Erdkatastrophen und Menschheitsentwicklung: Erdkatastrophen und Menschheitsentwicklung – Unser kataklysmisches Ur-Trauma

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Beschreibung

Unser kataklysmisches Ur-Trauma; von Horst Friedrich; 120 Seiten, div. Abb., ISBN 3-932539-06-0,
EFODON-Best.-Nr. ME-17

Seit einiger Zeit erscheint es mir immer wichtiger, dass sich unsere Ideen durchsetzen, wobei Namen nur eine zweitrangige Rolle spielen. In diesem Sinne möchte ich meine Gedanken zu Horst Friedrichs neuem Buch mitteilen.

Mit seiner klaren Darstellung der Entwicklung des Katastrophismus in den letzten hundert Jahren hat Friedrich den Stand der Wissenschaft am Ende des 20. Jahrhunderts in gültiger Weise zusammengefasst, worauf sich jeder Forscher künftig beziehen kann. Einschränkungen sowie einzelne Nachträge sind gewiss möglich, ohne die große Bedeutung dieses Buches anzugreifen. Friedrich stellt die wichtigsten heute diskutierten Kataklysmus-Szenarien abwägend und objektiv vor und beurteilt deren Wert mit kritischen Gedanken.

Der gesellschaftliche Druck auf die jeweiligen Weltanschauungen, wie Friedrich durchgehend betont, ist ein neuer Aspekt, der leider viel zu selten ausgeführt wurde (S. 18 und 25): Während der umstürzenden Ereignisse der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege war ein katastrophistisches Weltbild akzeptabel, in der Zeit der Restauration und der bürgerlichen Stagnation hatte Lyells Jahrmillionentheorie bessere Chancen. So wie auch Kants Planetentheorie auf einen König und seine Vasallen aufbaut, möchte ich anfügen, dass die Ablehnung der von Friedrich aufgeführten Pioniere des modernen Katastrophismus hauptsächlich gesellschaftliche, nicht wissenschaftliche Gründe hatte.

Friedrich stellt weiterhin (S. 27) klar, dass eine Darstellung der Entwicklung des modernen katastrophistischen Weltbildes ein Desiderat (wünschenswertes Buch) sei. Mit seinem Buch hat er diese Aufgabe schon begonnen, wenn auch einige Einzelheiten noch weitere Wünsche offen lassen.

Es geht vor allem um die Wegbereiter des neuen Katastrophismus (S. 28), und da scheint mir in Friedrichs Buch eine Konstruktion vorzuliegen, die mit der tatsächlichen Aufnahme im Volk nicht ganz übereinstimmt. Er stellt uns drei grundsätzliche Vertreter des Katastrophismus vor: Ignatius Donelly (USA, bei uns praktisch unbekannt), Hanns Hörbiger und Immanuel Velikovsky. Das ist als Anhaltspunkt brauchbar, es bringt uns vor allem auf eine durchgehende Linie, die eigentlich schon widerlegt, was Friedrich vorher behauptete, nämlich dass die Lyellsche Theorie 150 Jahre lang fast alleinige Gültigkeit hatte. Nicht nur im Volk, auch an den Akademien waren Katastrophisten angesehen und durften ihre Vorstellungen lehren. Dennoch müssen wir uns darüber klar sein, dass die universitäre Lehre durch die katholische Behauptung vom friedlichen Himmel weitgehend beherrscht wurde.

