Die unbequeme Nation: 2000 Jahre Wirtschafts- und Religionskrieg gegen die Deutschen

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Beschreibung

Im Jahre der 2000sten Wiederkehr der Schlacht bei Kalkriese, auch
Hermanns- oder Varusschlacht genannt, ist es angebracht zu
untersuchen, was Römer und andere fremde Mächte von den Deutschen
und in ihrem Land wollten. Es ist bekannt, daß der Kampf zwischen
Deutschen und Rom über 400 Jahre weiterging und mit dem Untergang
des römischen Imperiums endete.
Schon vor der letzten Entscheidung kam eine andere Macht empor,
die in der Eroberung und Unterwerfung der deutschen Nation mehr
Erfolg hatte: Die Kirche. Aber auch sie hat bis heute nur teilweise
gesiegt und im 1500jährigen Kampf mit der deutschen Nation viele
Rückschläge erlitten.
Das Buch enthüllt unbekannte Zusammenhänge zwischen Religion/
Christentum, Landraub, Geld, Priestertum und Kapitalismus – Einflüsse,
die entweder von allen Historikern verschwiegen, nicht beachtet oder
nicht verstanden worden sind. Diesen Spuren wird im Buch
nachgegangen, wobei der Verfasser geradezu sensationelle Ergebnisse
aufzeigt. Priesterbünde üben ihre Herrschaft nicht nur über die Seelen,
sondern auch das materielle Dasein der Menschen und die
Volkswirtschaft durch ihre Geldmacht aus.
Es stellt sich heraus, daß es Konjunktur und Rezession seit Jahrtausenden
gibt und dem Menschengeschlecht schwer geschadet hat.
Aber damit dürfen wir uns nicht abfinden. Jedes Wirtschaftssystem
und jede Religion ist Menschenwerk; kann zerstört oder verändert
werden, und Machthaber sind auch sterblich.
Die deutsche Nation besaß vor dem Kampf mit dem Priestertum eine
eigene, naturgemäße, ausbeutungsfreie Wirtschaftsordnung. Sie gilt
es in moderner Form wieder herzustellen, damit der Mensch gedeihen
und sich weiter entwickeln kann.

 

Inhaltsverzeichnis

1.Teil: Legionen gegen Germanien 2

Das Duell der Feldherren 2

Das Schwert verlor, die Lüge siegte 8

Herkunft und Entwicklung der Germanisch-Deutschen Nation 12

Der Sieg des Germanenstaates über Rom 26

2. Teil: Priester gegen Deutschland 38

Ein neuer Feind tritt auf 38

Die ersten Kreuzzüge gegen die Germanen 58

Die Zerstörung der germanischen Wirtschaftsordnung 66

Der geplante Weg ins Elend 79

200 Jahre Wirtschaftsblüte– Niedergang der Kirche 91

Neuer Aufstieg der Kirche und Wirtschaftverfall 113

Der Rückfall in das finsterste Mittelalter 123

Ein Versuch, uns sprachlich zu überwältigen 129

Not in Deutschland – Wirtschaftsblüte in Italien 141

Wirtschaftsaufschwung – Ursache der Reformation! 149

Die Priester gewinnen wieder an Macht 157

Neue Kreuzzüge gegen die germanischen Nationen 164

Frankreich wird Vormacht des Abendlandes 172

Und – wieder einmal Notstandszeit! 176

Preußen, Keimzelle neuen Aufstieges der Deutschen 178

Friedrich der Große und Politik im 18.Jahrhundert 181

Die Zeit der “Aufklärung” und ihre Ursache 188

Revolution in Frankreich und die Folgen 194

Deutschlands “Befreiungskriege”- für wen? 201

Nichts für das Volk- das Reich nur für Reiche 208

“Kulturkampf” = Priesterkampf gegen Deutsche 224

Die Einfädelung des (Ersten) Weltkrieges 229

Das Ende einer verfaulten Herrenschicht 239

Verrat am Volk- die größte Niederlage 251

3.Teil: Die verrottete Gesellschaftsordnung 267

Wie lange noch Nation im Unglück? 267

Privatgrundeigentum – das Unglück der Nation 278

Der ewige Krieg zwischen Grundeigentümern und
Entrechteten 284

Die kapitalistische Geldwirtschaft- Wurzel aller Übel 293

4.Teil: Unsere naturgemäße Lebensordnung 312

Die Grundlagen der ausbeutungsfreien Wirtschaft 312

Neubau der Wirtschaftsordnung heißt: 329

Neubau von Volk und Staat 329

Anmerkungen und Ergänzungen / Quellen

1.Teil 343

2.Teil 348

3. & 4. Teil 388

Worte hoher Priester aus neuerer Zeit zum

 Nachweis des
Fortbestehens druidischen Geistes 397

 Leseprobe:

Der Sieg des Germanenstaates über Rom

Mit den Siegen des Arminius, dem Frieden von 16/17 und der
römischen Erkenntnis, Germanien nicht bezwingen zu können, war das Verhältnis
beider Staaten für Jahrhunderte auf Ebenbürtigkeit gestellt. Die Rückwirkungen
seiner Führung und Siege auf den Einzelnen wie auf Staatsleben und Moral des
Volkes waren ganz gewaltig. Fortan hatte die Partei der Römerfreunde nicht viel
zu bestellen. Sicherlich nicht allein deswegen, weil die römischen
Schmiergelder ausblieben, sondern weil sich das Volk diese Leute jetzt genauer
ansah und ihre Dummheit oder Absichten merkte. „Flaves“ wurde ein
Schimpfwort für Lumpen (Käufliche, Abtrünnige, Renegaten) das bis heute gültig
und in Gebrauch ist!

