Mozarts Tod 1791 – 1971

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Beschreibung

Gunther Duda: Mozarts Tod 1791-1971
Leinen, 315 Seiten, 36 Abbildungen, ISBN 3-88202-232-9, Hohe Warte

Zum 180. Todestages Mozarts, am 5. Dezember 1971, erschien das Buch „Mozarts Tod 1791 – 1971“, geschrieben von den Ärzten Dalchow, Duda und Kerner, die sich zum Teil auf die Hinterlassenschaft von Mathilde Luddendorf, einer getreuen Verbreiterin der Giftmordtheorie, stützen. Die Autoren legen eine Vergiftungstheorie, welche auf der „Zauberflöte“ beruht, dar, die zu den abenteuerlichsten Versuchen in musikalischer und freimaurerischer Analyse führt und für den Freimaurer, der dieses Buch liest, abstoßend ist, für den Nicht-Freimaurer aber glaubhaft klingt . Als Eckstein der Beweisführung nämlich dient die Symbolzahl 18. Das bunte Trio behauptet doch tatsächlich, Mozart habe 18 Fakten, die dem Freimaurer-Ritual zugehörten – eine dumme, unbewiesene Behauptung – in der „Zauberflöte“ preisgegeben, worauf die Freimaurer beschlossen hätten, Mozart Quecksilber zu verabreichen. Warum denn ausgerechnet Quecksilber? wagt man da zu fragen. Die Antwort des Autorenteams ist einfach: Der Vater des Mozart-Gönners Gerhard van Swieten habe Quecksilber zur Therapie von Syphilis herangezogen. Die Dosis sei von den Freimaurern langsam und auf teuflische Weise gesteigert worden um Wolfgang Amadeus Mozart für den „Verrat“ mit dem Tode zu bestrafen. Die Langsamkeit der Vergiftung erkläre auch die Todesahnungen Mozarts. Eine medizinische Beweisführung brachten die drei Mediziner nicht zustande; sie konstruierten ihren Fall über die Zahl 18 und griffen zur Erklärung auf die Alchimie zurück.

Quecksilber war seit alters her dem Merkur geweiht; in der Alchimie des Mittelalters entsprach diesem Planeten die Zahl 8. Die 8 kehrt auch in der Kombinationszahl 18 wieder. 18 Fakten sollen in der „Zauberflöte“ von Mozart – Emanuel Schikaneder und Karl Giesecke, die den Text zu diesem Werk verfasst haben und wie Mozart Freimaurer waren, werden kaum erwähnt – entweiht worden sein. Da der Zahl 1 keine Entsprechung zukommt, bleibt nur die Doppelkombination der 8 übrig und diese bildet den Hinweis auf das Mordwerkzeug: Merkurius sublimatus (Quecksilber). Allerdings ist das nicht die einzige 18, welche von den drei Autoren gefunden worden ist. Mozarts letzte Komposition „Eine kleine Freimaurerkantate“ wurde am 18. November 1791 in der Freimaurerloge, der Wolfgang Amadeus Mozart angehörte, uraufgeführt; sie umfasst 18 Notenblätter. – Mozart starb am 5. Dezember, 18 Tage nach der Uraufführung der Kantate – ergo müssen die Freimaurer Mozarts Todestag ganz präzise berechnet haben. Diese Behauptungen sind widersinnig; wer sich nur ein wenig mit der Freimaurerei befasst, weiß, dass die Zahl 18 in den Freimaurerlogen keine Rolle spielt und Freimaurer sich ganz gewiss nicht in Alchimie versuchen.

