Töchter der Mondin

25,50

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Beschreibung

von Cambrá Maria Skade

160 Seiten, durchg. farbig, Broschur. Format: 21 x 29 cm, ISBN 3-935581-19-X

In diesem Buch wird mit Gedichten, mythischen Geschichten, Bildern, Fundstücken und Objekten vom Lebenszyklus erzählt, der weißen, der Roten und der weisen Alten in uns, von den Jahresfesten, den Elementen und ihrer Energie. Die weibliche Potenz bekommt eine phantasievolle Gestalt verliehen.

Es sind sinnlich-magische Geschichten und Bilder, die den Weg zu Ahninnen, Begleiterinnen, Patinnen, zur Eigen-Macht, zur Schöpferinnenkraft zeigen, dazu, wie eine selbstbestimmt, lustvoll, einfallsreich ihr Leben leben kann.

Auf dem Weg durch das Buch, das Jahr, das Leben tauchen Bilder auf von Müttern, Großmüttern, von Frauen, auf deren Schultern wir stehen, an deren Fülle von Lebenserfahrungen wir anknüpfen können, die uns in die Tiefe der Zeiten führen, in die Tiefe des eigenen Ichs.

Ritualideen tauchen auf, als Anregung den eigenen Weg, die eigenen Form spielerisch zu finden, sich auf die Wurzeln zu besinnen und etwas Eigenes daraus weiterzuspinnen und die uns innewohnende Möglichkeit zur kreativen Lebensgestaltung zu entfalten.

Es eignet sich hervorragend als Geschenkbuch. Aber eigentlich ist es ein mytho-poetisches Gesamtkunstwerk!

• Einleitung (die Mitte des Kreises, Geist, Äther, das Rad des Jahres, …)

• Samhain (Ahninnenritual, Nordstabgeschichte, …)

• Das Neue wird geboren, Wintersonnwende (von Lichtschiffen, Räucherzauber, …)

• Lichtmeß, Zeit der Erneuerung, des Reinigens

• Der Aufbruch, Ostara (mit der Erde tanzen, eine Geschichte von Wanderfrauen, …)

• Walpurgis (von der Macht und der Sinnlichkeit der Frauen)

• Sommersonnwende und das Vertrauen in die Kraft des Lebens (Feenplätze, …)

• Schnitterinnenfest – eine Geschichte von der Fülle und Dankbarkeit (Mondblutzeit, …)

• Herbsttagundnachtgleiche vom langsamen Sterben und Abschiednehmen

• u.v.a

Mondblutzeit

Die Dämmerung bricht an, ich ziehe mich langsam aus, lege eine Hülle nach der anderen ab und tanze mich in meine Drachenzeit. Meinen Rhythmus suchen, meine Wogen, mein Gesicht unerwartet in einem Spiegel finden, beleuchtet von einer Kerze. Urahninnenalte Erinnerungen wehen mich an und ich verspüre den Wunsch, mich mit meinem Blut zu bemalen. Rotbraune Zeichen auf meiner Haut, die anfangen, mir Bilder zu schicken. Meine Augen blicken auf mein Gesicht im Spiegel, auf dem die Linien des Mondbluts zu trocknen beginnen und leicht spannen bei Bewegungen. Ich beginne mich zu verändern, werde alt, viele Leben zeichnen sich in meine Haut. Ich finde mich schön, kraftvoll, mächtig, sehe mich schreien, geboren werden, leben, leiden, lieben, gebären, sterben. Meine Lust sehe ich, meinen Schmerz, die Drachin, wild, frei, erdig und verliere meine Angst. Ich bin in meiner Macht, öffne mich dem Fluß des Lebens, meines Blutes, spüre, wie alte Wunden heilen können. Ich verzerre mein Gesicht, darf häßlich und wild sein, tanze den Tanz der Drachin, den roten Tanz des Mondbluts.

