Die Fahrten des Thor

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leider vergriffen seit Januar 09!

 

Neue Abenteuer vom Donnergott

von Voenix

2. Auflage!
224 S., ca. 30 Abb., Format: 14,8 x 21,0 cm, Broschur, ISBN 3-927940-99-2

In der Edda finden sich eine Vielzahl von Erzählungen um den germanischen Donnergott Thor, der hierzulande allgemein unter dem Namen Donar bekannt war.
Die größte kultische Verehrung erfuhr diese Gottheit beim gewöhnlichen Volk, das ihn um Fruchtbarkeit für die Felder und Segen für die Eheschließung anrief.
Als ältester und stärkster Sohn des Göttervaters Odin (Wotan) obliegt Thor die Sicherheit für Asgard, die hehren Gefilde der Götter und Midgard, die Welt der Menschen. Bekannt für seinen gesunden Appetit und eine gewaltige Trinkfestigkeit, lassen ihn sein natürliches, aber auch jähzorniges Gemüt immer wieder in die seltsamsten Situationen geraten, in deren Lage er sich jedoch stets mit Herz und einer Portion Bauernschläue zu behaupten weiß. Sein gewaltiger Hammer Mjölnir leistet ihm dabei manch wertvolle Dienste, ebenso eine Reihe anderer Gestalten, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Auf seinen zahlreichen Reisen, die ihn zumeist gen Osten, ins Land der Riesen führen, hat er so manch wunderliche Begegnung. Neben Trollen, Riesen und anderen wilden Gesellen trifft er auf grimmige Berserkerweiber, Nachtalben, Zwerge, verlockende Sirenen und muß sich nicht zuletzt als Schweinehirt verdingen.
Ein unterhaltsames und spannendes Lesevergnügen für alle, die es lieben, den Göttern unserer Vorfahren in einem märchenhaften Rahmen zu begegnen, welcher die alten Saiten zum Klingen bringt, und in dem auch derber Witz und eine Prise Erotik nicht zu kurz kommen.

Der Brautlauf (gekürzt)

Obwohl sich der Ostermond bereits ankündigte, lag über der Landschaft noch immer das dichte, weiße Laken der Göttin Frigg, die in vielen Gegenden ebenfalls unter dem Namen Fru Freke, Holle oder Hulda verehrt wurde. Heuer schien sie es mit ihrer Güte etwas zu gut zu meinen, denn auf Wiesen, Äckern und Weiden deutete nichts im geringsten darauf hin, daß in Kürze die ersten Knospen von Birke und Erle aufgehen sollten.

Es war ein strenger Winter gewesen, den einige Tiere und auch Bewohner des kleinen Dorfes, das in einem windgeschützten Tal lag, nicht überlebt hatten. Die Kühe, Schweine und Schafe, die mit den Menschen unter einem Dach lebten, um sich gegenseitig Wärme und Schutz zu spenden, waren bis auf die Rippen abgemagert und manche von ihnen waren bereits so schwach und kraftlos, daß man sie bald auf die Weiden ziehen oder tragen mußte, sollten sie nicht elendig eingehen. Doch der lang ersehnte Frühling ließ weiter auf sich warten und es gab wohl keinen unter ihnen, der nicht schon inständig zu den Göttern gefleht hätte. Nicht viel war mehr vorhanden, von dem man den Göttern hätte opfern können, und da man ob dieser Dinge machtlos war, kamen die Bewohner, alte wie junge, jeden Abend in dem großen Haus ihres Sippenführers zusammen, wo man sich die abendlichen Stunden mit Trost spendenden Liedern und Geschichten am Feuer vertrieb.

Wie ein kleiner Segen erschien den Menschen, als eines Mittags ein fahrender Skalde ihr Dorf aufsuchte und um Herberge und eine Mahlzeit bat. Von allen Seiten strömte man zusammen und bestaunte den Fremden mit jener unverhohlenen Neugier, die sich nach einer langen, eintönigen Winterzeit danach verzehrt, endlich Neuigkeiten aus den übrigen Winkeln der Welt zu erfahren. Dementsprechend groß war die Spannung in den geröteten Gesichtern abzulesen, als man sich am Abend erneut aneinander kauerte und ungeduldig darauf wartete, was der Skalde zum besten geben würde. Dieser befand sich bereits im betagteren Alter, so daß sicherlich manch erlebte und ersonnene Mär über seine Lippen kommen würde. Um den willkommenen Gast in die richtige Stimmung zu bringen, hatte ein jeder der Einwohner etwas Gutes von den letzten Vorräten zusammengetragen. Doch zum Erstaunen aller lehnte dieser dankend ab und begnügte sich lediglich mit etwas Honigwein und einem bescheidenen Kanten Brot.

Als er sein spärliches Mal unter den hungrigen und erwartungsvollen Blicken der Anwesenden endlich beendet hatte, schaute er zufrieden in die Runde und fragte gedehnt, von welchen Begebenheiten man nun allgemein zu erfahren wünsche. Diese und jene Frage wurde gestellt und nach bestem Gewissen beantwortet, bis ein junger Bursche lautstark dazwischen rief, weshalb denn der Frühling dieses Jahr nicht kommen wolle? Der alte Skalde nickte lächelnd und erklärte, daß dies nichts ungewöhnliches sei, doch um diese Frage zu beantworten, müsse man in die hohen Gefilde der Götter blicken, deren Wirken und Gutdünken seit jeher die Gezeiten bestimmen würden. Allgemeines, ehrfürchtiges Schweigen setzte ein, und dann bekam die Stimme des Fremden jenen ruhigen und angenehmen Unterton, den schon die Kleinsten lieben, wenn Vater oder Mutter vor dem Schlafengehen zu einer neuerlichen Geschichte anheben.

