen und Meeresströmungen. Für die Überlebenden der „Jägergruppen”, aus der Phase C, muss eine wahrhaft schreckliche Zeit angebrochen sein. Viele Erdgebiete, die zuvor noch zu Fuß erreichbar waren, wurden insular isoliert. Das galt beispielsweise für den amerikanischen Kontinent und Australien.
Es ist kaum nötig zu erwähnen, dass diese Weltkatastrophe auch zu einer Zäsur in der Kulturentwicklung der Menschen führte. Die „nachsintflutliche Steinzeit” unterschied sich von der „vorsintflutlichen” beträchtlich. Sie wurde geprägt von großen Wanderungsbewegungen und Anpassungsvorgängen an völlig neue Umweltbedingungen. Ganz entscheidend war, dass es nun auf unserem Planeten echte Jahreszeiten im heutigen Sinne gab. Das wirkte sich besonders in den gemäßigten Breiten der nördlichen Erdhälfte aus, denn dort befand sich ja die größte Landmasse. Anfänglich war die Solarperiodik noch weit größer als heute und nahm dann später ab.
Diese Klimastufen wurden von der Paläobotanik als Yoldia-, Ancyclus-, Mastagloia-, Litorina-, Limnea- und Myazeit bezeichnet.
Mammut (GLG-Archiv)
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Etwa 200 bis teilweise 500 Jahre dauerte die schwere Störungsphase nach der Sintflutkatastrophe. Danach begann unsere Phase D, die in der geltenden Lehre als das Neolithikum oder Jungsteinzeit bezeichnet wird. Es ist die Zeit der kulturellen Differenzierung, weil sich unterschiedliche „Wirtschaftsformen” entwickelten: Ackerbauern, Fischer, nomadische Viehzüchter und weiterhin natürlich noch „Jäger und Sammler”.
Über die ersten Ackerbaukulturen kam es zu erstmals festen Ansiedlungen.
Doch nicht nur neue Wirtschaftsformen entstanden, sondern auch ein völlig neues Bewusstsein. Aus der großen Globalkatastrophe, deren Auslöser ja „himmlische” Ereignisse waren, zog man bei allen Stämmen die Erkenntnis, dass die „Götter” den „Himmel” bewohnten. Das war der Beginn des astralreligiösen Glaubens. Man hatte erkannt, um wie viel mächtiger die Astralgötter waren, als die bisher angebeteten Erdgötter.
Die Astralgötter zu versöhnen, bedufte es noch weit mehr, als es bei der Erdmutter und Herrin der Tiere bisher üblich gewesen war. So entstanden in den ersten Ansiedlungen auch erste Tempel. Und in diesen Tempeln wurden besondere Priesterinnen und Priester mit der schwierigen Aufgabe betreut, die „Götter” durch Opfer gnädig zu stimmen. Mit den ersten, um die Tempel entstehenden Ansiedlungen ergaben sich aus „Wirtschaftsform” und „kultischem Tempeldienst” die frühesten Ansätze von „Zivilisation”.
Landbebauung, Bewässerung, Kulthandlungen in den Tempeln, Errichtung von Bauten usw. erforderten eine Organisationsstruktur. Dies alles zusammen hat sich bis heute nicht mehr geändert.
Für die Hirtennomaden, die ja keine festen Ansiedlungen hatten, wurde der Himmel selbst zum Zentrum der Anbetung, und sie errichteten auf ihren Weideplätzen an besonderen Orten „Merkzeichen” für den Dienst an den Göttern. Das konnten Steinmale, besonders geografische Merkpunkte (Felsen u. ä.) sein. Auch andere „Merkzeichen” wurden errichtet.
Aus den unterschiedlichen „Lebensformen” entstanden auch unterschiedliche Kulte. Während die Ackerbauern Früchte ihrer Ernten als Opfer brachten, opferten die Viehzüchter besondere Tiere aus ihren Herden. Nicht nur die Wirtschaftsformen waren konträr, auch die Glaubensvorstellungen entwickelten sich konträr. Darauf wird später noch näher eingegangen.
Eine Gruppe müssen wir besonders betrachten: die Fischerkulturen, die sich an den großen Meeren entwickelten. Sie trugen den Keim einer bedeutenden Expansion in sich. Warum?
Im Gegensatz zu Ackerbau und Viehzucht, die auch kleinen Familieneinheiten möglich waren, erforderte der Bau von Booten zum Fischfang unbedingt eine kollektive Arbeitsleistung. Hinzu kam erhebliches technisches Wissen. Auf dem Land sich zu bewegen war dem Menschen von Beginn an gegeben. Doch sich auf das Meer hinauszuwagen, dazu benötigte man Mut und technisches Geschick.