Was aber war mit dem „hitzigen Frieselfieber“ gemeint? Mozarts Arzt, Dr. Thomas Closset, hat Dr. Mathias von Sallaba zu Hilfe gerufen, als sich der Zustand seines Patienten Wolfgang Amadeus Mozart rapide verschlechterte. Aus den Schilderungen der Ärzte geht hervor, dass Mozart an einer akuten fieberhaften Erkrankung mit entzündlich geschwollenen Gelenken der Gliedmassen, starken Glieder- und Kopfschmerzen, Schweißausbrüchen und Erbrechen litt. Dies deutete auf ein rheumatisches Entzündungsfieber, was 1824 von ärztlicher Seite bestätigt wurde. Dr. Guldener von Lobes legt als Todesursache „febbre rheumatico inflammatoria“ fest, eine Diagnose, die er den Akten der zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen Ärzte entnommen hatte. Der Schweizer Mozartforscher Dr. Carl Bär weist in seiner 1966 erschienen Publikation darauf hin, dass Wolfgang Amadeus Mozart bereits im Kindesalter an rheumatischen Anfällen litt, die nicht zuletzt auf die beschwerlichen Reisen, die Mozart mit seinem Vater unternahm, zurückzuführen waren. Im Spätherbst 1791 sei Mozart, so wäre den Akten zu entnehmen, von einem heftigen Schub rheumatischen Fiebers heimgesucht worden, der zu einer Herzinsuffizienz geführt habe. Heute ist es nicht mehr schwierig, Mozarts Todesahnung mit dem rheumatischen Fieber in Einklang zu bringen. Zu Mozarts Lebzeiten jedoch hat man noch nicht gewusst, dass akuter Gelenkrheumatismus die Folgeerscheinung einer bakteriellen Infektion ist und durch Streptokokken ausgelöst wird. Die Art und Weise der Entstehung der Krankheit ist noch nicht restlos geklärt; man geht heute von der Annahme aus, dass Angina als Vorläufer des rheumatischen Fiebers fungiert. Wird der Körper im Kindesalter von rheumatischem Fieber befallen, bleibt in vielen Fällen ein Herzschaden zurück. Das belegen die amerikanischen Autoren Bland und Jones, die außerdem darauf hinweisen, dass von 1000 an rheumatischem Fieber Erkrankten 347 unmittelbar nach der Genesung keine Herzbeschwerden haben, bei 154 jedoch nach 20 Jahren Herzbeschwerden auftreten. Wolfgang Amadeus Mozart hat in seiner Kindheit an rheumatischem Fieber gelitten. Das ist unwiderlegbar. Widerlegbar allerdings ist die Vergiftungstheorie; keiner der beiden Ärzte, die Mozart behandelt haben, haben jemals eine Andeutung in dieser Richtung gemacht. Dr. Sallaba regte im Jahr 1791 gar die „Errichtung eines Lehrstuhls für gerichtliche Arzneikunde“ an und wollte sich unentgeltlich als Dozent zur Verfügung stellen. Es ist absurd anzunehmen, dass ausgerechnet ihm eine Vergiftung des Patienten Mozart entgangen sein soll. Die Konstruktion der Vergiftung – die Zahl 18 zu Quecksilber – ist für jeden, der die Quellen sorgfältig untersucht, geradezu grotesk.

1791 ist das Jahr der Vollendung. Die „Zauberflöte“ wird am 30. September aufgeführt. Vollendet hat Mozart auch das Klarinettenkonzert in A-Dur, KV 622, eine Komposition, die Mozart für den Klarinettisten Stadler, einen Logenbruder geschrieben hat. Wer zuhört, kann im 2. Satz, Adagio, fühlen, wie Kümmernis und Last sich auf des Menschen Herz und Seele legen, wie der Mensch sein Jammertal durchschreitet – nicht in dumpfer Hoffnungslosigkeit, sondern „winkend im Schmerz“ und der 3. Satz lässt einen alle Erdenschwere vergessen und in einer besseren Welt wandeln.