Zu den Anfängen der Zeit trägt es mich, umgeben von Steinen, Felsen und Meer. Starke Winde fegen durch die Luft, ein Beben und Brausen spüre ich unter meinen Füßen, begleitet von einem tiefen Grollen. Heißer Windatem umfängt mich. Wie gebannt blicke ich um mich, schmiege mich in eine Steinmulde, lasse meine Gedanken in die brodelnden Erdöffnungen gleiten, während das Vibrieren des Bodens gewaltig zunimmt. Da sehe ich sie, Drachinnen, neun an der Zahl, wie sie sich auf einem großen Steinplatz auf der Anhöhe eines Berges versammeln. Ihre Schritte lassen die Erde erzittern, Feuerkraft und älteste Erdkraft vereinigen sich. Unnahbar, fremd wirken sie und doch spüre ich in ihnen einen Teil meiner Wurzelkraft, die ich gerufen habe. Sie lachen, wild, ekstatisch, hell, und beginnen, die Welt zu erstampfen. In ihrer Mitte befindet sich ein riesiger schwarzer Kessel, den sie umkreisen, lachend, stampfend. Vieles fließt hinein, sie erschaffen rote Bilder, die zu mir herüberwehen, mich umhüllen. Träume steigen auf, Visionen brauen sich zusammen. Ihre Augen suchen das weite Land ab, begegnen mir, glänzend, Augen, die mich – jahrtausendealt – hineinziehen in die Ewigkeit. Als würden ihre Stimmen tief aus meinem Bauch kommen, höre ich sie mir zurufen: “Ziehe deine roten Fäden, umwickle, spinne ein in rote Mäntel, verbinde dich mit der uralten Zauberkraft deines Blutes und webe dir ein rotes Tuch, das dich machtvoll schützen wird. Malt euch gegenseitig einen roten Mond auf die Stirn, ehrt euch lustvoll und stolz.“ Alles verschwimmt, Steinbilder, Schuppenhäute, Zeichen, Zischen und Brausen fließen ineinander, formen sich neu, ich falle und reite auf roten Wellen in die Nacht.

Die Namen der Dunklen Göttin klingen um mich, Hekate, Kali, Tiamat, als würden sie selbst mir den Rhythmus geben, Hel, Nephtys, Lilith… es werden immer mehr, ich stampfe in die Erde, bin in meinem Bauch, tanze in die mittlerweile schwarze Nacht, tanze mich. Mein Blut tropft auf die Erde, ich sinke tief in sie und verbinde mich mit ihr, bis mich langsamere Schwingungen zur Ruhe kommen lassen. Lange schaue ich mir in die Augen, lösche die Kerze, wasche mich und sehe in mir wieder die Junge, die weiße Mondin, ebenso wie tief innen die Drachin und die Alte.