Als man noch in Sichtweite des Landes blieb, gab es Orientierungspunkte. Doch wenn man das Land völlig hinter sich ließ, brauchte man die astronomische Navigation. In den „Fischerkulturen” wurden die Wurzeln für wissenschaftliches, abstraktes Denken gelegt! Ganz sicher waren die ersten und besten Astronomen Seefahrer!
Die großen Expansionsbewegungen gingen also einmal von den Fischerkulturen und zum anderen von den Nomaden der riesigen Ebenen aus. Gab es bei den Ackerbauern also ein „beharrendes” Denken, so waren die vorgenannten Kulturen „weitenorientiert”.
Natürlich waren nicht alle Stämme an den Meeresküsten expansiv. Die Kulturmorphologie hat erkannt, dass eine engere Bindung an das Meer in erster Linie dort entstand, wo das Meer sich in unzähligen Buchten tief in das Land eingefressen hatte, oder zahlreiche kleinere oder größere Inseln die Küste begleiteten. Einer dieser Räume war z. B. Südostasien, ein anderer der Mittelmeerraum.
Die Australier oder die Afrikaner blieben völlig dem Meere fern, während aber z. B. die nordwestamerikanischen Küstenindianer weit in den Pazifik vorstießen.
Im Raum der alten, orientalischen Welt waren es die Stämme des Indusdeltas, die sich wohl zuerst dem Meer zuwandten. In Europa jene, die an den Küsten des Atlantiks lebten. Auch das Mittelmeer zählt dazu.
Unabhängig von der wirklichen Hochseefahrt hat es allerdings lange Zeit auch reine Küstenfischerei in Landnähe gegeben.
Die gut bewässerten Flusstäler großer Ströme wurden allgemein die ersten Räume größerer Ackerbauansiedlungen, die auch langfristig stabil blieben. Andere lagen in weiten Flussauen usw. Die großen Ebenen mit Grasland, die Gebirge und die weiten Steppen waren die Räume der Hirtennomaden. Dabei muss beachtet werden, dass vor Zeiten die großen Wüsten noch nicht bestanden. Sie entwickelten sich nach der „Sintflut” erst nach und nach im Laufe von etwa 2.000 Jahren.
Die Entwicklungsgeschichte des Neolithikums, unsere Phase D und teilweise noch E, bietet ein vielgestaltiges Bild. Es ist nicht das Ziel dieser Studie, es im Einzelnen darzustellen, denn sie ist bereits Geschichte im umfassenden Sinne. Auf Einzelheiten wird im Rahmen anderer Darstellungen einzugehen sein.
Es erschien mir allerdings wichtig, nochmals auf gewisse geistig kulturelle großräumige Strukturen einzugehen. Dabei beziehe ich mich auf Arbeiten,
Mammuts sollen während der „Eiszeit“ im Schnee gelebt haben (GLG-Archiv)
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die L. Frobenius und das Kulturmorphologische Institut schon 1923 veröffentlicht haben.
Es war meine Absicht, in diesem Abschnitt die steinzeitliche Kulturentwicklung in großen Zügen darzulegen. Für jeden, der sich nicht ständig mit der Vorgeschichte befasst, werden diese Ausführungen hilfreich sein.
Eine katastrophisch-dynamische Urgeschichte der Erde und des Menschen
Die Geschichte des wirklich echten Menschen auf unserem Planeten umfasst nicht rund 700.000 Jahre sondern nur etwa 30.000 Jahre. Mit dieser enormen Zeitverkürzung erhält die Menschheitsgeschichte die Dynamik zurück, die ihr durch das lyellistisch-darwinistische Zeitschema grundlos genommen wurde.
Entgegen der schulwissenschaftlichen Vorstellung, das geografische Erdbild sei seit Jahrmillionen so wie heute, wird hier eine andere Meinung vertreten: Das ungefähre heutige Erdbild formte sich erst vor etwa 30.000 Jahren! Ursache war eine gewaltige Globalkatastrophe, die die Festlandsmassen völlig anders verteilte.
Erheblich unterstützt wurden diese gigantischen Veränderungen des Erdbildes durch den sehr nahen Vorbeiflug eines Himmelskörpers, der so groß war wie die Erde und von einer gewaltigen Masse von Staub und Gesteinsbrocken umgeben war.
Diese Mitläufer hatte der Himmelskörper eingefangen, als er kurze Zeit zuvor mit einem anderen Himmelskörper zusammengestoßen war. Es war ein Planet, der zuvor ebenfalls unsere Sonne umrundet hatte. Noch heute wird sein früherer Platz im Weltraum durch den so genannten Asteroidengürtel markiert.
