Steine der Macht – Das Mysterium vom Untersberg (Roman)

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Beschreibung

Stan Wolf
Steine der Macht – Das Mysterium
vom Untersberg

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seiten: 266
ISBN: 978-3-85022-785-8
Veröffentlichung: 04/2009
Durchschnittliche Kundenbewertung:
 


Ein Zeitphänomen. Spurlos verschwundene Menschen.
Sind geheimnisvolle schwarze Steine die Ursache?
Nachdem der Hobbypilot Wolf einen solchen Stein in der unterirdischen
Kammer der Cheops-Pyramide gefunden hat, wird er immer wieder gemeinsam
mit seiner Begleiterin Linda mit diesen Steinen konfrontiert. Wolf und
Linda machen auf der Suche nach den rätselhaften Phänomenen eine
unglaubliche Entdeckung.
Als sie ihre Nachforschungen auch auf den benachbarten Obersalzberg, dem
einstigen Refugium der NS-Größen, führen, gerät Wolf in höchste Gefahr.
Ihre Suche führt sie schließlich mit einer Cessna nach Fuerteventura,
wo sie in einem Landhaus aus der Vorkriegszeit, der Villa Winter, unter
Einsatz ihres Lebens ein altes Geheimnis lüften …
Dieser spannende, fesselnde Roman beruht überwiegend auf tatsächlichen
Begebenheiten.

Leseprobe:
Ein regnerischer Oktobertag in der Ägäis ging zu
Ende. Tiefe Wolken verdeckten den Himmel an der griechischen Küste. Die
Schaumkronen des aufgewühlten Meeres und die raue Gischt der Brandung
verstärkten den düsteren Eindruck des ungemütlichen Herbstwetters.
In den Baracken des kleinen Feldflugplatzes Kalamaki, nahe Piräus,
brannte bereits Licht, als der Einsatz­befehl an die beiden dort
stationierten HE 111 Bombenflugzeuge der 4. Gruppe des 26.
Kampfgeschwaders der deutschen Wehrmacht einging. Das Geschwader führte
einen sitzenden roten Löwen mit dem Wahlspruch „Vestigium leonis“ – „Die
Spur des Löwen“ – im Wappen und wurde daher auch das Löwengeschwader
genannt. Dem Piloten, Leutnant Jansen, blieben gerade noch dreißig
Minuten, um mit dem Flugzeugführer der anderen Maschine die Route zu
besprechen. Als erster Zwischenstopp sollte der gerade erst kürzlich
errichtete Feldflugplatz von Iraklion auf Kreta angeflogen werden. Dort
würden Zusatztanks aufgenommen und nochmals vollgetankt werden. Die
Reichweite sollte diesmal nämlich auf ein Maximum erhöht werden.
Zielgebiet war das Rote Meer südlich vom Suezkanal. Nach gerade erst
eingegangenen Berichten des Nachrichtendienstes sollte sich dort die
„Queen Mary“ befinden, welche ­enorme Mengen an Nachschub für die
alliierten Truppen in Nordafrika an Bord haben sollte.
Die „Queen Mary“ war das zur damaligen Zeit größte Passagierschiff der
Welt und war von den Briten für den Kriegseinsatz zum Truppentransporter
umgerüstet worden. In dieser Nacht des 6. Oktober 1941 sollte sie von
den beiden deutschen Flugzeugen mit speziellen Torpedobomben versenkt
werden. Jansen startete die beiden großen Motoren seines Flugzeuges.
Laut dröhnend kamen die mächtigen Propeller auf Touren und nachdem der
zweite Jagdbomber ebenfalls seine Maschinen angelassen hatte, rollten
beide Flugzeuge dicht hintereinander zum linken Ende der Rollbahn.