Wir müssen eine von Arminius durchgesetzte regelrechte
Staats- und Verfassungsreform um 19/20 n. Ztw. annehmen, die Germanien
modernisierte und erheblich stärkte. Obwohl die römischen Quellen sie andeuten,
wurden unbegreiflicherweise ihre Grundzüge bisher nicht erkannt: Arminius hat
der althergebrachten lockeren Gauverfassung eine Bundesregierung mit
erheblichen Machtbefugnissen übergeordnet. Natürlich paßte das etlichen
Gauführern nicht, auch fürchteten sie die Gefahr eines Mißbrauches der
Staatsmacht mehr als den Nutzen für Volk und Rasse. In diese Richtung weist
jedenfalls die Ermordung des Arminius. Zu spät erkannten sie, welch eine
politischer Segen für das Germanenvolk von der neuen Bundesführung ausging. Das
zeigt sich deutlich in der Ausschaltung des markmannischen Separatisten Marbod
und seiner Vertreibung sowie dem alsbaldigen Abfall der germanischen
Bundesgenossen Roms. Sie sahen in der Rückkehr zum eigenen Volk mehr Vorteil
als bei den Fremden.

Ein allgemeiner Irrtum ist die Annahme, daß mit dem
Fortschritt der Geschichte die schriftlichen Quellen reichlicher fließen und
wir daher über die jüngeren Ereignisse allmählich besser Bescheid wissen als
über die Vorzeit. Leider trifft das nicht zu. Sie sind verworren, unvollständig
und widerspruchsvoll. Nur mit Mühe läßt sich der Verlauf der späten
germanischen Geschichte in einen gewissen Zusammenhang bringen.

Unverständliche Widersprüche lassen die überlieferten
Quellen erkennen, wenn sie zahllose Siege der Römer über die Germanen
berichten. Die besiegten „Räuberscharen“ wie auch viele germanische
„Halbnomaden“ (wer soll das sein?) seien von den Römern aufgenommen
worden, sie hätten geholfen, fortan die römische Grenze gegen Germanien zu
verteidigen. Unzweifelhaft schlugen sich Germanen auf die römische Seite,
ließen sich bei den Römern nieder oder sind in ihre Dienste getreten. Doch spricht
alles gegen einen geschlossenen Übergang ganzer Volksteile. Denn in solchem
Falle wäre ja der Kriegsgrund der Germanen entfallen, sie hätten fortan die
römischen Waffen viel wirkungsvoller stützen müssen. Das ist nicht der Fall,
dem Gegenteil und der Wirklichkeit näher kommen Verhandlungen der Gotenführer
mit römischen Kaisern über Landabtretungen zur geschlossenen Besiedlung, die
fehlschlugen und zum Kriegszuge durch den Balkan führten (die alte
Landnahmepolitik!). Gegen allgemeine Übertritte zu den Römern sprechen vor
allen Dingen die wirtschaftlichen Lebensbedingungen, die alles andere als eine
Lockung waren. Wer auf römische Siedlungspropaganda- die es gegegeben hat-
hereinfiel, mußte der römischen Ausbeutungswirtschaft zufallen. Da die Römer
alles Land als Privateigentum behandelten (selbst wenn es noch dem Fiskus
gehörte), hatte der germanische Bauer im Römerreich einen Grundzins an den
Landherrn zu entrichten, eine Sache, die ihm gewiß niemals gefallen konnte. Wir
werden später zeigen, daß jeder Grundherr seine Rentenforderungen auf das
höchstmöglichste Maß zu schrauben versucht. Ein derartiger Einkommensverlust
für den Bauern drückt ihn stets zum Proletarier, ja zum Sklaven hinunter. Dann
zwangen die Römer germanische Siedler, stets fernab der germanischen Grenze
Wohnplätze einzunehmen, eine staatspolitisch durchaus begreifliche Maßnahme
(21). Wies man ihnen Wohnsitze frei von Grundeigentumslasten zu, dann schreckte
die harte und gefürchtete Steuerbürde, von der nur die höchste Klasse
ausgenommen war, ganz besonders ab, die fragwürdigen Vorzüge römischer Kultur
zu genießen. Es sprach sich herum, daß sich ein Bauer in Germanien
wirtschaftlich mindestens 3-4mal besser als auf der römischen Seite stand. Wer
das nicht glauben wollte, nun, den ließ man ziehen. Aus der römischen
Wirtschafts-Knechtschaft gab es gewiß keine Rückkehr, allenfalls den Untergang.
Diese Verhältnisse waren durch die wirtschaftlich entgegengesetzten römischen
und germanischen Staatsverfassungen gegeben und nichts konnte sie überbrücken.
Zwischen beiden Systemen war nur Krieg möglich, und zwar Krieg bis zur
Vernichtung.

Erzählungen über Einreihung von Germanen in die Legionen
sind mit Vorbehalt aufzunehmen. Die römische Armee hatte eine rohe Disziplin,
Mißhandlung und körperliche Züchtigung war die Regel. Es scheint fraglich, ob
freigeborene Germanen solche Behandlung ertrugen. Die vielen Fälle von
Ungehorsam, Meutereien, Aufständen, Desertionen werfen ein trübes Licht auf die
Moral in den römischen Truppenverbänden. Gewiß herrschten in aus
Landesbewohnern gebildeten Hilfstruppen (Auxilien) andere Grundsätze, doch bei
den Römern galten diese stets als unzuverlässig. Von Germanen wird in den
römischen Berichten der Feldzüge fast nur gesprochen, wenn sie unter
germanischen Führern kämpften, die natürlich bestochen waren. Ausnahmen, wie
z.B. die germanischen Leibwachen des Augustus, konnten nur durch die Lockung
mit besonders guter Bezahlung (aha!) und Privilegien geschehen. Die ständig
wiederholte Behauptung von Germanen in den Waffendiensten der feindlichen Macht
ist zwar nicht zweifelhaft, jedoch entstellt und übertrieben.