In kürzester Zeit entstanden die großen Faltengebirge der Erde, die großen Tiefseegräben usw. Es war ein höllisches Geschehen. Wir können es ein wenig nachempfinden, wenn wir uns manche Gebirgsauffaltungen ansehen. Bei diesem erdgeschichtlichen Drama nahm die Erdachse eine neue Stellung ein. Ihr unterer Schwerpunkt wurde der riesige antarktische Kontinent. Der überwiegende Teil allen Festlandes wurde allerdings nach Norden verschoben. Danach begann die polare Vereisung an beiden Erdpolen. Sie waren zuvor grünes Land.
Ganz sicher hat nur ein sehr geringer Teil der Pflanzen- und Tierwelt (einschließlich der Prähominiden) dieses Inferno überlebt. Und dennoch war es die Geburtsstunde der ersten Menschen. Das erscheint kaum glaubhaft. Aber es gibt dafür einen besonderen Grund. Es war ein besonders glücklicher Umstand, dass die Prähominiden nur in Afrika lebten.
Dieser heutige Kontinent lag als stabilster Block im Zentrum der ehemaligen Landmasse. Jener Block blieb weitgehend fest, während der überwiegende Teil der Landmassen abgerissen wurde. Wir Menschen verdanken also unser Dasein einem puren Zufall.
In den Prähominidengruppen, die die schrecklichen Naturkatastrophen überlebten, geschah ein Wunder. Durch die enormen optischen und akustischen Reize, die ihr Gehirn überfluteten, sowie durch gewaltige elektrische Entladungen, mutierten sie und erhielten eine erste, noch rudimentäre Sprechfähigkeit. Der bewusst denkende und sprechende Mensch war geboren. Allerdings nur sehr wenige und nur in Afrika. Aber nun kam er in die Lage, Erfahrungen auszutauschen, die über den Instinkt hinausgingen. Die Tatsache, dass der erste Mensch, Homo erectus, sein angestammtes Revier verließ und das Feuer zu nutzen verstand, kennzeichnet ihn als eindeutig echten Menschen.
Durch die Umverteilung der bisherigen Landmassen und die polaren Eisbildungen wurden neue, große, zusammenhängende Landmassen geschaffen. Dies umso mehr, als der Spiegel der heutigen Weltmeere niedriger wurde. Dem Homo erectus waren also in seinem Expansionsbetrieb nur geringe Grenzen gesetzt. Da er aber ein Lebewesen der tropisch-subtropischen Räume war, hat er sich natürlich auch in der Hauptsache in diesen Räumen bewegt.
Man muss sich die Lebensweise dieses ersten Sammlers und Jägers in etwa so vorstellen wie jene der südafrikanischen Buschmänner und -frauen. Auch ihre Sprechweise dürfte deren Khoisan-Sprachen ähnlich gewesen sein. Wo die Natur ihnen natürliches Obdach bot, Felsüberhänge oder Höhlen, nahm man dieses Angebot an. In den flachen Savannen benutzte man einfache Windschirme, wie z. B. die Ureinwohner Australiens. Hauptschlagwerkzeug war der zugeschlagene Faustkeil. Dazu einfachste Steinklingen. Ansonsten wurden hölzerne Werkzeuge benutzt.
Nicht zu vergessen ist, dass der Mensch in seiner damaligen Welt eine Minderheit war. Es war hauptsächlich eine Welt der Tiere. Die Jagd war für den Menschen weit schwieriger als man sich denkt. Sein Lebensraum war das Lager der Gruppe. Gewiss zog er auch nicht aus reiner Wanderlust um die halbe Erde, sondern er folgte den Herdentieren, die stets wandern.
Etwa 12.000 Jahre lebte der Homo erectus, kosmisch ungestört. Alle Naturkatastrophen, die auch er in großer Zahl erlebte, waren in der Mehrzahl
Feuersteinklingen (Ahrensburg) (Ritters)
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Vor der Sintflut-Katastrophe und der folgenden Temperaturabsenkung herrschten auf der Erde paradiesische Zustände (GLG-Archiv)
die Folgeerscheinungen der erwähnten Großkatastrophe. Denn die so erschütterte Erde beruhigte sich sehr lange Zeit nicht.
Zwölf Jahrtausende sind eine sehr lange Zeit. Sie ist nur geschätzt. Möglicherweise waren es sogar noch einige Jahrtausende weniger. Mehr waren es aber bestimmt nicht. Die Wissenschaft nennt diesen Zeitraum das Acheuléen.
