Polit-Kriminalfall Reichstagsbrand: Geschichte einer Fälschung

12,80

Artikelnummer: Grabert Kategorie:

Beschreibung

 SONDERPREIS!

Geschichte einer Legende

 

16 x 24 cm
448 Seiten
Leinen
ISBN-13: 978-3-87847-264-3

 

Kurztext:


Der jüngst verstorbene Fritz Tobias setzte sich in dem 1962
erschienenen, längst vergriffenen Bestseller mit seiner These einer
Alleintäterschaft beim Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 durch – und
damit gegen die These einer Täterschaft der NS-Regierung zur
Ausschaltung der kommunistischen Opposition. Im April erscheint eine
zweite ergänzte Auflage unter Federführung von Fred Duswald. Auf die
Erfolgsgeschichte von Tobias’ Forschungen folgt in komprimierter Form
die inhaltlich unveränderte Wiedergabe seines Hauptwerkes. Den letzten
Teil bilden die Kontroversen mit den Widersachern, die vor Fälschungen
nicht zurückschreckten: Diese Kontroversen wurden zum
Geschichtspolitikum schlechthin. Mit einem Vorwort von Prof. Franz W.
Seidler.

 

Langtext: 

 

Neues vom Reichstagsbrand!

Eine Bestätigung von Tobias’ These!

Es gibt nur wenige Persönlichkeiten, denen es
gelang, als Außenseiter und Laien aufgrund eigener Nachforschungen die
bisherige Ansicht von Wissenschaft und Öffentlichkeit zu einem
bestimmten historischen Vorgang auf den Kopf zu stellen. Ein Vertreter
dieser seltenen Gruppe ist Fritz Tobias, der Anfang Januar dieses Jahres
fast hundertjährig in Hannover verstarb.

Der am 3. Oktober 1912
in Charlottenburg geborene spätere Ministerialrat in der Abteilung
Verfassungsschutz im niedersächsischen Innenministerium trat 1959/60 mit
der Serie »Stehen Sie auf, van der Lubbe!« im Wochenmagazin Der Spiegel
hervor. Darin legte er die von ihm in jahrelanger akribischer
Forschungsarbeit gefundenen Indizien und Beweise dafür dar, daß am Abend
des 27. Februar 1933
der holländische Kommunist van der Lubbe allein den Reichstag in Berlin
angesteckt habe. Im Jahre 1962 veröffentlichte Tobias dann sein
umfangreiches Buch Der Reichstagsbrand. Legende und Wirklichkeit. Darin
stellte er den ganzen Fall in seinem historischen Zusammenhang sowie in
der juristischen Behandlung dar und widerlegte die bis dahin weltweit
erhobenen Vorwürfe gegen die NS-Regierung.

Bis zur Spiegel-Serie war allgemeine Meinung in
Wissenschaft und Öffentlichkeit, daß die ›Nazis‹ diesen Brand ausgelöst
hätten, um einen Vorwand zu haben, gegen die auch nach der
Machtübernahme noch einflußreichen und gefürchteten Kommunisten in
Deutschland vorzugehen. Insbesondere Göring und Goebbels wurden die
Planung und Durchführung der Brandstiftung angelastet, ohne daß es dafür
jedoch überzeugende Beweise gab. Diese Deutung war zum einen
verständlich, da es kaum einem einzigen Täter zugetraut wurde, solch ein
großes Gebäude in kürzester Zeit in Brand zu setzen, Zum anderen paßte
es nach dem Motto cui bono? (Wem zum Nutzen?) so gut zu den Vorwürfen
gegen die Nationalsozialisten, die unter Berufung auf den
Reichstagsbrand schon am folgenden Tag die »Verordnung zum Schutz von
Volk und Staat« beim Reichspräsidenten Paul von Hindenburg durchsetzten.
Darin wurden grundlegende Rechte aufgehoben oder geschmälert – »der
erste Schritt zur Diktatur«, wie man glaubte. Diese Schuldzuweisung kam
auch der Umerziehungspropaganda sehr entgegen. Nicht umsonst haben vor
allem die Kommunisten an der ›Nazi-Täterschaft‹ für die Brandstiftung
bis heute festgehalten.

