Prager Totentanz – Aus den Tagen der Befreiung Tschechiens 1945

29,90

Artikelnummer: Archiv 458 Kategorie:

Beschreibung

317 Seiten, brosch., Faksimile der Ausgabe 1958, Schild Verlag, Bohlinger, ISBN 3-939312-36-3

 

 

 

 

 

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„1945 gelangte die Tschechin Olga Barényiová, die mit Hilfe von
Freunden einen Internierungslager entkommen war, nach Österreich und
begann hier in deutscher Sprache zu schreiben – noch in Prag hatte die
Ehefrau eines Deutschen die tschechische weibliche Endung ihres Namens
abgelegt und einige Werke unter dem Namen Barényi publiziert. Ihr 1958
erschienenes Buch ‚Prager Totentanz‘ handelt von den revolutionären
Maitagen in Prag 1954 und der Vertreibung der Deutschen aus der
Tschechoslowakei“ (aus Grundbegriffe und Autoren ostmitteleuropäischer
Exilliteraturen 1945 – 1998).
Aus dem Vorwort: „Das Schicksal hatte aber genug von mir und kam erst
im Jahre 1945 wieder. Verkleidet als Revolution, die dritte Revolution.
Ohne Schulheft und ohne einen Roman warf mich das Schicksal aus meiner
luxuriösen Wohnung auf die Straße hinaus, zwischen Barrikaden und
Leichen, und alles, alles stank nach Blut. Da war ich, samt meiner
wahren Demokratie und meiner fortschrittlichen Humanität. Ich sah
Säuglinge wie die Fledermäuse an die Haustore angenagelt, und niemand,
niemand fragte, ob sie bei der SS oder bei der Gestapo waren, die
wimmernden Säuglinge. Ich sah alte Männer und alte Weiber am
Scheiterhaufen brennen, die Redner predigten dabei über wahre
Demokratie und den Humanismus, und sie schrien so gräßlich, die
Verbrannten. Das Schicksal lachte über mich, als ich auf allen vieren
kroch, ohne das große Wort zu führen, nur feige, nur mit einem Satz,
den mein Gehirn noch formen konnte – denn Mut, das ist nichts anderes
als die Flucht nach vorne. Dabei baute ich ununterbrochen. Als ich das
stinkende Wasser aus der Moldau soff, in der die aufgebauschten Leichen
schwammen, als ich dass Brot fraß, das ich den Leichen auf den Straßen
geraubt hatte. Ich baute ein Denkmal aus Papier, ein Denkmal für die
hunderttausend Deutschen und sechshundert Tausend Tschechen in Prag,
die die grausame Stimme aus dem Prager Rundfunk ermordete, ein
papierenes Denkmal für die deutschen Hunde, denen man die Pfoten
abgehackt hatte, weil sie die Pfoten zum deutschen Gruß gehoben haben
sollten…
Faksimile der 1958 beim Schild-Verlag erschienenen Ausgabe, Verlag für
ganzheitliche Forschung, Uhlendorf 2008, 320 Seiten, 14,5 x 20,5 cm,
Softcover, ungelesen.

Autor: Barényi
ISBN: 978-3939312-36-3