Durch Sprechfähigkeit und sich erweiternde Erfahrung nahm die intellektuelle Leistung zu. Das Gehirnvolumen vergrößerte sich mehr und mehr. So wurde aus dem Homo erectus der Homo neanderthalensis. Von ihm wurden bereits mehr Funde gemacht als vom Homo erectus. Wir hätten gewiss noch weit mehr Spuren des Neandertalers, wenn der störende Himmelskörper nicht wiedergekommen wäre.
Eines Tages tauchte jener „Schrecken der Menschheit” wieder auf. Es war eine, nach irdischen Zeitmaßen, relativ lange Zeit verstrichen, weil die Bahn des Himmelskörpers noch sehr lang gestreckt elliptisch war. Als er wieder der Erde nahe kam, wurden erneut schwerste Naturkatastrophen ausgelöst. Dabei verloren viele Menschen und Tiere ihr Leben.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass man Spuren von diesen Frühmenschen oft unter Ablagerungen findet, die viele Meter dick sind: Sand, Geröll, Kies usw.
Für die Fortentwicklung spricht, dass bei den gefundenen Neandertalern das Gehirnvolumen bereits dem unseren entsprach. Dass sie bereits ein reges kultisches Empfinden und Handeln besaßen, wird gut belegt. Sie begruben ihre Toten bereits mit bestimmten Ritualen.
Rund 6.000 Jahre lebten die Neandertaler auf unserem Planeten. Ihre Zeit war – ebenso wie die des Vorfahren Homo erectus – geprägt von einem wesentlich kühleren Klima als heute. Wenn es hier als „Eiszeit” bezeichnet wird, so unter einem gewissen Vorbehalt. „Eiszeit” definiert sich dabei nur durch größere Eismengen an den Erdpolen, besonders am Südpol. Dort wuchs das Eis am stärksten an. Am Nordpol weniger, weil er im Meer lag. Und das ist natürlich wärmer als ein gebirgiges Festland wie der Südpolkontinent. Auch heute befinden sich rund 90 % der Gesamteismassen der Erde in der Antarktis.
Die Zeit der Neandertaler wird das Moustérien genannt. Moustérienfunde finden sich in vielen Erdräumen. Das zeigt, dass wir uns die Neandertaler als weitverbreitete Erdbevölkerung vorstellen müssen. Das beste Bild, das wir uns vom Neandertaler machen können, finden wir in den Ureinwohnern Indiens (Weddiden), Melanesiens (Papua) und Australiens (Aborigines). Durch ihre weitgehende Isolierung in unwirtlichen Bergregionen, Urwäldern oder jener früher sehr fernliegenden Insel haben sie ihre Ursprünge am reinsten erhalten können.
Nach rund 6.000 Jahren, also nun nur noch in etwa der halben Zeit als zuvor, kam der in unser Sonnensystem eingedrungene Himmelskörper wieder. Die Zeit hatte sich verringert, weil seine Bahnbewegung durch die Sonnenkraft stärker „eingerundet” worden war.
Seine erneute „Nahbegegnung” mit der Erde hatte wiederum katastrophale Folgen. Sie traf nun aber eine geistig bereits voll entwickelte Menschheit. Wieder kam es zu gewaltigen Naturkatastrophen verschiedenster Art. Wiederum verloren viele Menschen ihr Leben, die Erdbevölkerung wurde dezimiert. Dennoch war diese Katastrophe auch ein Segen, weil sie einen erheblichen Klimawechsel zur Folge hatte. Bei der Nahbegegnung zwischen dem Irrläufer und Erde wurde der Neigungswinkel der Erdachse so verändert, dass die Erdachse nun nahezu senkrecht zur Bahnebene der Erdbahn stand. Nun wurde das Klima weltweit „paradiesisch”. Der Südpol behielt zwar einen Teil seiner Gletschereismassen, aber am Nordpol schmolz alles Eis ab. Diese Klimaveränderung und die dann eintretenden konstanten Temperaturen in den Erdbreiten waren die entscheidenden Grundlagen für den Aufstieg des Jetztmenschen, des Homo sapiens sapiens. Er bemächtigte sich jetzt in großem Umfang der nördlichen Erdhälfte und drang auch in den amerikanischen Kontinent vor. Das war die so genannte jüngere Altsteinzeit. Ihre Bezeichnungen sind Aurignacien bis spätes Magdalénien.
Diese Menschheitsepoche war von entscheidender Bedeutung. Ich habe sie in dieser Arbeit als Phase C, die „vorsintflutliche Steinzeit” bezeichnet.