Die Entdeckungen von Donelly bringt Friedrich nur ganz knapp, da dessen Bücher im deutschen Sprachraum kaum aufgenommen wurden. Als nächster in der Reihe steht Hanns Hörbiger, der gewiss millionenfach gelesen und diskutiert wurde. Seine Welteislehre gehört zu den wichtigsten geophysikalischen Szenarien des 20. Jahrhunderts. Aber trotz des Wohlwollens seitens des Autors wird seine Bedeutung eingeschränkt (S. 32), was ich nicht gelten lassen möchte. Hörbigers Lehre sei vom Hitlerregime favorisiert worden, sagt Friedrich, und das stimmt einfach nicht. Er hatte die Gnade des frühen Todes (zitatwürdig laut Presserecht), denn er starb 1931. Erst 1938 versuchten einige seiner Anhänger, die Welteislehre in die Stiftung Deutsches Ahnenerbe einzubringen, was aber schon nach wenigen Monaten verhindert wurde durch den Einspruch von Heisenberg u.a. Das besagt noch nichts über den Unwert der als scholastisch beschimpften Welteislehre, auch nichts über die Wissenschaftlichkeit Heisenbergs, sondern lässt nur den Einfluss, den Heisenberg damals auf die SS hatte, erkennen. Der Flirt der Hörbiger-Anhänger mit dem Ahnenerbe war eine kurzfristige und frustrierte Angelegenheit. (Literatur dazu die von Friedrich erwähnte, S. 31, Anm. 26).

Übrigens lebten Hörbigers Ideen auch nach 1945 weiter (also nicht wie auf S. 29 behauptet), sogar in vielen Sprachen, und seine Erkenntnisse wurden keineswegs durch die neuen Forschungen mittels Weltraumsonden widerlegt (S.30), sondern jedesmal mehr bestätigt.
Damit kämen wir zum dritten im Bunde, Immanuel Velikovsky, Psychoanalytiker nach Freudscher Lehre und heute unbestrittener Vater aller modernen englischsprachigen Katastrophisten. Seine überragende Bedeutung beruht vor allem darauf, den elektromagnetischen Zusammenhalt im Universum (im Sinne Zöllners) wieder diskussionswürdig gemacht zu haben. Leider hat der deutschsprechende Velikovsky den damals in aller Munde diskutierten und in praktisch alle Sprachen übersetzten Hörbiger schlicht nicht erwähnt (Ausnahme eine Anmerkung in abfälligem Ton), obgleich er dessen Ideen handvoll ausschöpfte. Das kann nur Absicht sein. Zwischen den beiden Wissenschaftlern liegen Welten, was uns zeigt, dass Katastrophismus keine definierte Religion ist, sondern eine offene und vielseitig deutbare Welt-Betrachtung.

Velikovskys Schriftgläubigkeit (hier der Thora) ist für einen traditionellen Juden durchaus tolerierbar, aber wenn es um wissenschaftliche Schlußfolgerungen geht, ist dergleichen einfach nicht diskussionswürdig. Das war der Grund für die weitgehende Ablehnung seiner Thesen durch die Akademiker. Man müsste ja erst einmal nachweisen, wann denn diese Thora geschrieben wurde: Wenn die ältesten Manuskripte in den Bereich um 1000 unserer Zeitrechnung eingeordnet werden, sind Erinnerungen an Vorgänge, die 2500 Jahre eher gelegt werden (Moses, Josua), nicht mehr wissenschaftlich verwertbar. Es handelt sich dann um ein literarisches Problem, das Archäologen oder Astronomen einfach ignorieren müssen.

Gewiss gibt es Überlieferungen und Erinnerungen der Menschheit, die uns anzeigen, dass gewisse Geschehnisse stattgefunden haben, aber wann sie stattgefunden haben, ist daraus nicht erkennbar. Die Geschlechtsregister der Bibel mögen einen inneren Sinn enthalten (zum Beispiel den, dass die Lebensalter der Patriarchen dem Zahlenwert der Buchstaben in ihren Namen gleich sind), aber sie sind kein wissenschaftliches Argument. Weder Akademiker noch Freidenker fallen heute noch auf diese Vorgaben herein.