Ganz Verworrenes wird uns über die „Hunnen“
überliefert. Die sollen asiatische, nomadische Reitervölker gewesen sein. Sie
hätten ganz Mitteleuropa überflutet, die Gotenstämme unterworfen und diese zu
ihren Bundesgenossen gemacht, bis „sie sich rasch in anderen Völkern
auflösten“. Spuren irgend welcher Art hinterließen sie demzufolge
nirgends, sie hatten keinerlei Kultur, Widerstand fanden sie kaum, sie waren an
der „Völkerwanderung“ schuld, die zu erklären den Historikern üble
Kopfschmerzen bereitet.

Sehen wir uns die Taten der von den Hunnen angeblich
unterworfenen Goten an. Wir sehen die Germanen nicht vor dem Druck östlicher
Reiterhorden nach Westen fliehen, mit Sack und Pack, Weib und Kind, sie
verhalten sich vielmehr ganz wie ein freies, unbezwungenes Volk. Sie greifen
jene Eindringlinge nicht an, schlagen aber mehrmals die Römer und vernichten
schließlich das Imperium. Ihre kampfkräftigen Armeen marschieren nach Griechenland,
Italien, Spanien und schließlich sogar Nordafrika, brechen die letzten Reste
römischen Widerstandes, aber kein Hunnenherrscher übernimmt den römischen
Kaiserthron. Im Gegenteil, einem Historiker zufolge standen die
„Hunnen“ in den Diensten des römischen Kaisers! Seltsam, höchst
seltsam! Hätte die germanische Front gegen das Römerimperium standgehalten,
wenn sie aus der Flanke durch einen neuen Feind aufgerollt worden wäre? Da kann
etwas nicht mit den Hunnen stimmen, und noch weniger mit der „Völkerwanderung“.
Ein großer Teil der Goten ist in seinen alten Wohnstätten in Schweden und dem
Weichselland verblieben, das ist archäologisch nachgewiesen. Eine
Völkerwanderung im Sinne der Schullehre fand unmöglich statt, sie muß ein
Märchen sein. Wer das Märchen erfunden hat ist eine Frage, die wir später
beantworten werden.

Wir wollen nun anhand deutscher Forschungsarbeiten
nachgestalten, wie es zum militärischen Untergang des Römischen Imperiums kam:
Zu Beginn des dritten Jahrhunderts wurden die Angriffe der Germanen auf die
Grenzen des Römerreiches immer heftiger. Da treten die Allemannen auf, laut
Professor Mommsen: „Einem wenig später schreibenden Römer zufolge war es
ein zusammengelaufenes Mischvolk; auf einen Gemeindebund scheint auch die Benennung
hinzuweisen… aber daß es nicht Germanen dieser Gegend sind, …zeigt sowohl
die Nennung der Allemannen neben den Chatten wie die Meldung von der
ungewohnten Geschicklichkeit der Allemannen im Reitergefecht.“ Mommsens
unverbesserliches Vorurteil beiseite: Offensichtlich waren die Allemannen eine
kavalleristisch besonders sorgfältig ausgebildete und ausgerüstete Armee aus
der Jungmannschaft aller Gegenden Deutschlands, die mit zwei Angriffskeilen den
obergermanischen und rhätischen Limes beiderseits seiner Nahtstelle durchbrach,
diese stark verteidigte Front aufrollte- nur eine militärisch erfahrene Führung
kann das so planen und befehlen- und das Zehntland nach dem Brauch der alten
Landnahme für sich eroberte. Denn ein „Mischvolk“ würde freiwillig
niemals zusammenhalten und bloßes Zusammenlaufen zu Krieg und Eroberung- gegen
die größte Militärmacht der Zeit!- genügt allenfalls für weltfremde
Professoren. Im Osten stehen in vorderster Front die Goten, geteilt in zwei
Gruppen. Was wir hier sehen, sind nicht etwa Namen verschiedener Völker, die
mit den überlieferten klassischen Völkernamen der Germanen im Widerspruch
stehen. Hier handelt es sich um Bezeichnungen von Heeresgruppen! Die Römer
gaben ihren Truppenverbänden Nummern, die ganz andere Kultur der Germanen bezeichnete
sie mit Namen, die mit der Aufgabe oder Ausrüstung in Zusammenhang standen. Die
abgetretenen Kämpfer halten oft unter ihrem alten Truppennamen in
Traditionsverbänden zusammen, ein Brauch aller Soldaten. Selbst die nächsten
Generationen schmücken sich gerne damit; überflüssig gleich an neue Volksstämme
oder Völker zu denken. Daher Markmannen (Grenz[schutz]männer), Allemannen
(allgemeines Aufgebot), Sachsen (nach ihrer neu eingeführten Hauptwaffe, dem
Kurzschwert= Sax), Franken, nach deren Hauptbewaffnung, der Schleuderaxt
(“francesca”), Langobarden (ebenfalls nach ihrer Waffe, der langschäftigen
Breitaxt- Hellebarde). Die Germanen haben große, mit jeweils einheitlicher
Bewaffnung ausgerüstete Kampfverbände gebildet und taktisch geübt, das läßt auf
ein hochentwickeltes Heerwesen schließen. Der Name Goten und etliche andere
sind bisher nicht gedeutet. Denn auch die Goten verfügten über Angehörige aller
germanischen Landschaften. Daneben gab es noch landsmannschaftlich ausgehobene
kleinere Heeresverbände wie Burgunden, Wandaler, Chatten (Hessen) usw. Diese
Art der Bezeichnung germanischer Armeen geht offenbar auf die früheren
Landnehmer-Heere zurück. Im 2. Jahrhundert v. Ztw. waren es die Kimbern und
Teutonen, die gleichfalls Jungmannschaften anderer Gegenden eingegliedert
haben. Bei ihnen ist der Übergang von einfacher Landnahme zu strategischen
Aufgaben für das Gesamtvolk der Germanen zu erkennen. Die ursprünglichen
Landnahmeheere haben wahrscheinlich wie die Kimbernzüge ausgesehen. Den Troß
führten ihre jungen Frauen, die ihre ersten Kinder bereits unterwegs bekamen.
Diese Art von Heereszug bewährte sich gut gegen die Kelten, erwies sich aber
nach den ersten Zusammenstößen mit den Römern als unbrauchbar und mußte
aufgegeben werden. Vom 1. Jahrhundert sind uns die Sueben bekannt, deren
bedeutendster Herzog Ariovist war. Und kurz vor der Zeitwende treten die
Markmannen unter Marbod auf, auch sie erfüllen zunächst eine
strategisch-militärische Aufgabe, die in die Besiedlung des Landes übergeht,
wenn die Frauen den Kriegern nachziehen und neue Sippen gegründet werden.