Dieser kurze Abriss der frühesten Zeit hat erkennen lassen, dass wir uns die ersten Menschheitsepochen anders vorzustellen haben, als es gegenwärtig noch gelehrt wird. Außerdem muss die Geschichte der Natur unseres Planeten in seinen katastrophischen Prägungen erfasst werden.
Der Homo erectus trat in eine völlig veränderte Welt ein, die sich geografisch neu gestaltet hatte. Seine Entwicklung wurde massiv durch eine Globalkatastrophe unterbrochen, die sich in Höhlenstratigrafien deutlich als starke Sinterschicht niedergeschlagen hat.
Die Überlebenden dieser Katastrophe entwickelten sich weiter zum bekannten Neandertaler. Doch auch
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seine Entwicklungsgeschichte wurde kataklysmisch unterbrochen. Auch hier markiert den Umbruch wieder eine Sinterschicht.
Auch diese Katastrophe überlebte ein Teil der Menschheit. Er begann als Homo sapiens sapiens seinen weltweiten Weg über die Erde in einer „paradiesischen” Epoche. Aber auch der jetzige Menschentyp – Homo sapiens sapiens – wurde von kosmisch bedingten Katastrophen nicht verschont.
Die für ihn entscheidendste Globalkatastrophe war die „Sintflut”. Auch sie wird in Höhlenstratigrafien durch eine mächtige Sinterschicht gut dokumentiert.
Fassen wir das Geschehen der Frühzeit des Menschen zusammen, so zeigt sich ein direkter Zusammenhang zwischen globalen Katastrophen und Menschheitsgeschichte. Schon immer ist von den Anthropologen gesehen worden, dass es Brüche in der Evolution der Menschen gab. Im Rahmen der lyellistisch-darwinistischen Chronologie waren sie allerdings stets Jahrhunderttausende voneinander getrennt. Doch für solche unendlich langen Zeiträume gibt die archäologische Evidenz nichts her. Das Problem zeigt sich hier ganz woanders.
Bedingt durch ein ursächlich zusammenhängendes kosmisches Geschehen, das in verhältnismäßig kurzen Abständen in die Evolution eingriff, hatte die Menschheit beträchtliche „Startschwierigkeiten”. Geboren in und aus einer Katastrophe heraus, bremsten die Nachfolgekatastrophen den Entwicklungsprozess immer wieder ab. Selbst nach der Sintflutkatastrophe gab es noch zwei größere Störungen, die von entscheidendem Einfluss waren. Erst vor knapp 2.500 Jahren kam der Himmel zur Ruhe.
Im Bereich der geistig seelischen Entwicklung des Menschen haben sich diese schrecklichen Katastrophen als „Aggressionsverhalten” niedergeschlagen. Der denkende Mensch wurde durch diese furchtbaren Eingriffe der Natur einerseits zum höchstentwickelten Lebewesen, andererseits aber auch zum aggressivsten. Dieses Aggressionsverhalten wurde zum Bestandteil seines Überlebenswillens, der sich letztendlich auch gegen seine eigenen Artgenossen wandte. Die eine Menschengruppe wurde der anderen zum Feind, weil sie – aus der gleichen Überlebensfunktion heraus – Forderungen stellte, die nicht immer auf friedliche Weise erfüllbar waren.
Die komplexe Problematik „Krieg” entstand zu Anfang ausschließlich aus Überlebensgründen. Später wurden Kriege aus Rivalitäts- und Machtgründen geführt. So wurde der Mensch sich selbst zu seinem größten Feind. Dieses tragische, katastrophisch geprägte Erbe konnten bis heute weder die Religionen noch die Menschheitsphilosophien ausräumen. Es wird dem Menschen wohl auch verbleiben, weil sich mit seiner zivilisatorischen Entwicklung der geistige Schwerpunkt vom „Überlebenwollen” zum progressiven „Besitzenwollen” verlagert hat.
Er kann sich aber wieder zum „Überlebenwollen” verändern, wenn sich das stets schon ungleiche Verhältnis zwischen „arm“ und „reich” weiterhin drastisch verändern sollte. Auf jeden Fall träte ein solcher Wandel ein, wenn sich wieder eine Globalkatastrophe ereignen würde.
Das Paradies – die Welt
vor der Sintflut
Dass unser Planet in eine Klimaepoche geriet, die man als „paradiesisch” bezeichnen kann, war einer schweren kosmischen Störung am Ende der Neandertalerzeit zu verdanken. Bedingt durch den nahen Vorbeiflug des bereits genannten neuen Himmelskörpers wurde die Lage der Erdachse im Raum so stark verändert, dass sie danach nahezu senkrecht zur Erdbahn um die Sonne stand. Auch diese kosmische Veränderung war mit schweren Naturkatastrophen verbunden. Sicher war es für den Erdbewohner zunächst ein tragisches Ereignis, bei dem viele ihr Leben verloren. Doch danach sah unsere Welt völlig anders aus.