Plangemäß starteten die beiden zweimotorigen Heinkel 111 mit je fünf
Mann Besatzung und erreichten schon nach etwas mehr als einer Stunde die
nur dürftig beleuchtete Landebahn in Iraklion auf Kreta. In kurzem
Abstand setzten beide Maschinen auf der planierten Piste des neuen
Flugplatzes auf und rollten zu dem schon bereitstehenden Tankwagen. Die
beiden Kommandanten ließen sich in der Luftaufsichtsbaracke den
aktuellen Wetterbericht für ihre Flugroute geben. Binnen kürzester Zeit
waren auch die Zusatztanks unter den Tragflächen befestigt und die
Flugzeuge wieder aufgetankt. Sie starteten in Richtung Süden und nahmen
direkten Kurs auf die ägyptische Hafenstadt ­Alexandria. Knapp vor
Erreichen der afrikanischen Küste gab Leutnant Jansen den Befehl,
jeglichen Funkverkehr einzustellen, damit die Position der beiden Bomber
nicht vom Feind durch Peilung festgestellt werden konnte. Über dem
Norden Ägyptens war es wolkenlos und im Mondlicht zeichnete sich scharf
die Küstenlinie des afrikanischen Kontinents ab. Jansen änderte nun, wie
besprochen, seinen Kurs auf 110 Grad und die zweite HE 111 folgte ihm
in geringem Abstand. Sie flogen in einer Höhe von 3000 Metern nördlich
an Kairo vorbei und erreichten kurz nach Mitternacht das Rote Meer
südlich von Suez. Jetzt hatten sie sehr gute Sicht und gingen hinunter
auf 100 Meter über dem Meer. In der nächsten halben Stunde sollten sie
auf die „Queen Mary“ treffen. Im fahlen Mondlicht glänzte die ruhige See
unter ihnen. Die beiden Maschinen flogen der Küste der Sinai Halbinsel
entlang nach Süden, doch von ihrem Ziel war weit und breit nichts zu
sehen.
„Wenn das Schiff nicht bald in Sicht kommt, müssen wir umkehren“,
Leutnant Jansen, der bereits etwas nervös geworden war, wischte sich den
Schweiß von der Stirne. Er sah zuerst auf die Tankanzeigen und dann auf
seine Uhr. Ihr Treibstoffvorrat reichte gerade noch für etwa zwanzig
Minuten in südlicher Richtung, spätestens dann müsste er umkehren, damit
sie den Flugplatz in Kreta noch sicher erreichen konnten. Aber noch
immer war keine Spur von der „Queen Mary“ zu sehen.
Doch plötzlich tauchte ein vor Anker liegender Konvoi der Alliierten vor
ihnen auf. Das größte der ­Schiffe war ein Frachter mit über 120 Meter
Länge, danach ankerten ein mittlerer Kreuzer und eine Menge kleinerer
Schiffe als Geleitschutz. Jansen unterbrach die Funkstille, „Abwurf und
Feuer frei“, mit diesen Worten befahl er den sofortigen Angriff auf den
großen Frachter. Fast gleichzeitig setzte das laute Rattern der 20
Millimeter Bordkanonen der Flugzeuge ein. Jetzt musste ­alles schnell
gehen. Viel Zeit hatten sie nicht, denn wenn sie erst einmal entdeckt
waren, würden sie in dieser geringen Höhe mit Sicherheit für die
Geschütze der Schiffe ein leicht zu treffendes Ziel sein.
Schon die erste Bombe aus Jansens Flugzeug war ein Volltreffer. Der
große Frachter wurde wie eine Konservendose aufgerissen. Offensichtlich
hatte er auch sehr viel Munition geladen, denn wie ein riesiges
Feuerwerk folgten minutenlang Explosionen, bevor das Schiff mit rot
glühendem Heck vor der Küste des Sinai im Roten Meer versank. Die durch
den Überraschungserfolg leichtsinnig gewordenen Piloten der Jagdbomber
wollten nun auch noch den Kreuzer versenken, der mittlerweile aus allen
Rohren feuerte. Mit einer Steilkurve nach links versuchte Leutnant
Jansen seine Maschine in Abwurfposition für die nächste Bombe zu
bringen, da wurden sie von einer Garbe der Bordkanonen des Kreuzers in
der rechten Tragfläche getroffen. Die zweite Maschine erhielt einen
Treffer in den Rumpf. Sie zog eine schwarze Rauchfahne hinter sich her
und versuchte sofort abzudrehen, was ihr offensichtlich auch gelang.