In den folgenden 200-300 Jahren nahmen die Kämpfe um das
Land und die Anstrengungen der Römer die Grenze zu halten an Erbitterung zu.
Nach der Eroberung des Zehntlandes durch die Allemannen wurden 25 Jahre lang
römische Gegenangriffe vorgetragen. Die Entscheidung zugunsten der Allemannen
fiel erst 258/59, als die Goten unter Herzog Kniva an der unteren Donau den
römischen Armeen mehrere schwere Niederlagen beibrachten. Wir erkennen daraus,
an welch einer langen Front- länger als die Fronten des ersten Weltkrieges- die
Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen sich abspielten.

Auf der ganzen Front gleichzeitig, von der Nordsee bis zum
Schwarzen Meer, begann der Großangriff auf das römische Imperium im Jahre 376.
Das ist unmöglich Zufall, vielmehr muß die germanische Staats- und
Heeresführung es so geplant haben. Beim Tode Kaiser Valentinians (375) hat sie
mit den üblichen Nachfolgekämpfen unter den römischen Generalen gerechnet und
fand die Lage günstig, die politische Verwirrung zum Entscheidungskrieg
auszunutzen.

Nun zu den „Hunnen“. Was haben mittelalterliche
Mönche mit ihren schlechten Lateinkenntnissen nicht alles aus unbekannten
Worten herausgelesen! Die Phantasie nichtdeutscher Schreiber richtete weitere
Verwirrung an:. Wegen des völligen Mangels an greifbaren Spuren bezweifelten
bereits einige Wissenschaftler die Existenz von Hunnen als Heer oder Volk. Hier
liege die Falschdeutung einer germanischen staatlichen Einrichtung oder Maßnahme
vor, die wir nicht mehr kennen. Vielmehr sei hierunter die gesamtgermanische
Staatsführung, Ministerium und Generalstab anzunehmen (22). Eine andere Deutung
weist auf die Bezeichnung „Hunno“ (vgl. Hüne, Hunibald) hin, die dem
germanischen Hundertschaftsführer zukommt, also ein Offizier im Range eines
Hauptmannes. Man vergleiche dazu die ähnliche lateinische Bezeichnung
„Centurio“ (centum= hundert) für die gleiche Stellung. Möglicherweise
ist die deutsche Bezeichnung des einfachen Offiziers von den Römern entliehen.
Centurionen wurden nicht nur mit der Truppenführung, sondern auch mit wichtigen
Aufgaben generalstäblicher, diplomatischer und nachrichtendienstlicher Art
betraut.-

Die Hunnenlegende findet eine einleuchtende Erklärung. Der
Ostgoten-König Ermanerich widersetzte sich den Kriegsplänen der allgermanischen
Staatsführung. Sie schickte eine Offizierabordnung ihn abzusetzen und zu
verhaften. Er wagte bewaffneten Widerstand und mußte dafür mit dem Tode büßen.
Unter den Befehlen der Hunnos nahmen die Ostgoten den Krieg gegen Rom planmäßig
auf. Bei den Visigoten (Westgoten) unter Frithigern und Athanerich hat es
erhebliche Reibungen gegeben, die durch das Christentum verursacht sein sollen.
Weitaus wahrscheinlicher ist eine persönliche Feindschaft zwischen beiden
Herzögen, wie sie ja auch zu unserer Zeit zwischen hohen Generalen häufig
vorkommt. Die Hunnos haben diese Fehde beigelegt und Marschbefehle gegen die
Römer erteilt. Am 9.August 378 vernichtete Frithiger, unterstützt durch eine
ostgotische Armeeabteilung, in der Schlacht bei Adrianopel das gesamte römische
Heer unter Kaiser Valens, der dabei den Tod fand. In ähnlicher Weise
überrannten Franken und Sachsen die römischen Grenzen, die ersteren nach
Gallien, die Sachsen Britannien. Die größten Festungen gegen Germanien, Vetera
(am Niederrhein) und Carnuntum (zwischen Wien und Preßburg), wurden erstürmt
und dem Erdboden gleichgemacht, aber viele andere überlebten als offene Städte:
Wien, Linz, Regensburg, Straßburg, Mainz und Köln sind bekannte Beispiele. Die
germanischen Heere eroberten den Balkan, die Alpenländer, Frankreich und
erreichten die Küsten das Mittelländischen Meeres.