Das Eis am nördlichen Pol, das nur gering war, schmolz völlig ab. Am Südpol verringerte es sich beträchtlich. Überall auf der Erde wurde es nun relativ gleichmäßig warm, denn die Solarperiodik nahm stark ab. Nur entsprechend der Breitengrade wurde die Temperatur allmählich kühler.
Da es praktisch keine heißen Sommer und kalten Winter mehr gab, weil die Solarperiodik fast völlig fehlte, war die Temperatur im Jahresmittel zwar etwas kühler (etwa 1-2o C), aber generell weitgehend feuchtwarm, d. h. subtropisch, bis auf die Nord- und Südregion. Es ergab sich daraus ein sehr breiter tropisch-subtropischer Gürtel, dem nur im Norden und Süden der Erdkugel geringere Temperaturen gegenüberstanden. Im Süden lag der kühlere Raum ohnehin im Meer, und der kältere Pol war wegen seiner Höhe der Südpol.
Der Spiegel der Weltmeere war zwar, gegenüber der vorhergegangenen Zeit, etwas angestiegen, aber das wurde durch die Verdunstungsraten auf der feuchtwarmen Erde wieder ausgeglichen. Außerdem band der feuchtere Boden generell mehr Wasser. Damit waren riesige Räume der Erde, die heute vom Meer bedeckt sind, noch trockenes Land. Diese Landmassen waren entweder subtropisch warm oder hatten etwa 15o C (Tag und Nacht). Der relativ kühle Nordraum der Festlandsmassen war laub- und wiesengrün; ein herrlicher Lebensraum für Mammut, Urbison, Wollnashorn, Wildpferde usw.
Wer etwas Vorstellungsvermögen hat, kann sich den Begriff vom „ParaEinschlag
eines Himmelskörpers (NASA)
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dies” ausmalen. Paradies heißt nichts anderes als „Garten”, und auf geheimnisvolle Weise scheint in der biblischen Legende vom „Garten Eden” noch ein dunkler Erinnerungsrest an die vorsintflutliche Zeit erhalten geblieben zu sein. Dass die tropisch-subtropische Erdzone „paradiesische” Verhältnisse in Fauna und Flora hatte, versteht sich von selbst.
In diese Welt trat der Homo sapiens sapiens, der heute noch lebende Menschentyp. Er war Jäger und Sammler, wie seine Vorgänger auch. Doch da er schon eine recht lange Entwicklungsgeschichte hinter sich hatte, war er so „modern” wie wir selbst. Überall, wohin auch schon der Neandertaler gekommen war, begann sich der überlebende Teil der Menschheit die Welt anzueignen. Der Jetztmensch zog durch ganz Asien bis in den hohen Norden, wanderte nach Amerika und durchdrang den ganzen riesigen Kontinent. Sowohl in Europa als auch in Afrika war er zu Hause, und auch Australien war seine Heimat. Überall wo noch heute Menschen leben, lebte auch der Mensch vor der Sintflut.
Die orthodoxe Lehre nennt diese Epoche „die jüngere Altsteinzeit”. Aus dieser Epoche wurden und werden immer wieder Artefakte gefunden. Es sind Speerspitzen und Pfeilspitzen, Artefakte aus Mammutelfenbein, Knochennadeln usw. usw. Besondere Bewunderung erregt die Kunst jener Epoche. Die herkömmliche Forschung nennt sie „Eiszeitkunst”. Es sind herrliche Höhlen- und Felsmalereien, Steinritzungen von Figuren, Statuetten aus Mammutelfenbein usw. Diese Kunstwerke wurden allerdings nicht der reinen Kunst wegen geschaffen. Sie haben alle einen mythisch-religiösen Hintergrund, der uns heute allerdings nicht mehr verständlich ist. Auf jeden Fall lässt sich aber erkennen, dass die Sprache der Bilder sich in Kompositionen darbietet, die sowohl die „Beseeltheit” der Natur, als auch Zeugung, Geburt, Tod ausdrücken.
Im europäisch-asiatischen Nordraum spielen dabei die großen Herdentiere eine dominante Rolle. In den tropischen Gebieten sind es Riesenschlangen, Raubkatzen usw. Dies alles bestätigt die formenden Kräfte der Natur der jeweiligen Lebensräume. Zentrale Bedeutung hat das Wasser, das als Urquell allen Lebens längst erkannt ist. Es gibt aber auch Symbole, die mit Sicherheit mehrsinnig waren, die wir aber nicht zu deuten vermögen.