Jansens Flugzeug war noch manövrierfähig und er wollte ebenfalls wieder
zurückfliegen, als er bemerkte, dass einer der Tanks leck geschossen war
und der Treibstoffverlust einen Rückflug zur Basis unmöglich machen
würde.
„Wir haben einen Treffer im rechten Tank, Rückflug zur Basis
aussichtslos, versuche die Maschine in der Sandwüste hinter den
Gebirgen, jenseits des Roten Meeres, zu landen. Euch noch viel Glück,
Kameraden“, mit diesem letzten Funkspruch an die Besatzung der anderen
Maschine drehte er ab aufs offene Meer. Er hoffte, mit dem verbleibenden
Benzin im linken Tank noch das Rote Meer und die danach aufragenden
Berge der ägyptischen Ostwüste zu überqueren, um dann in der ebenen,
sandigen Gegend des Niltals eine Notlandung zu versuchen. Danach wollte
er sich mit seinen vier Männern bis nach Kairo durchschlagen. Eine halbe
Stunde Flugzeit sollte ihnen genügen. Würde der Sprit reichen und würde
das Flugzeug noch so lange durchhalten?
Leutnant Jansen beobachtete angespannt die Kon­trollanzeigen für die
Motoren. Das Geräusch hatte sich verändert und das bedeutete nichts
Gutes.
„Der linke Motor hat etwas abbekommen, er bringt nur noch die halbe
Leistung. Macht euch für einen Ausstieg bereit, ich glaube nicht, dass
wir es noch über die Berge schaffen.“ Jansen hatte jetzt Mühe, die
­Maschine in der Luft zu halten. Der Zeiger des Höhenmessers drehte sich
langsam nach links und das bedeutete stetiges Sinken.
Es war inzwischen zwei Uhr morgens, sie befanden sich noch immer über
den Bergen, plötzlich begann das Flugzeug rascher zu sinken. Der rechte
Motor der HE 111 fing jetzt zu stottern an und gab seinen Geist auf.
Jansen starrte wie gebannt auf die stehen gebliebene Luftschraube.
Instinktiv stellte er die ­Propellerblätter auf Segelstellung, um nicht
noch rascher zu sinken. Dennoch verloren sie massiv an Höhe. Es war
absehbar, dass sie die flache Wüste nördlich von Luxor nicht mehr
erreichen würden. Jansen überlegte nur einen Augenblick. „Alle Mann
klarmachen zum Absprung, seht zu, dass ihr schnell hier rauskommt, sonst
sind wir zu tief, wir treffen uns beim Flugzeug“, rief er ins
Bordmikrofon und zog die Maschine noch ein letztes Mal hoch, um seinen
Männern ein leichteres Aussteigen zu ermöglichen. In rascher Folge
sprangen die vier Soldaten aus der Maschine. Unmittelbar danach, als die
Höhe für einen Absprung schon bedenklich niedrig war, verließ auch
Kapitän Jansen das schwer havarierte Flugzeug. Am Fallschirm schwebend
konnte er noch sehen, wie seine Maschine in einer Steilkurve nach unten,
am Fuße eines hohen Berges, zerschellte. Es gab eine gewaltige
Explosion und die brennenden Wrackteile erhellten gespenstisch die
bizarren Berggipfel dieser abgelegenen Felswüste. Jansen landete
zwischen zwei kleineren Berggipfeln in einer Schotterrinne und konnte
sich rasch von seinem Fallschirm befreien. Seine Kameraden mussten etwa
einen Kilometer von ihm entfernt heruntergekommen sein. Auch für sie
sollte das brennende Flugzeug die Richtung weisen. Im Dunkeln tastete
sich Jansen nach unten und der Schein des Feuers half ihm bei der
Orientierung. Insgeheim hoffte er, noch irgendetwas Brauchbares, wie
einen funktionierenden Kompass, im Wrack zu finden, denn die
Orientierung in der Wüste würde schwierig werden und bis Kairo waren es
mindestens fünfhundert Kilometer.