Im Reichstagsbrandprozeß vom 21. September bis zum 23. Dezember 1933
vor dem Leipziger Reichsgericht wurde der Holländer zum Tode
verurteilt, weil er »mit unbekannten anderen«“ den Brand gelegt habe.
Auch das Gericht glaubte also an mehrere Täter, konnte aber solche nicht
ausfindig machen. Der mit angeklagte Fraktionsvorsitzende der KPD im
damaligen Reichstag, Ernst Torgler, und die ebenfalls der Mittäterschaft
beschuldigten und verhafteten kommunistischen Bulgaren Georgi
Dimitroff, Blagoj Popoff und Wassil Tanell mußten allerdings von dem
sich um Objektivität bemühenden Gericht freigesprochen werden, da ihnen
kein Mitwirken an der Brandstiftung nachgewiesen werden konnte. Der
Freispruch der vier Kommunisten erging sehr zum Verdruß Hitlers. Der
verurteilte Holländer wurde am 10. Januar 1934 aufgrund eines nach der Tat verabschiedeten, aber rückwirkend angewandten Gesetzes hingerichtet.

In Paris organisierte der ausgewanderte, im Pressewesen sehr bewanderte deutsche
Kommunist Willi Münzenberg eine weltweit wirkende Propaganda gegen die
Nationalsozialisten, in der diesen mit vielen gefälschten Dokumenten und
Aussagen die Schuld am Reichstagsbrand zugewiesen wurde. Gleichzeitig
wurden zeitlich parallel zum Prozeß vor dem Reichsgericht Einwände gegen
dessen Verfahrensführung erhoben und ein von Münzenberg im Hintergrund
geleitetes spektakuläres Anti-Gerichtsverfahren in London abgehalten,
das die NS-Regierung der Brandstiftung zeitigte. Für die Weltpresse
waren aufgrund der Münzenbergschen Tätigkeit die ›Nazis‹ die Verursacher
des Brandes. Diese Ansicht wurde auch von der deutschen
Nachkriegsgeschichtsforschung geteilt.

Wenige Jahre, nachdem Tobias’ Buch unter anderen
von dem Zeitgeschichtler Hans Mommsen vom angesehenen Münchner Institut
für Zeitgeschichte geprüft und bestätigt worden
war (in Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 12, 1964, S. 351–413),
wurde 1968 in Luxemburg ein ›Internationales Komitee zur
wissenschaftlichen Erforschung der Ursachen und Folgen des Zweiten
Weltkrieges‹ gegründet. Der eigentliche Zweck dieses Komitees, das
maßgeblich von dem italienisch-kroatischen Publizisten Edouard Calic
betrieben wurde, war jedoch, in Wiederaufnahme der Münzenbergschen
Fälschungen der Öffentlichkeit weiterhin zu beweisen, daß die
Nationalsozialisten den Reichstag angesteckt hätten. Angesehene
Persönlichkeiten wie der Schweizer Historiker Walther Hofer, der
Publizist Sebastian Haffner, Eugen Kogon oder Golo Mann stellten sich
dieser Vereinigung zur Verfügung, die immer wieder mit neuen Indizien
und Beweisen für die Schuld der ›Nazis‹ die Öffentlichkeit überraschte.
1972 kam von diesem Komitee ein erster Band von Der Reichtagsbrand. Eine
wissenschaftliche Dokumentation, von Walther Hofer, Edouard Calic
Christoph Graf und Friedrich Zipfel herausgegeben, mit ›Negativbeweisen‹
heraus, daß ein einzelner Mensch den Brand in so kurzer Zeit im
Reichstag gar nicht gelegt haben könne. 1978 erschien ein zweiter Band
mit denselben Herausgebern, der die ›Positivbeweise‹ für die
NS-Täterschaft bringen sollte, zu dem Hofer das Vorwort schrieb. Die im
Anhang auf 140 Seiten abgedruckten Dokumente erwiesen sich jedoch als
Fälschungen, was vor allem der Historiker Karl-Heinz Janßen 1979 in
einer vierteiligen Artikelserie »Geschichte aus der Dunkelkammer.
Kabalen um den Reichstagsbrand. Eine unvermeidliche Enthüllung« in der
Wochenzeitung Die Zeit nachwies. Erst als 1986 Uwe Backes, Karl-Heinz
Janßen, Eckhard Jesse, Henning Köhler und Hans Mommsen den Band Fritz
Tobias. Reichstagsbrand. Aufklärung einer historischen Legende
erscheinen ließen, überzeugte das die Mehrheit der Fachwelt. Ein schon
angekündigter Band 3 des Luxemburger Komitees erschien nicht mehr.