Langwierige Untersuchungen der Bildinhalte von „altsteinzeitlichen/vorsintflutlichen” Höhlen legen die Vermutung nahe, dass es sich deutlich um „sakrale” Kunst handelt. Welche religiösen Vorstellungen sich damit verbanden, werden wir niemals ergründen können. Wir dürfen aber aufgrund der geistigen Grundeinstellung des Menschen annehmen, dass in diesen religiösen Vorstellungen die Natur, Geburt, Tod und Wiedergeburt eine tragende Rolle hatten.
Dass dabei die Tiere des Lebensraumes gewisse göttliche Kräfte verkörperten, ist eindeutig. Andere Bilder, die meist nur in Spezialbüchern veröffentlicht wurden, zeigen zusätzlich die beachtliche Bedeutung des menschlichen Zeugungsvorgangs.
Die zu jenen Zeiten noch relativ kleinen Menschengruppen auf einer von Tieren beherrschten Welt haben zweifellos nicht geringe Probleme gehabt, sich in einer sehr dominanten Natur durchzusetzen. Der Mensch war weitaus schwächer als die meisten Tiere, aber er war statt dessen auch entschieden anpassungsfähiger. Kernraum der menschlichen Lebensaktivitäten war die Großfamilie oder Sippe. Sie ist es für viele Jahrtausende geblieben. Erst in unserem Jahrhundert beginnt sie sich nach und nach aufzulösen.
Diese Bindung innerhalb der Sippe blieb stets ein stabilisierendes Element, auch wenn es späterhin zu größeren Stammesverbänden kam. Lebenszentrum war das Lager der Sippe.
Wenn wir dies sehen und erkennen, so wird auch verständlich, dass das Dorf, – bei späterer Sesshaftigkeit – die gleiche Funktion übernommen hat. Für die Nomaden blieb es immer das Lager, wo immer sie sich auch befanden.
Es wäre falsch, würde man sich vorstellen, in der „paradiesischen” vorsintflutlichen Zeit seien die Menschengruppen alle ständig gewandert. Die Verhaltensweisen noch angetroffener „Wildbeuter” zeigten, dass das nicht der Fall war. Sie bewegten sich zwar in größeren Räumen, aber betrachteten sie als Heimatraum.
Die „Inbesitznahme der ganzen Welt” muss man sich also anders vorstellen. Wenn eine Gruppe für ihren Heimatraum zu groß geworden war, mussten sich bestimmte Teile neue Heimaträume suchen. Dieser Prozess zog sich jahrtausendelang hin. Es war also ein sehr langlebiger Prozess, der sich von Generation zu Generation vollzog. So ist auch verständlich, dass die Archäologen zumeist nur Plätze entdeckten, die von relativ kleinen Gruppen benutzt worden sind. Erstaunlicherweise aber meist für eine sehr lange Zeit. Das bestätigt das Heimatgefühl. Die Heimat des vorsintflutlichen Sammlers und Jägers war zwar räumlich größer, aber dennoch konstant. Und über 5.000 Jahre hinweg wurden immer neue Heimaträume gesucht und erschlossen.
Es liegt auf der Hand, dass sich neue Gruppen, die auf Heimatsuche gingen, an den großen Tierherden orientierten. Wo diese hinzogen, musste es auch Lebensraum für den Menschen geben.
Die Sintflut kam mit Tsunami-ähnlichen Wellen nach einem Himmelskörper-Einschlag (GLG-Archiv)
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Wenn man also sagt, dass erst mit dem Ackerbau Sesshaftigkeit entstand, so sind damit ortsfeste Ansiedlungen in günstiger Lage gemeint. Diese Sesshaftigkeit war also strukturell anders als in der „jüngeren Altsteinzeit” der Phase C.
Rufen wir uns ins Gedächtnis zurück, dass der Mensch der „vorsintflutlichen” Zeit die Möglichkeit hatte, die meisten Gebiete der Erde noch zu Fuß zu erreichen. Diese Möglichkeit hat er weitgehend genutzt.
So entstanden aus den frühen Sippen miteinander verwandte Stämme, deren Lebensräume sehr groß waren. Mit sich stetig steigernder Entfernung trat im Laufe von Jahrhunderten und Jahrtausenden aber auch eine Entfremdung ein. Die verschiedenen Lebensräume formten die dort lebenden Menschen, und die Sprachen brachen in immer mehr Dialekte auseinander, bis man sich am Ende nicht mehr verstand.
