Der Wächter der Schwarzen Sonne (Fortsetzung von „Der Engel der Schwarzen Sonne“)

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Beschreibung

Roman von Sahid el Farrak, 192 Seiten

Die Schwarze Sonne – uraltes Symbol einer geheimnisvollen Kraft der
Erkenntnis, die Völkern zu großer Macht verhelfen kann, wird sie nur
richtig genutzt. Heute, zu Beginn des Wassermann-Zeitalters, wird nach
einer uralten Prophezeiung die Geburt des dritten Sargon erwartet –
eines mächtigen Herrschers, in dem die Kraft der Schwarzen Sonne
pulsiert und der die Diener der Finsternis endlich überwinden soll.
Doch diese Diener haben sich seit Jahrtausenden in einer Loge
organisiert, deren einziges Ziel heute lautet: Tötet den dritten
Sargon! Und so startet der zweite Mann in der Hierarchie der Loge eine
perfide Aktion, die unzählige Menschenleben kosten wird. Doch trotz der
zahlreichen Blutopfer sind nur wenige Männer das tatsächliche Ziel: die
Wächter der Schwarzen Sonne…

Leseprobe aus
Der Wächter der Schwarzen Sonne
Die Boeing 757 rollte zur Startbahn. Von nun an übernahm
Achmed Rammou das Zepter. Die lästige Kleinarbeit war erledigt,
und den Spaß, das Flugzeug in die Luft zu bringen, gönnte
er mir nicht. Rammou gab Vollgas. Der Sudanese machte ein
erstauntes Gesicht, als er merkte, daß die Maschine nur langsam
beschleunigte. Erst jetzt fiel ihm auf, daß die Tanks randvoll
waren.
»Sind Sie eigentlich noch bei Trost, Sie Anfänger?« schnauzte
er mich an. »Wofür brauchen wir so viel Kerosin? Der Flug
nach Hamburg ist doch nur ein Katzensprung!«
Noch bevor ich ihm darauf antworten konnte, ging eine Meldung
vom Tower ein, auf französisch.
Rammou wurde vom Fluglotsen aufgefordert, den Start sofort
abzubrechen.
Der Pilot war irritiert. »Ist das deren Ernst? Wir sind doch
schon so gut wie oben! Fragen Sie mal nach, worum es geht,
Arndt! «
Ich war nicht minder verwundert. Was war im Tower los? Wir
beschäftigten dort einen Mann, der uns allen Ärger vom Halse
halten sollte. Hatte man Zakir enttarnt?
»Hier Flug ASR 512«, sprach ich ins Funkgerät. »Leider haben
wir den letzten Funkspruch nur verzerrt und undeutlich
empfangen. Bitte wiederholen! Ende.«
»Ich habe Ihnen die Anweisung erteilt, den Start auf der Stelle
abzubrechen!« ertönte es aus dem Gerät, diesmal auf Arabisch.
»Bitte befolgen Sie die Anordnung unverzüglich. Ende!«
»Bitte wiederholen!« erwiderte ich in derselben Sprache.
»Wir haben kein Wort verstanden! Ende!«
Anschließend schaltete ich das Mikrophon aus.
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Mein Nebenmann blickte mich entgeistert an. »Was reden Sie
denn da für dummes Zeug? Stellen Sie sofort die Funkverbindung
zum Tower wieder her!«
Er machte Anstalten, die Geschwindigkeit zu drosseln. Ich
langte mit der Hand unter meinen Kopilotensitz, eine Spezialanfertigung,
die man in der Kaddur-Werft eingebaut hatte. Der
Sitz enthielt so manche Überraschung, und eine davon holte ich
jetzt heraus.
*
»Die Boeing befindet sich bereits auf der Startbahn?« Kommissar
Abdelkarim war fassungslos. »Mir wurde versichert, die
Maschine würde am Boden bleiben. Die Passagiere sind in
höchster Gefahr!«
Gleich nach seinem Eintreffen vor Ort hatte er die von einem
Privatunternehmen betriebene Revierwache der Flughafensicherheit
aufgesucht. Hier wußte man weder etwas von seinen
Ermittlungen noch von seiner Absprache mit der Flugkontrolle.
»Mit wem haben Sie telefoniert?« erkundigte sich der Revierleiter.
Der Kommissar verfügte über ein gutes Gedächtnis. »Sein
Name lautet Abdullah Zakir.«
»Den kenne ich, er müßte gerade im Tower sein«, entgegnete
der Leiter und griff nach dem Telefon. Damit Abdelkarim mithören
konnte, schaltete er den Lautsprecher ein.
Kurz darauf war er mit dem Tower verbunden. Dort teilte man
ihm mit, daß Zakir unter einem Vorwand seinen Arbeitsplatz
verlassen hatte und bislang nicht zurückgekehrt war. Ein Ersatzmann
war inzwischen für ihn eingesprungen.
»Sehr mysteriös das Ganze«, meinte der Revierleiter, nachdem
er aufgelegt hatte. »Ich werde den Flughafen nach Abdullah…
«
Er stockte, als er merkte, daß sich der elegant gekleidete Beamte
gar nicht mehr im Raum befand. Khalid war hinausgestürmt
und bereits auf dem Weg zum Tower.
3
Dort eingetroffen versuchte er mit möglichst wenigen Worten,