Die rote Jurte der Frauen

Sie liegt abseits, eine kleine rote Jurte, versteckt unter hohen Bäumen. Gleich einem Zelt aus weichen, fließenden Stoffen, kreisförmig, ausgelegt mit Tannenzweigen, Moosen und duftenden Kräutern, verbindet sie sich mit den Wurzeln, dem Geäst, den Stämmen. Im Sommer weht warmer Wind durch rote Seidentücher, zaubert flirrendes Sonnenlicht das Spiel der Schatten auf karminrote Falten. In der dunklen Zeit wärmen tiefrote Wollstoffe, Kissen in Siena und Umbra und Decken, zinnoberfarben mit Stickereien in allerlei Rottönen. Wenn die Mondblutzeit naht, fegen die alten Frauen das Zelt, um die Dämonen zu vertreiben und hinterlassen Lavendeldüfte. Zur Dunkelmondin treffen sich die Frauen, nehmen sich ihre Zeit, eine Zeit der Intuition, der Inspiration, des Träumens. Sie holen sich die Wärme, die sie brauchen, die Ruhe, den Austausch. Es ist eine Zeit zum Erzählen, Lachen und Singen, zum sich Begegnen. Sie geben sich dem Duft von Erde und Holz hin, häuten sich und bluten ins Moos. Nichts muß getan werden, die Stunden fließen dahin in weichen Wellen. Mondblutfluß. Rote Speisen in großer Vielfalt finden sich auf der Tafel, Johannisbeerlikör, der aussieht wie flüssige Rubine im Sonnenlicht, rote Beete, Erdbeeren, Kirschen, Blutorangen, je nach Jahreszeit, roter Paprika, Feuriges und vieles mehr. Bald wird eine neue Frau dazukommen und zwei der Frauen sind auf dem Weg zum Großmutterclan. Große Feste stehen an. Einige färben in der Hütte Fäden, Stoffteile, Wolle und etliches mehr mit ihrem Blut. Mächtige Zauberdinge, Blutfäden, mit denen sie etwas binden können, aus denen sie Lebenszusammenhänge neu weben können. Der durch die Landschaft mäandernde Fluß nimmt alles mit, wäscht alles ab, nur das nicht, was für eine Gewicht hat. Das rote Zelt der Frauen ist ihr Geheimnis, sie hüten die Dinge, die darin stattfinden, denn viele haben Angst vor der Macht der Frauen und ihrer Mondblutzeit. Es ist eine sinnliche Zeit mit vielen Geschichten, viel Muße. In dem sie umgebenden Garten wachsen verschiedenste Blumen, die die Frauen gepflanzt haben für all diejenigen, die sie lieben, die ihnen wichtig sind. Weiße Lilien für eine Freundin, einen violetten Frauenschuh für eine Großmutter, eine Sonnenblume für die Geliebte, Blumen für Patinnen, Ahninnen, Mütter, Wegbegleiterinnen. Die Mondpflanzen werden einmal im Monat gegossen mit Mondblut, anknüpfend an die lange Reihe derer, die ihre roten Tage feierten. So verbindet sich ihr Blut mit der Erde, in alter Frauenlinie, nährt die Pflanzen und strahlt ihnen als ein Teil ihrer selbst durch die Blumen entgegen. Die Frauen erleben ihre Schöpferinnenkraft, sie wissen, daß sie mit jedem Zyklus etwas in ihr Leben rufen können, eine Idee, ein Kind, eine Vision … Die Frauen sprechen darüber, was sie in ihr Leben hineingebären wollen, was sterben soll, wo ihre Energien hingehen, was jede nähren will im kommenden Zyklus. Sie erzählen sich ihre Träume, die sie gegenseitig befruchten und tauschen sich aus über die Veränderungen, die anstehen. Im Wissen um ihr Blut als magischer Substanz finden sie den Zugang in andere Welten, stolz, sich die Kraft ihres Blutes zurückgeholt zu haben. Mit ihrem Blut nähren sie die Pflanzen, geben es zurück an die Erde, ziehen einen Schutzkreis ums Haus. Es ist noch nicht so lange her, daß es die rote Jurte der Frauen gibt, daß sie wieder ihre Drachenzeit feiern, ihr Blut ehren, die Verbindung von Leben und Tod. Sie würdigen sich in ihrem Frausein und bemalen sich mit ihrem Blut im Schutze der Göttin. Der Kreis schließt sich, für die Spanne eines Mondtanzes versiegt Rot, auf weißen Schwingen fliegen sie zu einem neuen Tanz.