Immer wieder bis in die jüngere Vergangenheit wurde
aber versucht, die Alleintäterschaft des Holländers anzuzweifeln und
NS-Größen zu den Brandstiftern zu machen. Eckhard Jesse faßte 1988 in
dem Sammelband Gefälscht! Betrug in Literatur, Kunst, Musik,
Wissenschaft und Politik (Karl Corino, Hg., S. 106–127) die Geschichte
der Enthüllung der Fälschungen unter dem Titel »Der Reichstagsbrand und
seine ›Aufklärer‹. Ein Fälschungsskandal geht zu Ende« vorläufig zusammen
und gab bezeichnende Beispiele für die bewußte Fälschung von Briefen
und Zitaten, für die Erfindung von Gesprächen mit Hitler sowie für die
nachträgliche Herstellung von Aktenvermerken durch das Komitee. Zu einem
von Calic 1968 herausgegebenen Buch, zu dem Golo Mann das Vorwort
beisteuerte, erklärte Janßen in der Zeit: »Das
von Edouard Calic herausgegebene Buch ›Ohne Maske‹ ist eine der
unverfrorensten Geschichtsfälschungen dieses Jahrhunderts.« Haffner
hatte das Machwerk als »ein historisches Dokument ersten Ranges«
bewertet.

In den letzten Jahren haben in freundschaftlicher
Zusammenarbeit unser Mitarbeiter am Großen Wendig Fred Duswald und der
hochbetagte Fritz Tobias auf dessen Anregung hin dessen grundlegendes
und lange vergriffenes Werk von 1962 wesentlich gestrafft und gekürzt
sowie mit einem ausführlichen Kommentar samt Einleitung und Übersicht
über die neuere Entwicklung dieses historischen Kriminalfalles versehen.
Ausführlich wird aus dem Reichstagsbrandprozeß zitiert. Das Werk
erscheint in Kürze unter dem Títel Der Reichstagsbrand in unserem
Verlag. In überaus spannender Weise werden hier die ganze dramatische
Geschichte des Ablaufs und die Entwicklung der unterschiedlichen
Beurteilung des Reichstagsbrandes und des Prozesses vor dem
Reichsgericht geschildert. Dabei werden die bewußt hergestellten und
eingesetzten Fälschungen von Münzenberg und vom Luxemburger Komitee als
üble Propagandalügen entlarvt, die dem Kommunismus zugute kommen und die
NS-Regierung abwerten sollten.

Die Geschichte des Reichstagsbrandes kann als
beispielhaftes Geschehen der im Nachkriegsdeutschland von daran
interessierten linken Kreisen geschaffenen und
benutzten Fälschungen des Geschichtsbildes angesehen werden. Das Wissen
um diese politisch folgenschweren Umerziehungspraktiken sollte in weite
Kreise gelangen, damit diese eine Vorstellung davon erhalten, in welch
großem Maße bewußte und unverfrorene Fälschungen des Geschehens in der
Vergangenheit von deutschfeindlichen Kreisen angewendet wurden und werden.

Es ist tragisch, daß Fritz Tobias das Erscheinen dieses Buches über sein Lebenswerk nicht mehr erleben durfte.