dem Fluglotsen klarzumachen, daß die Passagiere gefährdet waren
und man den Start der Boeing sofort abbrechen müsse. Der
Mann begriff zwar nicht alles auf Anhieb, doch er war intelligent
genug, erst einmal zu handeln und später weiter nachzufragen.
Seiner Aufforderung, den Start abzubrechen, wurde seitens
der Piloten jedoch nicht Folge geleistet. Statt dessen behauptete
der Kopilot, der Funk sei gestört.
Eine Weile blieb es still, dann knackte es in der Leitung. Offensichtlich
hatte man im Cockpit das Mikrophon wieder eingeschaltet.
Plötzlich ertönte etwas, das sich wie ein Schuß anhörte! Unmittelbar
danach wurde die Verbindung erneut unterbrochen,
und das Flugzeug hob ab.
»Aufhalten!« brüllte der Kommissar völlig außer sich.
»Wie denn?« fragte ihn der Fluglotse. »Sollen wir die Maschine
abschießen? Ich schlage vor, Sie beruhigen sich erst
einmal und setzen sich. Und dann berichten Sie uns, was überhaupt
los ist und wieso Sie glauben, den Passagieren könnte etwas
zustoßen.«
*
Noch bevor ich meine versteckte Neunmillimeter-Automatikpistole
unter dem Sitz hervorgeholt hatte, griff Rammou nach
dem Mikrophon und schaltete es ein. Mir blieb keine Zeit mehr,
es ihm aus der Hand zu reißen. Blitzschnell setzte ich ihm den
Pistolenlauf auf die Uniformbrust und drückte ab, in der Hoffnung,
daß der Schuß vom Lärm der unter Vollast laufenden
Triebwerke übertönt werden würde.
Ein von unseren Waffenexperten bearbeitetes Teilmantelgeschoß
jagte ihm in den Körper und zerlegte sich mitten in seiner
Brust, ohne sie zu durchschlagen und hinten wieder auszutreten.
Diese Munitionsart war speziell für Schießereien in Flugzeugen
entwickelt worden, denn hoch in der Luft konnten herumfliegende
Geschosse unbeabsichtigt größten Schaden anrichten.
4
Achmed Rammou war auf der Stelle tot.
Damit hatte ich auch meinen zweiten Mordauftrag mit Bravour
erledigt. Zählte man den Professor mit, hatte ich innerhalb
kürzester Zeit drei Menschen zur Hölle geschickt. Allmählich
lief ich wieder zu meiner früheren Form auf, und ich hatte noch
immer Spaß an der Sache.
Ich legte die Waffe beiseite und brachte die Maschine in die
Luft. Jetzt konnte mich nichts mehr aufhalten!
Um unnötigen Ärger zu vermeiden, meldete ich dem Tower,
daß das Funkgerät weiterhin defekt sei und momentan scheinbar
nur in eine Richtung funktionierte.
Ich versprach, mich gleich nach der Landung in Hamburg
darum zu kümmern und das Problem auf der dortigen Lufthansa-
Werft beheben zu lassen.
Man bestätigte mir den Empfang der Meldung. Ich reagierte
nicht darauf.
Als nächstes aktivierte ich den Autopiloten und verriegelte die
Cockpittür, die von den Logentechnikern in der vorigen Nacht
unauffällig verstärkt worden war, eine der letzten Arbeiten, die
sie für mich erledigt hatten. Nun kam hier niemand mehr herein,
wenn ich es nicht wollte – und ich wollte nicht.
Schon wenig später meldete sich der Purser übers Kabinentelefon
und fragte nach, warum er nicht mehr zu uns ins Cockpit
konnte. Ich behauptete, das Schloß sei defekt. Ob er mir das
glaubte oder nicht, war mir egal, ich hatte ohnehin nicht die
Absicht, noch einmal ans Telefon zu gehen.
Im Anschluß an das kurze Gespräch gab ich an der Schalttafel
über meinem Kopf eine Tastenkombination ein, die im regulären
Flugbetrieb nicht vorkam und somit keinen Einfluß auf die
Geräte im Cockpit hatte.
Doch so aktivierte ich mehrere in der Kabine verborgene
Störsender, die verhindern sollten, daß jemand mit seinem Handy
nach draußen telefonierte.
»So, meine Herrschaften, jetzt sind wir unter uns«, bemerkte
ich halblaut, natürlich bei ausgeschaltetem Bordmikrophon.
»Legen Sie sich bequem auf Ihren Sitzen zurück und genießen
5
Sie die letzten Minuten Ihres Lebens.«
Genaugenommen hätte ich auch die Passagiere und die Besatzung
dieses Fluges auf meiner ganz privaten Totenliste verewigen
können, schließlich ging deren baldiges Ableben ebenfalls
auf mein Konto. Dennoch zählte ich sie nicht mit, weil ich nicht
selbst Hand an sie legte. Für das, was ich vorhatte, waren sie
nicht von Bedeutung, mir hätte auch ein menschenleeres Flugzeug
ausgereicht. Sie hatten halt Pech, waren einfach nur zur
falschen Zeit an der falschen Stelle.
Die Loge buchte sie als Kollateralschaden ab.