1791, das Jahr der Vollendung, das Jahr des Todes, das Jahr, in dessen Verlauf Mozart das Requiem komponiert hat. Auch um dieses winden sich Legenden und Sagen wie Schlingpflanzen um einen Zaun. Da ist von einem „grauen Boten“ die Rede; er soll im Namen der Freimaurer den Auftraggeber gespielt haben. Zuerst, behaupten die „Experten“, hätten die Freimaurer Mozart Gift verabreicht um ihn, während das Gift zu wirken angefangen habe, leidend das Requiem schreiben zu lassen. Die Wirklichkeit zeigt ein anderes Bild: Graf Franz von Walsegg leistete sich immer wieder den Spaß, Kompositionen zu kaufen, um sich selbst als Komponisten ausgeben zu können; er brillierte gern vor seinen Gästen und scheute nicht davor zurück, sich mit fremden Federn zu schmücken. Graf von Walsegg beauftragte Anton Leitgeb, Mozart eine Komposition – keine bestimmte – abzukaufen.

Das Requiem blieb unvollendet; der Mozart-Schüler Süßmayer vollendete das Werk Mozarts nach dessen Tod. Schack, ein Sänger, schrieb über die letzten Tage und Stunden Mozarts, „den größten Teil des Requiems schrieb er (Mozart) auf der Laimgrube in dem Trattnerschen Garten. Sobald er ein Stück vollendet hatte, ließ er singen und spielte dazu die Instrumentation auf dem Piano. Selbst am Vorabend seines Todes ließ er sich die Partitur des Requiems noch zum Bett hinbringen und sang – es war 2 Uhr nachmittags – noch selbst die Altstimme. Wir waren bei den ersten Takten des Lacrimosa, als Mozart heftig zu weinen anfing, die Partitur beiseite legte, und elf Stunden später, um 1 Uhr nachts, verschied“.

Die „Maurerische Trauermusik“ schrieb Wolfgang Amadeus Mozart für die Brüder Georg August von Mecklenburg und Franz Esterhazy von Galanta. Die Gegenüberstellung von Bläsern und Streichern entspricht dem Vergleich: Leben und Tod. Das Aufschluchzen der Geigen und der unerbittliche Cantus firmus, der über den gregorianischen Choral auf die biblische Lamentation zurückgeht, sind Zeichen dieses Meisterwerkes, das den Einfluss der Freimaurer auf das Künstlertum Mozarts in hohem Mass kennzeichnet. Mozarts Begräbnis soll sich in erbärmlichem Rahmen abgespielt haben; ein schäbiges Häuflein habe ihn – nach den kursierenden Legenden – auf dem Weg zur letzten Ruhe geleitet und sei, verzagt ob eines stürmischen Wetters, umgekehrt.

Verantwortlich für den uns unwürdig erscheinenden Rahmen des Begräbnisses von Wolfgang Amadeus Mozart aber ist nicht das Wetter; es sind die königlich-kaiserlichen Sanitätsgesetze von 1790, denen zufolge Josef II. jeglichen Toten- und Begräbniskult verboten hatte. Der Leichnam Mozarts wurde in dem zuständigen Gotteshaus St. Stephan eingesegnet, dann wurde dem Toten eine Karenzzeit von 48 Stunden auferlegt. Nach Ablauf der 48 Stunden wurde Mozart begraben. Die Fahrt zum Friedhof St. Marx hatte gemäß jenes Sanitätsgesetzes, abends, nach Einbruch der Dunkelheit, zu erfolgen. Die letzten Arbeiten hatten die Totengräber allein zu verrichten. Es ist wahr, dass Mozart nur ein Begräbnis dritter Klasse zugestanden wurde und es stimmt, dass er in einem Schachtgrab beigesetzt wurde. Aber die Klassifizierung wurde von den zuständigen Instanzen nach der vorhandenen Barschaft festgelegt.

Wolfgang Amadeus Mozart ging den steinigen Pfad des sich selbst erkennenden Künstlertums; sein Werk ist sein Vermächtnis; alles, was er hinterlassen hat, ist für alle Menschen da.

Tagtäglich aufersteht Mozarts Genius in seiner Musik; er öffnet uns die Wege zu dem Humanismus, der zu den freimaurerischen Pflichten gehört.

Br.·. L.A.R.

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