Unter diesen verlustreichen Niederlagen brach das Römerreich
zusammen. Ostrom mit der Hauptstadt Konstantinopel war wegen seiner Randlage
für die germanische Politik uninteressant und erhielt einen milden Frieden. Die
Römer haben die wesentlich härteren Bedingungen, die Westrom auferlegt wurden,
nicht eingehalten. Den mit dieser, auf Italien, Südfrankreich, Spanien,
Griechenland und Nord-Afrika beschränkten Reichshälfte geschlossenen Frieden
brach Kaiser Honorius durch die Ermordung seines von den Germanen eingesetzten
„Magister militans“, den Wandaler Stilicho- wahrscheinlich auf Druck
der römischen Kapitalisten- und Großgrundeigentümerklasse. Darauf erhielt die
Goten-Armee in Mazedonien, die jetzt auf Wacht gegen Ostrom dastand, die
Weisung, Italien zu erobern. Um jegliche Flankenbedrohung Germaniens
auszuschalten, säuberte sie zunächst Griechenland bis zum Peloponnes von römischer
Besatzung, dann marschierte sie, verstärkt durch weitere Truppen aus
Deutschland, auf den römischen Militärstraßen nach Italien und belagerte Rom.
Als die Römer die für sie hoffnungslos gewordene Lage nicht anerkennen wollten,
wurde Rom erstürmt (410). Bezeichnend ist die Antwort, die der Gotenherzog
Alarich den bettelnden Römern gab, als sie fragten, ob er ihnen etwas lassen
wollte. „Das Leben“ war seine Antwort; genau dieselbe, die einstmals
die Römer bei Kapitulationen zu geben pflegten! Alarich muß genaue Erinnerungen
der Vorgänge unter Caesar und Germanicus besessen haben, die 400 Jahre
zurücklagen! Man hatte bei den Germanen nichts vergessen, und das spricht für
ihre völkische, geistige und kulturelle Moral. Die ständig wiederholten
Behauptungen von germanischen Plünderungszügen stammen ja bloß von römischen
oder griechischen Laien, die die strategische Bedeutung der einzelnen Feldzüge
nicht begriffen. Sie widerlegen sich selbst, wenn sie im gleichen Atemzuge von
ihrer erstaunlich humanen Behandlung durch die Sieger berichten.

Italien war dennoch nicht zum Ziele germanischer
Siedlungspolitik auserkoren worden. Den Visigoten wurde vielmehr Südfrankreich
zuerkannt, das damit ebenfalls für Rom verloren ging. Die Goten-Armee räumte
deshalb Italien und ließ sich südlich der Franken bis über die Pyrenäen nieder
(Gotaland=Katalonien). Hauptstadt wurde Tolosa (Toulouse). Damit unterbrach sie
die Landverbindung zwischen Spanien und Italien. Die Rolle der Wandaler ist
offensichtlich gänzlich mißverstanden worden. Eine kleine Armee hat
West-Spanien (Andalusia= Wandalerland) erobert, setzte 429 nach Nordafrika über
und richtete das wiedererbaute Karthago als Verwaltungssitz ein (439). Da die
insgesamt nur 80 000 Wandaler, die ihre Frauen und Kinder einschlossen, niemals
so ein riesiges Land besiedeln konnten, muß ihr Zug nach Afrika andere Gründe
gehabt haben. Das haben die Geschichteschreiber bis heute sich nicht
klarzumachen versucht. Ratlos stehen sie vor dem Berichte des Prokop, eine
Gesandtschaft aus der Weichsel-Heimat habe König Geiserich ersucht und dieser
sich geweigert, ihre Anwesen für die Zurückgebliebenen freizugeben. Wir sehen
darin den Hinweis, daß die Wandaler in Nordafrika sich nur auf einen
zeitweiligen Aufenthalt als Besatzungstruppe eingerichtet hatten. Solange Rom
widerstrebte- Geiserich hat ebenfalls mit einer Flotte und einem kleinen Heer
Rom erstürmt (455)- mußte man ihm alle Hilfsquellen versperren, und Nordafrika
war davon die wichtigste. Die Burgunden wurden von ihrer vorläufigen Niederlassung
um Worms nach Ostfrankreich geschickt, wobei ihnen das Land beiderseits der
Saone und die Hauptstadt von Gallien, Lyon zufiel (443). Die Allemannen
überschritten den Oberrhein und nahmen das Elsaß bis zum Kamm des Wasgenwaldes
in Besitz. Alle diese Bewegungen weisen auf Pläne zur geschlossenen Besiedlung
hin und lassen eine ordnende Gesamt-Staatsführung der Germanen erkennen.

