Die germanische Weltanschauung nach altnordischer Ueberlieferung

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Beschreibung

Dr. Bernhard Kummer: Die germanische Weltanschauung nach altnordischer Ueberlieferung

Was
uns berechtigt, gerade jetzt die Blicke unseres leidenden Volkes in so
ferne, vorchristliche Vergangenheit zurück­zuwenden, ist eine
kulturgeschichtliche Erkenntnis von umstürzender Bedeutung. Als Oswald
Spengler sein berühmt­es Werk über den Untergang des Abendlandes
schrieb, nahm er keine Notiz davon, daß unser germanischer
Menschen­schlag Jahrtausende kulturellen Lebens hinter sich hatte, als
der Zwang der römischen Kirche und die überwältigende Fülle fremden
Lernstoffes den großen Kulturbruch und Glaubenswechsel herbeiführte,
der die „faustische“ Kultur schuf.

Ungeachtet aller Fortschritte einer
allzu akademischen und verschlossenen Germanenkunde konnte Spenglers
genialer und selbstherrlicher Geist den germanisch-faustischen
Kulturkreis in die germanischen Länder einzeichnen, ohne zuvor in der
Urwalddämmerung germanischer Vorgeschichte dem „barbarischen
Menschenmaterial“ nachzufra­gen, dem Rohstoff, der nun im Untergang des
Abendlandes verbraucht erschien. Was die Germanen waren, ehe sie
„faustisch“ wurden, kümmerte ihn wenig, denn seine Leser glaubten noch
an die Legende, daß unsere kulturgeschichte und unser höheres
Menschentum unter dem Kreuz der Mission begann.

Wir haben unterdessen unter Schmerzen ein weiteres Stück des
abendländischen Unterganges erlebt. Wir stehen mit Bewußtsein in einem
neuen Kulturbruch und Glaubens wechsel. Aber wir überlassen nicht
mutlos die Schöpfung der neuen Kultur mit Spengler unverbrauchteren
Völkern des Ostens, wir schauen auf unser eigenes Menschentum, denn wir
wissen, daß dieses Menschentum vor über tausend Jahren einen ganz
ähnlichen kulturbruch fiberstand, und daß seine kulturschaffende Kraft
nicht mit der „fäustisch-christlichen“ Kultur geboren wurde und deshalb
auch nicht mit ihr sterben muß. Wir glauben dem gelehrten Adam von
Bremen nicht mehr, wenn er sagt, die Menschen des Nordens ver­mochten
nur mit den Zähnen zu knirschen, bis sie lernten, ein Hosiannah
anzustimmen, sondern wir überzeugen uns an wissenschaftlicher
Forschung, daß das Evangelium auch hier nicht Tieren, sondern Menschen
gepredigt worden ist,und daß Gott auch im Norden ganze Menschen schuf,
die mit selbständigem Gewissen Sitte schaffen und Gott erkennen
konnten. Und wir schöpfen aus dieser Erkenntnis den zuverlässigen
Trost: Was damals den Kulturbruch überstand und jugendlich des fremden
Neuen sich bemächtigte, kann auch heute den Verfall überstehen.

Bleiben
kann auch heute der germanische Mensch, sein Erscheinungsbild, sein
selbständiges Gewissen, seine eingeborene Frömmigkeit, dazu seine
Landschaft, seine Lebenslust, seine Scholle Erdgeruch und seiner Sterne
Glanz….

Nachdruck von 1930 – 28 Seiten – A5 Format geheftet