Ideen zur Drachenzeit

Wie jede ihre Mondblutzeit zelebriert ist unwichtig, Hauptsache, wir nehmen uns den Raum, den wir brauchen, in dem wir uns Gutes tun – so weit es der Alltag zuläßt -, wir erlauben uns fauchend, unleidlich zu sein und vergegenwärtigen uns, daß wir selbst die Entscheidung immer wieder neu treffen, was geboren, was gestorben werden soll. Frauen, die auf die Zeit der weisen Alten zugehen, könnten noch viele Fäden und Sonstiges mit ihrem Blut tränken, um einen Vorrat zu haben für das, was eine vielleicht später noch vorhat. Eine gute Anregung, die auch wunderbar funktionniert, stand im we´moon-Kalender (Mondkräfte). Ein kleiner Naturschwamm mit feinen Poren wird eingeweicht in Bioapfelessig. Der Schwamm kann eingeführt, und wenn er voll ist ausgewaschen werden zum Gießen der Mondblumen. Am Ende der Blutung soll der Schwamm in Essig gelegt werden über Nacht. Somit ist er wieder verwendbar. Statt Essig geht auch Lavendel (ein paar Tropfen Essenz).

Die Magie der Mondin

Wenn mein Blut im Zeichen der Dunkelmondin fließt,
sehe ich den Zug der Vögel, Wanderungen,
Wachstum. Selbst ein Teil des großen Zyklus,
umspült mich Flut im nächtlichen Sand.
Ein rotes Blumenmeer fließt aus mir, j´ai mes fleurs,
und alles ist Lust und alles ist Ewigkeit, ist Wasser,
ist Tiefe. Wenn mein Mondblut mir das Geheimnis
der Verwandlung schenkt, häute ich mich,
schlangengleich, wenn ich mich,
in der Verschmelzung von
Tod und Wiedergeburt erneuere,
finde ich, in tiefem Wissen, die Zeit,
die Hoffnung und die alte Kraft.

Erdenesserin, Feuertänzerin

Ich esse Erde, esse die Welt in mich hinein,
so gelange ich in die Welt
und verbinde mich mit meinen Wurzeln.
Tief in der Erde wecke ich mein Feuer
und dann tanze ich auf dem Vulkan.

Meist passiert es am Ende des Weges, wenn die Sehnsucht groß genug ist. Nackt läuft sie durch die nassen Wiesen auf den Hügel, bleibt atemlos stehen und schaut weit ins Land. Mit Wind bekleidet, Feuer atmend, in der Umarmung von Licht und Finsternis, läßt sie sich hineingebären in den Erdenfluß. Sie beginnt Erde zu essen, eine Wanderin, die überall und nirgendwo zu Hause ist. Des Nachts legt sie sich auf die Erde, den Kopf zwischen den Armen, geschützt von einem Dach aus Sternen. In ihren Träumen geht sie ins Zentrum der Erde, wo sie ihr Feuer entdeckt und aus der Verwurzelung und Beständigkeit heraus ihren Tanz findet. Die Vögel nisten in ihren Armhöhlen und in ihrem Schoß, zupfen von ihren Haaren, um die Nester in den Büschen zu polstern. Zarte Insekten suchen Schutz in ihren Ohrmuscheln. Sonne, Regen und Wind werden ihre Begleiterinnen. Erdgeliebte, die eins ist mit dem Atem der Erde, die sanft über die Gräser streicht, als wären es Haare. Sie lernt, unter die Erdhaut zu reisen, zu den Steinen, den Gebeinen und findet Boden unter ihren Füßen, findet Wachstum, Überfluß, Fülle. Je mehr sie verwildert, desto mehr kristallisiert es sich heraus, bis sie eines Tages durch die Erdberührungsgeste die Erde als Zeugin für die Wahrheit anruft. Und wieder sieht sie ins weite Land. “Mein Reich“, flüstert sie und weiß, das sie eine Königin ist.

Da plötzlich steht sie vor ihr, die Erdgöttin mit dem Schlangenrock, zu der sie unterwegs war. In der Tiefe der Erde wurzelnd und sich der Weite des Himmels öffnend, beginnt sie, die Welt zu träumen.

Erdenlust

mich hingeben, der Fülle,
stampfen, beben,
meine Schätze heben,
nähren, mich,
gebären, was ich will,
kraftvoll, machtvoll,
Feuer trinken,
fließen,
sterben lassen,
auf meine Art,
in meiner Zeit.

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