Ganz gewiß haben die Germanen immer neue Friedensverträge
mit Rom geschlossen, auch wenn es heute darüber keine Angaben gibt (23). Die
kampflose Räumung Britanniens und der verbliebenen Rhein- und Donaufestungen,
unmittelbar nach 410 läßt sich nur so verstehen (24). Die germanische Politik
wünschte nicht die Zerstörung des Römerimperiums. Belassung und Anerkennung der
Kaiser in ihrer Stellung ist nicht anders zu erklären Man erkennt die ständigen
Bemühungen der germanischen Bundesregierung, ein auf Italien, Spanien und
Nordafrika beschränktes Römerreich zu erhalten. Aber die staatstragenden
Familien des Imperiums (die hauptsächlich in Rom bzw. Unteritalien saßen)
wollten sich keineswegs mit dem Verlust ihrer Latifundien, Bergwerke,
Handelsmonopole und Wirtschaftsmacht abfinden. Im Senat saßen die reichsten
römischen Kapitalisten; die waren durch alle Katastrophen nicht gebrochen und versuchten
jede Landabtretung und Frieden mit Germanien zu verhindern. Solange sie noch
über Geld, Untertanen und Soldaten verfügten, leisteten sie auf jeden Schritt
erbitterten Widerstand. Unzweifelhaft war der damaligen germanischen
Staatsführung die Bedeutung der Geldmacht von Natur aus fremd. Sie kam nicht
auf den Gedanken, durch restlose Enteignung der römischen Kapitalistenklasse
dem Krieg die Wurzel abzuschneiden. Italien nicht als germanisches Land, schon
gar nicht als Kolonie einsacken zu wollen, half ihrer Diplomatie wenig. Falls
sie diese Absicht den Italikern gesagt hat, so fachte sie den Widerstand, weil
risikolos, unnötig an. Er konnte schließlich nicht anders beseitigt werden als
durch die Unterwerfung Roms unter germanische Statthalter. Eine Umkehrung der
wirtschafts-politischen Machtverhältnissse war damit allerdings nicht
verbunden. Die Germanen wurden nicht die Ausbeuter und Sklavenherren der Römer.
Die Germanen eroberten Land nicht um des Eroberns und Unterwerfens willen,
sondern für die eigene nächste Generation und ihre Sicherung. Es widersprach
ihren Grundsätzen, plötzlich viele Fremdrassige unter germanische Herrschaft
treten zu sehen. Ihre Staatsführung war sich der Gefahren einer Zerstreuung und
Vermischung der germanischen Bevölkerung, die sich aus den umfangreichen
Eroberungen ergaben, völlig bewußt. Sie ließ das Schwarzmeergebiet von den
Goten räumen, wo sie sich für viele Jahrzehnte niedergelassen hatten (sie
wurden im ungarischen Donaugebiet angesiedelt): Nachweislich sind nur wenige
zurückgeblieben. Daraus ist wiederum zu entnehmen, daß die germanische
Bundesregierung ein von Skandinavien bis zu den Alpen, schließlich zum
Mittelmeer reichendes, geschlossenes germanisches Staats- und Siedlungsgebiet
beabsichtigte. Wir vermögen es uns kaum vorzustellen, wie die Welt heute
aussehen würde, hätte das germanische Gemeinschaftsgefühl, das Arminius unserem
Volke einpflanzte und sich 400 Jahre lang bewährte, seine Bindekraft behalten.

Ich sage hier etwas, das aufmerksame Gelehrte schon vor 150
Jahren erkannten! Der Schwede Anders Magnus Strindholm schrieb damals:
„Während der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung hatten alle Nationen
des Gothisch-Germanischen Stammes für ihre Waffentaten ein einziges Ziel: Den
Sturz der römischen Macht!“ Solche Feststellungen passen freilich nicht in
das Klischee humanistischer “Bildung” und wurden daher mit allem Eifer
bestritten. Dennoch verwickeln sich humanistische Wissenschaftler bei ihren
Versuchen, sich auf die Seite der Römer und damit selbstverständlich gegen die
siegreichen Germanen zu stellen, in die tollsten Widersprüche. Sie machen die
Geschichte unverständlich ohne es zu bemerken. Von ihnen stammen solche
Schulgeschichtsbuch-Plattheiten wie: „Die Hunnen gaben den Anstoß zur
Völkerwanderung“. Das humanistische Vorurteil, in dem eigenen Volke nur
Barbaren, Wilde, Räuber, Kulturzerstörer zu sehen, kann sich eben nichts
anderes vorstellen. Für ihre verbogene Denkweise wurde die Zerstörung des
Römischen Imperiums, verbunden mit der Großen Landnahme die
„Völkerwanderung“ und die germanische Staatsführung eine Invasion der
„Hunnen“.

Humanisten-Gelehrte bestritten den Deutschen das Recht, die
fremden Eindringlinge aus ihrem Lebensraum hinauszuwerfen. Die schauerlichen
wirtschaftlichen Verhältnisse und unmenschlichen Zustände des römischen Staates
und sein Bestreben, sie anderen Völkern aufzuzwingen, wurden ihnen niemals
bewußt. Aber davon ganz abgesehen, anstatt deutsche Erfolge zu beklagen sollten
sie sich der Frage widmen, weshalb sich die Germanen überhaupt auf einen so
langen, blutigen und verlustreichen Krieg gegen das Römische Imperium
einließen. Weshalb wurden sie Angreifer, weshalb versuchten sie das begehrte
Land hinter den römischen Festungsanlagen zu erobern? Konnten sie nicht nach
Osten ausweichen, nach Rußland hinein, das bis in unsere Gegenwart sehr dünn
besiedelt ist? Das germanische Wohngebiet hatte ungefähr am 20. Grad östlicher
Länge für eintausend Jahre unwiderruflich Halt gemacht. Diese Grenze wurde im
3. Jahrhundert von den Germanen widerstandslos überschritten. Aber das Land
dahinter interessierte sie nicht, sie sind einfach durchmarschiert, sie sind
nicht umhergeirrt, sie suchten ihre Ziele tausend Kilometer weiter südlich.
Offensichtlich besaßen die germanischen Volksführer genaue Kenntnisse der
Geographie Rußlands und Europas und seiner landwirtschaftlichen Bedingungen.
Eine germanische (gotische) Besiedlung findet man erst wieder am Schwarzen
Meer, der Südukraine und Krim. Zugleich bauten sie hier eine neue Front gegen
das römische Imperium auf. Die Gründe sind nicht nur militärisch-strategischer
Art, sie sind in der germanischen Bauernwirtschaft zu finden. Wer dieses Rätsel
nicht von der wirtschaftlichen Seite untersucht, wird es niemals lösen!