“Nicht einmal die Ältesten unter euch werden sich an jene Zeit erinnern, wie der Frühling, und damit jegliches Blühen in der Natur, einmal fast ausgeblieben wären.

“Oh, jetzt kommt bestimmt die Geschichte vom unglücklichen Freyr, der sich unsterblich in die schöne Gerda verliebt hatte und darüber das Wachstum der Pflanzen vergaß”, rief eine Frau begeistert in die Runde und ihr war anzusehen, daß die Aussicht auf diese Mär ihr freudig behagte.

“Wir würden lieber eine Geschichte vom trutzstarken Thor hören”, tönten zwei junge Männer dazwischen, denen der Sinn wenig nach Poetik und Liebeslyrik stand.

“Oh”, bemerkte der Skalde schmunzelnd und verdrehte die Augen, “Thor hatte mehr mit dieser Begebenheit zu tun, als mancher glauben mag, und nicht nur er alleine, auch Loki, der Listenreiche, spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle.

“Dann kommt jetzt also doch die Geschichte vom traurigen Freyr?”, wollte die erste Rednerin mit hoffnungsvoller Stimme wissen.

“Nein, sie kommt nicht, oder doch, vielleicht ein bißchen, denn sie eilt der nun folgenden Erzählung voraus und dient nicht unwesentlich als deren Rahmenhandlung. So will ich für all jene unter euch, die das Skirnirmal noch nicht kennen sollten, es in wenigen Worten zusammenfassen!”

“Fein”, freute sich die versöhnlich gestimmte Frau und machte es sich auf ihrem Fell wieder gemütlich.

“Jedes Jahr, wenn der trauliche Sumar gegangen ist und das Laub von den Bäumen fällt, zieht sich Freyr, der Gott der Fruchtbarkeit und des Wachstums, nach Alfheim zurück, um sich dort von den Anstrengungen seines langen Wirkens zu erholen und der weißen Göttin Hulda und Väterchen Frost das Feld zu überlassen.

Nun trug es sich zu, daß die oberste Wanenfamilie eines Tages zu einem Besuch in Asgard weilte und Freyr, neugierig wie er war, auf Odins Hochsitz kletterte, von dem man aus in alle Welten blicken kann. Wie sein Blick so umherschweifte, entdeckte er in Jötunheim, dem schroffen Gebirgsland der Riesen, welches im Osten liegt, eine wunderschöne Maid. Dieses Mädchen hieß Gerda und war so bezaubernd anzuschauen, daß, wenn sie die Arme hob, von ihrer liebreizenden Gestalt ein helles Leuchten ausging, so daß jedem Wesen in ihrer Nähe das Herz zu lachen begann. Nun rächte sich für den jungen Hirschgott die Überheblichkeit auf jenem Sitze des Göttervaters Platz genommen zu haben, denn augenblicklich verliebte er sich unsterblich in das schöne Mädchen. Wieder zurück in Alfheim, zog er sich völlig in die Einsamkeit seiner dichten Wälder zurück, sprach fortan kein Wort mehr, schlief und trank nicht länger und niemand wagte es ihn um Auskunft oder Rat anzugehen. Schien doch offensichtlich, daß eine Verbindung zwischen einem Elfen und einer Riesin niemals die Zustimmung der übrigen Götter finden würde.

Nun mag man sich wenig daran stören, daß ein Frühlingsgott sich im Winter verliebt, doch als diese kalte Jahreszeit um war, und Freyr seine zeugende Tätigkeit hätte wieder aufnehmen sollen, da erst bemerkten die Götter, daß mit Freyr etwas nicht stimmte. Man schickte seinen treuen Diener Skirnir nach ihm, dem sich der Darbende nach langem Bitten schließlich anvertraute. Er wolle fortan nichts mehr Neues wachsen sehen, solange diese wunderschöne Riesin ihn nicht erhöre, und er wolle selbst lieber bald sterben, als ihrer noch länger entbehren zu müssen. Diese Nachricht rief bei den Göttern allgemeine Bestürzung hervor, hing doch von Freyrs Wirken sämtliches Erblühen und Wachstum der Natur ab. Also erbot sich Skirnir für seinen bekümmerten Herren nach Riesenheim zu reiten und dort dessen Werbung vorzutragen. Manche Gefahren hatte der getreue Diener dort zu bestehen. Zunächst mußte er den Bruder der Gerda überwinden, dann bissigen Hunden trotzen, welche ein großes Gehöft bewachten, das sich zu Füßen einer gewaltigen Feste befand. Schließlich gelangte Skirnir vor die Gesuchte und bot ihr als Brautpreis eine Reihe wunderbarer Schätze an, welche die spröde Riesin jedoch allesamt in den Wind schlug. Wußte die Kluge doch, daß ihr Vater es alleinig auf das selbstkämpfende Schwert ihres Werbers abgesehen hatte. Dieser hieß Gymir, war ein gefürchteter Bergriese, und sann bereits seit langem darauf, diese Waffe in seinen Besitz zu bringen.

Schließlich, nach zähem Ringen, währenddem Skirnir dem Mädchen schon mit den schlimmsten Verwünschungen gedroht hatte, stimmte Gerda zu und versprach dem treuen Diener seinen Herren in neun Tagen in einem kleinen Wäldchen zu empfangen, um diesem dort ihre Gunst zuteil werden zu lassen. Mit dieser freudigen Nachricht kehrte Skirnir unverzüglich nach Alfheim zurück. Obgleich überglücklich, sprach Freyr hierauf die folgenden, wehmütigen Worte:

Lang ist eine Nacht, länger sind zweie wie mag ich dreie dauern?
Oft schien ein Monat mich minder lang Als eine halbe Nacht des Harrens.

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