Rasa: Götter und Rituale des baltischen Heidentums

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Beschreibung

Götter und Rituale des baltischen Heidentums

von Jonas Trinkunas (Hrsg.)

Format: 14,8 x 21,0 cm (A5), Broschur, ISBN 3-935581-21-1

Das Baltikum, und hier ganz besonders Litauen, wurde erst spät ein Opfer der Christianisierung.

Aus diesem Grund haben sich alte heidnische Bräuche dort am längsten erhalten. Noch heute lassen sich Spuren dieser Verehrungen ausfindig machen, sie sind dort weiterhin lebendig. Unter dem Schleier des christlichen Glaubens schlummern nach wie vor heidnische Bräuche, die bis heute nichts von ihrer authentischen Kraft eingebüßt haben.

Dieses Buch analysiert die Struktur der baltischen Naturreligionen. Es beschreibt deren Göttinnen und Götter sowie die Feier- und Festtage im Jahreslauf.

Aus dem Inhalt

Von Göttern und Göttinnen

Religion und Mythologie der Balten (Marija Gimbutas)

Mythologie und Religion der frühen Litauer (Norbertas Velius)

Religionsformen der Balten (Gintaras Beresnevicius)

Von den Feiertagen

Rasa – Die litauische Sommersonnwende

Ku‘cios und Kalèdos – Die Wintersonnenwende

Das lebendige Erbe

Romuva – Die baltische Religion Litauens

Die Grundlage der litauischen, baltischen Religion

Heiliges Ritual

u.v.m.

Die litauische Sommersonnwende

(Auszug)

Gegen Ende Juni, zur Zeit der Sommersonnwende, wenn die Nacht am kürzesten ist und die Natur überquillt mit Blüten und Wachstum, feiern wir den Feiertag Švente Rasa. Dieser Tag ist auch bekannt als Kupoliu Švente oder unter seinem christianisierten Namen Jonines, Sankt Johannis.

Rasa unterscheidet sich von anderen šventes, denn hier enden die Riten nicht mit einem Gedenken an die Toten. Rasa bedeutet "Tau", der am Morgen der Sommersonnwende prophetische Fähigkeiten besitzt. Je größer die Menge des Taus an jenem Morgen, desto reicher wird die Ernte des nächsten Jahres werden.

Vor der Morgendämmerung besitzt der Tau starke Heilkräfte. Wenn man sein Gesicht mit diesem Tau wäscht – besonders, wenn er von Roggenschößlingen kommt – wird die Haut klar und rein. In der Region um Švencionys stehen die jungen Frauen sehr früh auf, waschen sich mit dem Tau und schlafen dann noch einmal, um von ihren künftigen Ehemännern zu träumen. Nachts sammelt man den Tau in Tüchern, die dann später in Heilungsriten verwendet werden. Sich im Tau zu baden und zu wälzen verlieh Jugend. Wenn man die Riten sorgsam vollzog, so wie sie seit Alters her ausgeübt wurden, würde man weise und hellsichtig werden, man wäre in der Lage, das böse Volk, die Zauberinnen und die Hexen, zu sehen.

Es gibt kein fröhlicheres švente als Rasa. Am Morgen des Festes tanzt selbst die Sonne am Himmel.

Kräuter und Gräser (zolynai). Zu dieser Zeit besitzen die Kräuter ihr größtes Potential und ihre größte Wirksamkeit. Am Vorabend von Rasa sind die jungen Frauen mit dem heilige Kräutersammeln (Kupoliauti) beschäftigt. Daher stammt auch der andere Name für diesen Festtag: Kupolines. Die besonderen Kräuter für diesen Tag sind: Gänseblümchen, Johanniskraut, Heidelbeere und jedwedes gelb blühende Kraut (Melampyrum nemorosum).

Kupole. Dies ist der Name für einen verästelten Pfahl, der in der Mitte des Ritualplatzes aufgestellt ist. An der Spitze des Pfahls ist eine dreifache Verästelung (dies zeigt auch die Rune, die diesem Festtag zugeordnet ist). Im östlichen Litauen sagt man, dies sei ein übernatürliches Gewächs mit drei Ästen – einer, der wie die Sonne scheint, der zweite wie der Mond und der dritte wie ein Stern. Junge Frauen, die gerne heiraten möchten, spielen ein Wahrsagespiel: sie stellen sich mit dem Rücken zum Kupole, werfen einen Kranz über ihren Kopf und hoffen, daß er auf dem Kupole landet. Soviele Versuche, wie nötig sind, soviele Jahre wird es noch bis zur Hochzeit dauern. (Dies erinnert an die noch heute gebräuchliche Sitte, daß die Braut den Brautstrauß hinter sich wirft.)

(….)

Die pruzzischen Balten verzieren einen langen Pfahl mit Blumen, Grün und wehenden Bändern. Dieser Kupole steht dann am Rande der Felder, in der Nähe des Roggens. Ist der Pfahl mit Nesseln und Farn dekoriert, dann wirkt er wie eine abstoßende Hexe.

(….)

Rasa ist auch als die Nacht der raganos (der Hexen) bekannt; eine Nacht, in der sie besonders aktiv sind. Viele der Zaubersprüche und Verwünschungen, die man an Rasa ausspricht, dienen dazu, sie zu verjagen und ungeschehen zu machen, was sie angestellt haben. Das Wort ragana (Hexe) hat in diesem Fall jedoch unbedingt eine andere Bedeutung als der neo-heidnische Terminus.

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