Ungefähr auf dem 20.-21. Längengrad (für unsere Betrachtung:
Königsberg-Krakau) verläuft die Klimagrenze von atlantischer Meeresluft und dem
Binnenklima des europäischen Rußland. Sie zeigt sich in der Natur durch
auffallend veränderten Pflanzenwuchs. Buche und Eiche kommen ostwärts dieser
Linie nur noch vereinzelt vor, nicht mehr in Wäldern. Die germanische
Bauernwirtschaft, die die Schweinezucht besonders pflegte, brauchte aber
Bucheckern und Eicheln zur Schweinemast. Der Anbau von Ölfrüchten, Rüben,
Winterweizen und Gerste im Osten der Klimagrenze war trotz aller Fortschritte
bis zur Neuzeit wirtschaftlich wenig erfolgreich. Die Züchtung klimahärterer
Getreidesorten (Roggen und Hafer bevorzugt) beanspruchte Jahrhunderte. Erst
unter dem Deutschen Orden wurde der Ackerbau bis zur klimatischen Mischzonengrenze
beim 22.Längengrad in Ostpreußen ausgedehnt (25), bis diese in der Neuzeit
überschritten werden konnte, vergingen wiederum mehrere hundert Jahre. Es war
für die germanische Volkswirtschaft nicht möglich, so lange zu warten; für sie
war das Land zu ihrer Zeit unbauwürdig, nutzlos. Sie fand das durch fortwährend
mißlungene Siedlungsversuche heraus. Anzunehmen ist das Aufgehen der dabei
Vorgeprellten in der Urbevölkerung (Balten). Die landwirtschaftliche
Kulturgrenze im Osten zwang die Germanen zum Blick nach Westen und Süden, neues
Volksland zu erwerben. Strindholms seherische Gedanken erkannten diese
eigentliche Ursache allerdings nicht. Erst wir sind mit dem Wissen um
Zusammenhänge zwischen Erdkunde, Klima, Wirtschaft und Kultur in der Lage, Ursache
und strategischen Leitgedanken des 400jährigen Krieges gegen Rom zu begreifen.
Roms Macht sperrte die wirtschaftliche Lebensgrundlage aller heranwachsenden
Germanen, und als dies vom Volke erkannt wurde, gab es nur eines: „Den
Sturz der römischen Macht“!

Es dürfte die unablässige Intrigenarbeit der Römer, der
allmähliche Einbruch der orientalischen Geldwirtschaft unter den Germanen mit
ihren üblen Folgen, darunter die Bestechung der Führer gewesen sein, wenn die
Bildung eines europäischen germanischen Großreiches, das mit dem heutigen China
vergleichbar wäre, schon bald danach gescheitert ist. Weiterhin wird die
Duldsamkeit der Germanen gegenüber der Vorbevölkerung, alle ihre Eigenheiten
und gesellschaftlichen Einrichtungen zu belassen, die unvollkommene Ablösung
der Römerherrschaft in den Provinzen, germanische Eigenbrötelei sowie eine
schwache Bundesregierung dazu beigetragen haben. Noch einmal ist von Hunnen die
Rede, als in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (451) Germanen gegen
Germanen kämpfen. Diese Schlacht, in Wahrheit der Entscheidungskampf des
zweiten germanischen Bürgerkrieges (der erste war der Kampf des Arminius gegen
den abtrünnigen Marbod), ist in die verworrene Darstellung mittelalterlicher
Schreiber gehüllt. Unter Führung eines Römers Aetius kämpfen Westgoten,
Burgunden und Franken verzweifelt gegen Attila und seine Übermacht, der die
anderen Germanen, an der Spitze Ostgoten, aber auch auf dieser Seite Franken,
anführt. Die Schlacht blieb unentschieden, man beachte das, doch der Krieg
wurde nicht weitergeführt. Kurz danach kommt es zur Vermählung des Attila mit
Ildiko, der Tochter des burgundischen Königs Gundowich (Gunther). Weshalb
identifiziert sich die germanische Überlieferung mit einem angeblich
volksfremden Herrscher, dem „großen König Etzel“? Nicht einmal von
einem Friedensschluß wird uns berichtet! Wie ist dieses Geschehen geschichtlich
zutreffend zu begreifen?

Römische oder ihnen nahestehende Einflüsse auf Franken und
teilweise Visigoten und Burgunden verursachten einen Bruch dieser Volksgruppen
(bzw. deren Führer) mit der germanischen Bundesgewalt. Die großen und reichen
Städte Galliens waren unversehrt erhalten geblieben; hier verstanden die
einflußreichsten Römer und ihre gallischen Bundesgenossen mit allen Mitteln- vor
allem Geld- zu überleben. Der Aufstand der westgermanischen Führer, die sich
einem Römer unterstellen, setzt geheime Machenschaften und Verabredungen
voraus, er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem des Ermanerich! Wurden sie
bestochen, Ermanerich von Byzanz, die Franken- und Westgotenführer von den
Alteingesessenen in Gallien? (26) Und weiter: In welchem Zusammenhang steht
damit der erneute Überfall auf Rom durch ein wandalisches Heer und Flotte (455)
und ein Vormarsch germanischer Heere in die Po-Ebene? Kann die dabei erfolgte
„Plünderung Roms“ die Enteignung des friedenstörenden römischen
Kapitalistenklüngels gewesen sein, auf dessen schädliche Unterlassung ich oben
hinwies und die man zu lange versäumt hatte? Hat nicht tatsächlich mit diesem Ereignis
der (west-)römische Staat endgültig aufgehört, eine politische Rolle zu
spielen? Richtete sich deshalb der unversöhnliche Haß der Geschichteschreiber
am schärfsten gegen die Wandaler? Gerade Wandaler sind wegen ihrer
Menschlichkeit gegen die Besiegten bezeugt! Warum sind aus dieser Zeit die
Franken des Westens und ihre Führer (Könige) zu ihrer großen geschichtlichen
Bedeutung gelangt (Hierzu wird im nächsten Abschnitt mehr ausgeführt)? Und
warum wurden die (parteiwechselnden?) Burgunden in unaufhörliche Streitigkeiten
verwickelt, daß dieser germanische Volksteil bald unterging?