Jansen überlegte, wo sie jetzt wohl waren. Von der Südspitze der Sinai
Halbinsel, dort, wo sie den Schiffskonvoi angegriffen hatten, waren es
rund fünfzig Kilometer bis zur ägyptischen Küste und so hohe Berge wie
hier gab es ja nur bis achtzig Kilometer landeinwärts. Sie hätten also
längst die Ebene des Niltales erreicht haben müssen. Es sei denn, der
Nordwind war wesentlich stärker als angenommen, was zu dieser Jahreszeit
jedoch nicht ungewöhnlich war.
Als er näher zum brennenden Flugzeugwrack kam und den Berg sah, an dem
die Maschine zerschellt war, ahnte er plötzlich, wo sie sich befinden
mussten. Keine andere Erhebung in der Ostwüste auf der Höhe von Luxor
war so hoch. Das konnte nur der „Gebel ­Semna“ sein, der mit seinen über
eintausend Metern Höhe düster emporragte. An seinem Fuße loderten noch
die Flammen aus den Trümmern des abgestürzten Flugzeuges. Sie waren also
über einhundert Kilometer vom Nordwind nach Süden versetzt worden.
Jansen musste sich in der Dunkelheit über messerscharfe Felsstücke
vorantasten. Er hielt Ausschau nach seinen Männern.
Als ersten fand er den Obergefreiten Krüger. Dieser hatte den Absprung
ebenfalls heil überstanden. Er war offensichtlich froh, seinen
Kommandanten wieder wohlbehalten anzutreffen, und machte Meldung: „Alles
in Ordnung, Herr Leutnant, Obergefreiter Krüger meldet sich zurück!“
Hinter einer kleinen Felskuppe trafen sie auf zwei weitere
Besatzungsmitglieder. Diesen war es nicht so gut ergangen. Der Gefreite
Huber hatte sich den Knöchel verstaucht und humpelte mehr schlecht als
recht über die scharfkantigen Felsen zum Wrack. Feldwebel Körner hatte
eine klaffende Wunde am linken Arm, welche er sich beim Abstieg vom
Berghang, auf dem er gelandet war, zugezogen hatte.
Für Unteroffizier Berger kam jede Hilfe zu spät. Sein Fallschirm hatte
sich hoch oben an einem Felsvorsprung verheddert. Beim Versuch, sich von
den Leinen loszuschneiden, musste der arme Soldat abgestürzt sein und
sich das Genick gebrochen haben. Sie fanden ihn am Talgrund liegen.
„Männer, so traurig es ist, dass wir einen Kameraden verloren haben,
können wir aber von Glück reden, dass es uns nicht auch erwischt hat.
Hier, in diesem Felsengebirge, in absoluter Finsternis mit dem
Fallschirm aus Mindesthöhe abzuspringen, war ein großes Risiko. Wollen
wir für den Kameraden Berger eine letzte Ruhestätte schaffen.“
Sie nahmen dem toten Soldaten seine Erkennungsmarke ab und schlichteten
als dürftige Grabstelle Felsstücke auf den leblosen Körper. Danach
machten sie sich auf den Weg, den ihnen der Schein des Feuers wies.
Als sie nach einer Weile am Wrack angelangt waren, konnten sie erkennen,
dass die mächtige Explosion einen Felssturz ausgelöst haben musste. Ein
Stück oberhalb der langsam verlöschenden Flammen sahen sie ein
steinernes Portal halb aus dem Geröll ragend.