Übrigens wurde Velikovsky nicht so allgemein abgelehnt, wie Friedrich summarisch schreibt (S. 32). Einstein und Hapgood, um nur zwei berühmte Namen zu nennen, standen auf seiner Seite, sowie zahlreiche andere Akademiker aus jüdischer Tradition. Das Wiederaufleben des Katastrophismus in den USA hat ja gerade in der nie versiegten Arbeit seiner Anhänger (Zeitschrift Kronos, die Friedrich S. 23 erwähnt) ihren Grund. Dass Velikovskys Thesen in Deutschland schon kurz nach Erscheinen wissenschaftlich widerlegt wurden, ist keineswegs in gänzlich inakzeptabler Art (S. 32) geschehen, sondern durch einen der besten deutschen Astronomen, einen integren Wissenschaftler, Robert Henseling, mit heute noch gültigen Argumenten. Insofern ist die Aussage (S. 33), es habe keine qualifizierte Widerlegung Velikovskys gegeben, nicht korrekt.
Die von Friedrich vorgenommene Infragestellung des Heinsohnschen Szenarios (S. 59-63) ist bedenkenswert, aber in dieser Kurzform nicht nachvollziehbar. Weitere Einzelarbeiten müssen durchgeführt werden, um die Widersprüche in diesem modernsten und genialsten aller neuen Weltmodelle aufzuzeigen. Heinsohns Schritt nach vorn ist zur Zeit unumstößlich.

In dem Buch des Tollmann-Ehepaares, das Friedrich für lesenswert hält, wird Hörbiger in einer knappen Bemerkung als wertlos abserviert, obgleich Tollmanns doch stark auf Hörbigers Ideen aufbauen, wie Friedrich mit seiner Darstellung der Entwicklung des Katastrophismus zeigt.

Tollmanns haben außerdem den anderen großen Katastrophisten, Otto Muck, schamlos ausgewertet, ohne ihm den entsprechenden Dank auszudrücken, und sogar den über Schmähungen erhabenen Jürgen Spanuth verächtlich gemacht. Auf Thor Heyerdals umwerfende Erkenntnisse wird kaum Bezug genommen. Peter Kaisers bahnbrechende Arbeit wird übergangen. Und von meinem eigenen katastrophistischen Werk, „Das Erbe der Giganten“ (1977, 35000 Auflage, von den Raubkopien von Wien bis Tokyo zu schweigen), das Friedrich in seine Betrachtung einbezieht, ist bei Tollmanns nicht einmal die Rede. Da erübrigt sich eigentlich eine Erwähnung dieses Bestsellers, jedenfalls in wissenschaftlichem Kreis. Das Herausstreichen der Leistung der Tollmanns durch Friedrich (ab S. 38) ist überflüssig und berührt unangenehm. Wer den Katastrophismus seit mehr als zwei Jahrzehnten mit Feldforschung beweist (wie der Rezensent) und den neuen Diskussionen gefolgt ist, braucht nicht zu lesen, wie A. und E. Tollmann auf die Noah-Märchen zurückgreifen und sie in psychoanalytischer oder etymologischer Weise ausschlachten, um endlich herauszufinden, dass es doch Katastrophen gegeben hat.

Friedrich sieht die Leistung des Tollmannbuches darin, dass die Autoren als Akademiker, noch dazu als Lehrstuhlinhaber für Geologie in Wien, den Mut aufbrachten, sich für den Katastrophismus einzusetzen. Dabei handelt es sich um ein publikumswirksames Buch, das von wissenschaftlichen Kollegen nicht ernstgenommen wird. Eher sollte man doch den Inhalt des Buches untersuchen. Da würde man gleich feststellen, dass es sich um Schaumschlägerei handelt. Wer die Sintflut auf den Nachmittag des Soundsovielten des Jahres minus 7553 (klingt fast wie das Gründungsdatum Roms: minus 753) legt, erntet höchstens Lacherfolge. Diese Fortführung der Lyellschen Kontinuität mit modernen Mitteln ist episodenhaft und schon in zehn Jahren vergessen. Und das zweite Buch der Tollmanns über die zu erwartenden Katastrophen (1998) zeigt dann erst recht, wes Geistes Kind dieses Paar ist.

Die Überbewertung der beiden Tollmanns drückt sich auch weiterhin so aus: „Wie die Tollmanns bringt auch Spedicato …“ (S. 46) – Es müsste doch umgekehrt lauten, denn Spedicato schrieb ein Jahrzehnt vor den Tollmanns.