Der Versuch der Bundesregierung, mit Gewalt die Ordnung im
Germanischen Reiche wiederherzustellen, ist bei Catalaunum gescheitert. Fortan
gingen die westlichen Volksgruppen ihren eigenen Weg, und bald trennten sich
weitere von der Bundesführung ab. Sie alle büßten für die Selbstsüchtigkeit
ihrer Führer mit dem Untergang des ganzen Volksstammes, ebenso mußten sämtliche
germanischen Volksangehörigen bis nach Skandinavien an den Folgen leiden.
Hätten die Germanen bei der Eroberung Galliens wie nach römischer Kriegssitte
die meisten Römer und Welschen totgeschlagen oder vertrieben, die Welt wäre
heute unvorstellbar anders (27). Aber die Germanen, denen die hassenden Römer
jede Barbarei vorwarfen, ließen ja stets die Besiegten am Leben. Zugegeben, die
germanische Bundesführung hatte reichlich Schwierigkeiten nach der Großen
Landnahme sich durchzusetzen. Die Entfernungen zwischen den einzelnen
Germanenländern betrugen jetzt tausende von Kilometern, Kuriere brauchten
wochenlange Reisezeiten, die Übersicht war kaum noch möglich. Eine straff
geführte Beamtenschaft gab es nicht, die germanische Gesellschaftsordnung
einzurichten und zu festigen. Die Regierung war auf den mehr oder weniger guten
Willen ihrer Herzöge angewiesen, und die hatten Schwächen und Fehler. Immerhin,
die Chinesen verloren nie das Gefühl der rassischen und nationalen
Gemeinsamkeit, gleichgültig wo sie sind. Im Vergleich mit diesem gewaltigen
Volk ist der Sinn für die rassische, völkische und kulturelle Gemeinschaft bei
uns vollständig abhanden gekommen. In China konnte sich eine rassisch
einheitliche Nation durchsetzen, indem sie die Vorbevölkerung aus ihrem
Lebensraum entfernte. Den Germanen blieb nicht die Zeit, ihre kulturell und
biologisch tüchtigere Art im Wettbewerb mit der Bevölkerung der römischen
Provinzen zu bewähren. Wir werden sehen, daß gegen sie Kräfte auftraten, von
denen sie nichts ahnten, Kräfte, die ebensogut China zugrunde gerichtet hätten,
wenn sie dort wirksam gewesen wären.

Man kann sehr deutlich an dem wohlbekannten Schicksal der
Ostgoten erkennen, wie die Schwäche der germanischen Bundesgewalt sich
schadenbringend auswirkte. Und nicht nur dies, wir können so deutlich wie sonst
nirgends in der Geschichte die mangelhafte politische Begabung der Germanen
feststellen (28).

Die Ostgoten waren 488 aus ihren neuen Wohnsitzen an der
mittleren und unteren Donau aufgebrochen, um Italien zu erobern. Die
germanische Bundesregierung billigte das nicht und stand nicht hinter ihnen.
Byzanz schloß mit den Ostgoten Sonderverträge, das ihnen Italien als
oströmische Provinz zusagte. Damit verließen sie ihren germanisch-völkischen
Wachtposten gegen Ostrom in verräterischer Weise, aus politischer Einfalt und
strategischer Kurzsichtigkeit. Die Ermordung des germanischen Statthalters
Odoaker, der den letzten römischen Kaiser (29) im Jahre 476 beseitigt hatte,
durch den in Byzanz/ Konstantinopel erzogenen Theoderich (aus welcher Ursache
wurde er „der Große“?) bei einem Versöhnungs-Gastmahl war Frucht
oströmischer Intrigen. Sie war ein Schurkenstreich, der alle Germanen gegen sie
aufbringen mußte. Als hervorragend erfolgreicher diplomatischer Gegenzug des
byzantinischen Reiches in das politische Vakuum Italien wurde damit dem
Germanenstaat eine schwere Niederlage ohne Krieg beigebracht. Wen wundert es da
noch, wenn die Goten in Italien nie froh wurden? Ihre Landpolitik (sich als
Minderheit unter den Einheimischen anzusiedeln) war ebenso kurzsichtig wie ihre
Außenpolitik, mit der sie sich zwischen alle Stühle setzten. Als ihr König
Totila die unhaltbare Lage der Ostgoten erkannte, versuchte er durch Förderung
von Mischehen zwischen Italikern und Goten ihre politische Schwäche
auszugleichen- und fügte damit zu den Fehlern ihrer Politik noch den Verrat am
eigenen Volk und seiner Rasse. Die Herrschaft über Italien war den gotischen
Königen zu schön, um den einzig richtigen Weg zur Volkserhaltung zu
beschreiten- nämlich Italien zu räumen. Es zeigte sich bei den Ostgoten einmal
mehr, wie sehr das Verlangen, einmal gewonnenen Grundbesitz unter allen
Umständen zu behalten, politische Entscheidungen nachteilig beeinflußt. Sie
waren auf die Dauer noch schädlicher als ihr Versuch, als Minderheit durch
reine Waffengewalt ihre Herrschaft zu sichern. Sie ist gescheitert und mußte
scheitern. Das Ostgotenvolk wurde in den Kriegen mit Byzanz völlig aufgerieben.
Wenn die letzten von ihnen nach der Schlacht am Vesuv nach „Thule“
auswandern (oder rückwandern) durften, so ist das eine vielbesungene Episode,
für die deutsche Geschichte freilich bisher ohne Lehre oder Bedeutung.