Ein uralter, verschütteter Eingang. Als sie näher he­rankamen, bemerkten
sie, dass eine Art grünlicher Nebel oder Dunst aus dem halb
freigelegten Eingang he­rausdrang.
„Ich werde mir das ansehen“, meinte Krüger und auf ein Nicken von
Leutnant Jansen kletterte der Obergefreite die Geröllhalde zum Eingang
hoch. „Was ist das für ein grüner Nebel?“, fragte Berger, dem noch immer
der Schock des soeben Erlebten in den Knochen saß.
„Vielleicht ist das Rauch von verbrannten Flugzeugteilen, der vom
Hydrauliköl eine grünliche Farbe hat?“, meinte Jansen.
„Möglich, aber ich halte es nicht für Rauch“, sagte Huber, „das sieht
aus, als ob es direkt aus dem Portal dort oben herauskommt.“
Obergefreiter Krüger war inzwischen vor dem steinernen Portal angelangt
und ging direkt darauf zu. Als er den grünlichen Nebel am Boden
erreichte, verschwand er urplötzlich vor den Augen seiner entsetzten
Kameraden. Der Nebel war nicht so dicht, als dass er hätte darin
verschwinden können, nein, es war da nur eine wenige Zentimeter hohe
Schicht am Boden. Aber Krüger er war einfach von einer Sekunde auf die
andere nicht mehr da.
Erschrocken wichen die drei anderen zurück und wussten nicht, was da vor
ihren Augen geschah. Sie riefen nach ihrem Kameraden, aber er blieb
verschwunden. Es war einfach unglaublich. Schließlich fassten sie sich
wieder und suchten in der Nähe des Wracks einen Platz für ein
Nachtlager. Zuerst wurde noch Hubers Knöchel bandagiert, dann schliefen
sie völlig erschöpft die kurze Zeit bis zum Sonnenaufgang unter einem
Felsvorsprung.

333

Krüger ging langsam weiter auf das alte Portal zu. Der grünliche Nebel
am Boden war eigentlich nur eine dünne Dunstschicht. Er dachte sich
nichts dabei, als er hindurchschritt. Dann stand er unmittelbar vor dem
steinernen Portal. Davor lagen noch einige Felsblöcke und es war
schwierig für ihn, sich dazwischen hindurchzuzwängen. Als er es endlich
geschafft hatte und durch den Eingang ins Innere des Berges kam, stand
er in absoluter Dunkelheit. Er hatte Angst, hier war etwas Unbekanntes,
das er nicht einordnen konnte. Rasch nahm er sein Wehrmachts-Feuerzeug
aus seiner Fliegerjacke, es fiel ihm aus der zittrigen Hand. Er bückte
sich und versuchte es im Finstern am Boden zu ertasten.
Endlich spürte er das runde Metall zwischen seinen Fingern.
Er hob es auf und zündete es an. Im Schein der flackernden, kleinen
Flamme sah er, dass er sich in einem schmalen, roh behauenen Tunnel
befand. Seine Neugier ließ ihn weitergehen. Am Ende des Ganges sah er
ein lebensgroßes Relief des altägyptischen Totengottes Osiris in die
Wand gemeißelt. Er drehte sich zur Seite und erschrak. Rechts an der
Wand des Ganges war das Bild einer löwenköpfigen Gottheit in den Fels
eingraviert und sah ihn mit grimmigen Augen an. Vor dem Osiris Relief
konnte er gerade noch einen Steinwürfel, etwa so groß wie ein Tisch,
sehen. Dann verlosch plötzlich die Flamme seines Feuerzeuges und es war
stockdunkel um ihn. Er war nahe daran, in Panik zu fallen. Er musste
schnell wieder hinaus. Krüger tastete sich vorsichtig im Finstern zurück
zum Eingang. Er stolperte über einen Stein am Boden und fiel der Länge
nach hin. Rasch raffte er sich wieder auf und lief in Richtung Ausgang.