Die Wirtschaftsform des Sammelns und Jagens blieb allerdings unverändert. So ist verständlich, dass sich die gefundenen Artefakte, die ja zweckmäßig geschaffen wurden, funktional gleichen. Eine Steinaxt wurde weltweit eben zum gleichen Zweck verwendet wie ein Steinmesser oder ein Jagdspeer.
Dennoch konnten die archäologischen Untersuchungen der Artefakte über alle Fundstellen der „jüngeren Altsteinzeit” hinweg, langfristig ständige Verbesserungen und Verfeinerungen aufzeigen. Es gab also – mit regionalen Unterschieden – ständige technische Weiterentwicklung.
Diese Weiterentwicklung gab es natürlich auch in geistig kultureller Hinsicht, aber sie ist natürlich schwerer zu bestimmen, wenn man nur die Artefakte besitzt. So verbleiben nur indirekte Schlussfolgerungen, die sich auf die Malereien, Kunsterzeugnisse oder Bestattungsrituale beziehen.
Dieses zwangsläufig mangelhafte Beweismaterial lässt sich allerdings durch ethnografische Befunde ergänzen. Das wurde bereits angesprochen. In den noch angetroffenen Wildbeutern, z. B. den australischen Ureinwohnern, haben wir damals noch lebende Formen „altsteinzeitlicher” Art vorgefunden.
Da wir gute Kenntnisse ihrer Bräuche und auch ihrer Mythologie besitzen, lassen sich Rückschlüsse auf die in den Artefakten nicht erkennbare Geistesverfassung ziehen. Und diese war von einer beachtlichen Tiefe.
Ethnologische Zeugnisse anderer Wildbeutergruppen zeigten ein ähnliches Bild. Das berechtigt dazu, die „vorsintflutliche Steinzeit” als eine durchaus hohe Kulturstufe in der Menschheitsgeschichte zu betrachten. Es ist sogar zulässig, gegen Ende dieser Epoche in einigen Erdräumen schon Ansätze für erste feste Ansiedlungen mit dörflichem Charakter zu erwarten. Unter „dörflich” werden dabei Gemeinwesen verstanden, die in geschlossenen Siedlungen lebten.
Wir kennen Funde, die offensichtlich der „jüngeren Altsteinzeit” zuzurechnen sind, die diese Aussage rechtfertigen. Dabei sind archäologische Fundstätten wie Gönnersdorf bei Andernach oder Predmôst in Mähren, die sich nicht als reine Jagdlager deuten lassen.
Ebensolche Fundplätze gibt es im Nahen Osten und an anderen Stellen. Und wenn wir uns die räumliche Konzentration bestimmter „altsteinzeitlicher” Kulthöhlen mit ihren wunderbaren Malereien betrachten, so lässt das auf eine regional starke, praktisch schon sesshafte Bevölkerung schließen (auch ohne Ackerbau).
Es kann mit großer Wahrscheinlichkeit vermutet werden, dass solche Plätze sich dort bildeten, wo die Sammel- und Wasserplätze der großen Wildherden waren. Dort konnte man die langfristige Ernährungsgrundlage als gesichert ansehen.
Andere Gebiete lagen an Meeresküsten. Hier war schon sehr früh Sesshaftigkeit nahe liegend, weil ja das Meer ständig neue Nahrung spendete. Sesshaftigkeit ist also nicht prinzipiell mit Ackerbau gleichzusetzen.
Bei diesen Überlegungen müssen wir uns nochmals in Erinnerung rufen, dass die klimatischen Verhältnisse auf der „paradiesischen” Erde der „vorsintflutlichen Steinzeit” außerordentlich günstig waren. Allen Menschengruppen und -stämmen bot die Natur ihrer jeweiligen Lebensräume genügend Nahrung. Dass der Mensch der „jüngeren Altsteinzeit” große Schwierigkeiten gehabt hätte, um zu überleben, ist ein gelehrtes Märchen. Es entstand erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als L. Agassiz seine Theorie von einer „großen Eiszeit” entwickelte. Erst ab dieser Zeit wurden von den Altertumsforschern Szenarien entwickelt und beschrieben, die den heute üblichen Bildern entsprechen. Doch zutreffend sind sie keinesfalls.
Die „vorsintflutliche Steinzeit”, unsere Phase C, identisch mit der „jüngeren Altsteinzeit” des Jetztmenschen, war eine allgemein sehr günstige und positive Epoche der Menschheitsgeschichte. Ihr Ende war allerdings schrecklich. Es endete in der „Sintflutkatastrophe”.

Speerspitzen, die der Clovis-Kultur zugeordnet werden (GLG-Archiv)
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