Beschreibung
Eisenhowers deutsche Helfer
384 Seiten
200
Abbildungen
Leinen
Erscheinungstermin: 5.4.2007
Kurztext:
In diesem
sensationellen Buch befaßt sich Georg mit der dunklen Seite der ›Befreiung
Europas‹ 1944, nämlich dem Dolchstoß am Atlantikwall, und beantwortet die Frage,
ob die Angst vor Hitlers Bombe entscheidend
war.
Langtext:
Am 6. Juni 1944 kam es an den Küsten der
Normandie zu einem epochemachenden Ereignis, dessen Bedeutung wohl nur mit dem
Ergebnis der Schlacht von Waterloo verglichen werden kann. Nach jahrelangem
Streit und Zögern unternahmen die Engländer und Amerikaner in größter Eile im
Jahre 1944 ihre Landung auf dem Kontinent. Selbst ein Fehlschlagsrisiko von 50
Prozent wurde dabei in Kauf genommen. Eisenhower war wohl der einzige General
des Zweiten Weltkrieges, der an einem Tag einen ganzen Krieg verlieren konnte.
Tatsächlich hatten die nüchtern rechnenden Westalliierten für dieses gefährliche
Wagnis gewichtige Gründe, über die 60 Jahre nach Kriegsende immer noch gern der
Mantel des Schweigens gehängt werden soll.
Der Invasionsentscheid wurde
den Alliierten leichter gemacht, da sie einen kriegsentscheidenden Trumpf in
ihrer Tasche wußten: Als am 6. Juni 1944 die alliierte Invasion Frankreichs
(›Operation Overlord‹) begann, waren die deutschen Verteidiger, die von der
Vorbereitung der Invasion wußten und sie längst erwartet hatten, plötzlich wie
blind und taub. Ein Großteil von ihnen wurde, wie es die Engländer ausdrückten,
»in den Unterhosen überrascht«. Selbst als sich die Meldungen über die Landung
immer mehr konkretisierten, zögerte die deutsche Führung weiter, an eine
Invasion zu dieser Stunde und in diesem Küstenabschnitt zu glauben, und überließ
die Verteidiger am Strand ihrem Schicksal, obwohl diese über Stunden beinahe
allein schon die Landung in Bedrängnis brachten. Die nach lange vorbereiteten
Alarmplänen zum Eingreifen bereitgestellten deutschen Reserven kamen völlig
verspätet und chaotisch einzeln nacheinander zum Einsatz, und Wochen waren
vonnöten, um ein zentrales Kommando für die Aktionen der Wehrmacht, SS,
Luftwaffe und Marine an der Westfront in Frankreich herzustellen.
In den
letzten Tagen vor dem ›D-Day‹ hatte man sich statt dessen nicht gescheut, in
größter Eile noch wichtige Kräfte aus der Normandie wegzuverlegen. Die präzise
deutsche Militärmaschine, die den Alliierten noch in Italien im Frühjahr 1944
erfolgreich Abwehrschlachten bei weit ungünstigerem Kräfteverhältnis geliefert
hatte, kam völlig aus dem Takt und versagte. Vor allem auf der Kommandoebene
reihten sich Fehler an Fehler. Obwohl genügend Nachschub bereit gestellt war,
erreichte er kaum die kämpfende Truppe, und die zur Invasionsabwehr vorgesehenen
neuartigen Waffen wurden nicht oder falsch eingesetzt. Wie kam es, daß mit
Luftwaffe und Marine gleich zwei ganze Waffengattungen ausfielen oder sinnlos
verheizt wurden? Trotz allem hielten die deutschen Verteidiger die
Westalliierten in einer verzweifelten achtzigtägigen Schlacht auf, bevor die
endgültige Niederlage über sie hereinbrach.
Dies klingt um so
erstaunlicher, als die deutsche Hauptmacht bis Ende Juli 1944 untätig Gewehr bei
Fuß auf eine angebliche zweite alliierte Invasion im Pas-de-Calais warten mußte,
die nie kam. Der alliierte Oberkommandierende in Europa, General Eisenhower,
berichtete dann auch nach dem Krieg, daß die eigenen Verluste in Frankreich
weitaus höher als erwartet gewesen seien. Hat organisierter Verrat und Sabotage
durch hohe und höchste deutsche Offiziere den Erfolg der Landung erst möglich
gemacht? Sorgte nach dem Ersten Weltkrieg die sogenannte ›Dolchstoß-Legende‹
schon einmal für ein vergiftetes Klima in der Weimarer Republik, wird hier den
beunruhigenden Anzeichen nachgegangen, daß es 1944 am Atlantikwall tatsächlich
so etwas gegeben haben könnte.
Friedrich Georg zeigt in seinem gerade
erschienenen Buch Verrat in der Normandie. Eisenhowers deutsche Helfer an
teilweise für die Betroffenen recht tragisch ausgegangenen Beispielen auf, daß
in der Normandie nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Die wahren
Gründe für das Gelingen der Landung in der Normandie und den alliierten Sieg
wurden bisher öffentlich nie diskutiert, zu viele hätten dabei etwas zu
verlieren gehabt. Dennoch hat dieses Gemisch aus militärwirtschaftlichen und
technologischen Interessen mit hochrangigem Verrat Hunderttausende Leben auf
beiden Seiten gekostet. Statt des erwarteten deutschen Zusammenbruchs kam es in
den nach der erfolgreichen Landung folgenden Monaten für weite Teile Europas zur
blutigsten Phase des Zweiten Weltkrieges, die mehr Opfer und Zerstörungen
forderte als die ganzen vorangegangenen fünf Kriegsjahre. Der Autor belegt, daß
die schnellen Fortschritte auf deutscher Seite in Sachen Nuklearwaffen die
Alliierten dazu veranlaßten, den Zeitpunkt der Landung früher als vorgesehen
festzulegen und die Landung an den Küsten der Normandie statt in der Provence
oder auf dem Balkan durchzuführen. Nach der deutschen Niederlage in Frankreich
vom Sommer 1944 nahm dieser ›Kampf um die Zeit‹ beide Kriegsparteien fast völlig
in Beleg, und es werden Aussagen von Fachleuten überprüft, denen zufolge eine
Verschiebung der Invasion um sechs Monate den Kriegsverlauf auf den Kopf hätten
stellen können. Was wäre dann erst passiert, wenn aus dem tragischen alliierten
Beinahe-Desaster in der Normandie nicht ein ›verratener‹ Sieg geworden.
Das gemeinsame Kriegsziel von Alliierten und ›deutschen Helfern‹ war es,
durch das Gelingen der Invasion möglichst schnell ein Kriegsende im Westen
herbeizuführen. Die deutsche Seite versprach sich hiervon eine siegreiche
Verteidigung der Ostfront gegen die Sowjets, wenn möglich unter Mithilfe der
Anglo-Amerikaner. Dieser Ansicht scheiterte fürchterlich! Neue Erkenntnisse, die
sich aus der Freigabe geheimer russischer Archive, aus Berichten von
Militärwissenschaftlern, Memoiren der Beteiligten, sowie kritischen
Untersuchungen von Fachleuten ergeben, erfordern deshalb eine völlig neue Sicht
auf die Invasion.