Von dort kam allerdings ein heller Schein und er war völlig überrascht,
als er sah, dass es draußen bereits hell geworden war. Er war doch nur
einige Minuten im Gang gewesen. War er etwa bei seinem Sturz bewusstlos
geworden und stundenlang in der Höhle gelegen? Der Sonnenaufgang in der
Wüste konnte mitunter recht schnell gehen, dachte er, noch dazu in
dieser bergigen Gegend. Aber umso erstaunter war Krüger, nachdem er
wieder aus dem Steinportal herausgekrochen war, als er die Sonne hoch am
Himmel stehen sah. Es musste also bereits Mittag sein.
Er hatte keine Erklärung dafür. Sofort machte er sich auf die Suche nach
seinen Kameraden. Als sich auch auf sein lautes Rufen niemand meldete,
suchte er nach Spuren seiner Freunde, aber außer dem dürftigen Grab von
Feldwebel Berger war nichts zu entdecken. Das Wrack des Flugzeuges lag
völlig ausgekühlt in der Nähe. In die zerstörte Kanzel der Maschine war
bereits Sand hineingeweht worden. Es sah so aus, als lägen die Trümmer
dieses abgestürzten Jagdbombers schon seit Wochen hier. Krüger hatte nur
seine Wehrmachts-Feldflasche mit Wasser, ein Messer und sonst nichts
bei sich. Er machte sich auf den Weg nach Westen in Richtung des Nils.
Die Sonne war seine einzige Orientierungshilfe. Aber Krüger hatte Angst.
Wie oft hatte er bei Feindflügen schon dem Tod ins Auge gesehen,
dreimal war er bereits, aus einem brennenden Flugzeug, mit dem
Fallschirm abgesprungen und hatte stets unverletzt überlebt. Jetzt aber,
hier in dieser menschenleeren Felswüste, war er in höchster Gefahr.
Er wusste, wenn er nicht binnen einem oder höchstens zwei Tagen auf
Menschen stieß oder zumindest irgendwo Wasser fand, dann würde er in
dieser einsamen Gegend umkommen und jämmerlich verdursten. Er rechnete
sich selbst keine große Chance mehr aus. Krüger legte sich in den
Schatten der überhängenden Felsen. Er wollte abwarten, bis die Sonne
untergegangen war. In der Kühle der Nacht konnte er viel weiter
marschieren als in der Hitze des Tages. An die vielen, kleinen Felsen am
Boden, welche ihm in der Dunkelheit beim Gehen arge Schwierigkeiten
bereiteten, hatte er nicht gedacht. Doch Krüger hatte unheimliches
Glück. Schon am nächsten Morgen kam er aus den bergigen Schluchten über
die Ausläufer eines Wadis in die flache Sandwüste und dort entdeckte er
ein Beduinenzelt mit einem alten Araber. Dieser gab ihm Wasser und etwas
zu essen. Am Abend erschien eine Gruppe Reiter beim Zelt und am
nächsten Morgen nahmen sie Krüger auf ihren Pferden bis zum Nil mit, den
sie nach zwei Tagen erreichten. Es fand sich dann auch rasch eine
Felukke, welche ihn bis nach Kairo bringen sollte. Wie damals am Abend
des Absturzes mit seinen Kameraden besprochen, wollte er über Ägyptens
Hauptstadt quer durch die von den Alliierten besetzte Zone bis zu den
deutschen Verbänden in Libyen durchkommen.
Doch der blonde Krüger wurde nach seiner Ankunft in Kairo beim Versuch,
sich arabische Kleidung zu besorgen, von Engländern entdeckt und
festgenommen. So geriet er in britische Gefangenschaft. Der Krieg war
für den Obergefreiten Krüger zu Ende.

  • Taschenbuch: 266 Seiten
  • Verlag: novum pro (28. Juni 2009)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3850227855
  • ISBN-13: 978-3850227858

  • Größe und/oder Gewicht:

    21 x 13,6 x 2,2 cm