S. 47 werde ich im gleichen Sinne erwähnt. Dass Tollmanns mein Buch selbstverständlich kannten, müsste allein schon aus der Auflagenziffer (35000) einleuchten. Sie erwähnen es so wenig wie den weltbekannten Hörbiger, auf den eine ganze Generation ihr Weltbild gebaut hat.

Zehn Jahre nach Erscheinen meines Buches (siehe die beiden Zeichnungen, bei Friedrich S. 50) versuchte ein Team mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft die unsinnigen Thesen von Topper aus der Welt zu schaffen. Man fand jedoch heraus, dass meine Dreistufentheorie richtig ist, nur in einem viel kürzeren Zeitraum anzusiedeln. Letzteres habe ich inzwischen durch Heinsohns Forschung eingesehen und in meine Arbeit aufgenommen. Offiziell hat man den Schluss gezogen, dass Topper (hinsichtlich der Jahreszahlen) unrecht hat, und die Stufenthese stillschweigend übernommen.

Es geht also gar nicht um die Durchsetzung einer mit einem Namen verbundenen These, sondern um die These selbst. Vielleicht sollten wir uns mehr auf die Idee konzentrieren und ein brauchbares Theorem für die katastrophistischen Vorstellungen entwickeln, als uns um den personellen Werdegang des neuen Weltbildes zu kümmern, das so neu nicht ist und von einsichtigen Denkern immer vorausgesetzt wurde.

Ab S. 84 entwickelt Friedrich Vorstellungen über die Möglichkeit apokalyptischer Ereignisse, die den traditionellen Rahmen sprengen und – wie er selbst sagt – in den Bereich der Science-Fiction eindringen. Aus einem anderen kulturellen Blickwinkel, etwa aus hinduistischer Tradition, die er zitiert, wirken diese Szenarien jedoch realistisch, und wir sollten uns daran gewöhnen, denn schon in naher Zukunft, vermute ich, werden solche Szenarien universitätsreif sein.

Beachtenswert ist Friedrichs Besprechung der von Velikovsky propagierten und von Heinsohn höchst verfeinerten These, Hochkulturformen wie Tempel mit Priesterreligion und Massenopferungen seien unmittelbare Folgen der Katastrophen. Friedrichs ausgewogenes Urteil kann als vorbildlich gelten.

Eine brennende Frage behandelt Friedrich am Schluss und zeigt ethisch hochstehende Lösungsmöglichkeiten: Wird eine Katastrophe kosmischer Art in naher Zukunft eintreten und was können wir dagegen tun? Mit dem Hinweis auf die friedliche Verarbeitung des kataklysmischen Hintergrundes (Beispiel Schamanismus) und der Forderung eines vertrauensvollen-liebevollen Umgangs mit der Welt hinterlässt Friedrichs Buch einen erzieherischen und vorwärtsschauenden Eindruck. Gar zu häufig lassen heutige Veröffentlichungen diesen ethischen Stand vermissen, der alle Gedankengebäude bis zur Jahrhundertwende (1900) beseelte, und der auch Hörbigers Lebenswerk so lesenswert machte. In diesem Sinne hat der Titel „Erdkatastrophen und Menschheitsentwicklung“ das Programm von Horst Friedrich gut umrissen. Sein Buch kann als Vorbild dienen.

Erdkatastrophen und Menschheitsentwicklung
Unser kataklysmisches Ur-Trauma

Der Autor beschreibt, wie uns vor- und frühgeschichtliche Kataklysmen – grauenvolle Naturkatastrophen – zum Ur-Trauma geworden sind, das die Menschheit noch heute an irrationale Verhaltensmuster kettet, die unsere Vernichtung zum Ziel haben: Naturverwüstung, Genozide, Kriege mit Superwaffen, und dadurch vielleicht erneut gewaltige Naturkatastrophen. Von diesem Ur-Trauma kann uns nur eine erneuerte Spiritualität – Liebe zur gesamten Schöpfung – heilen.

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