Mordfall Herrhausen muss neu aufgerollt werden! Gestaendnisse eines Wirtschaftsattentaeters

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Date: Thu, 17 Mar 2005 07:44:09 , von Jens Kröger zur Verfügung gestellt:

Mordfall Herrhausen muss neu
aufgerollt werden!

In den "Gestaendnissen eines Wirtschaftsattentaeters"
beschreibt der
Ex-Bankier John Perkins, wie die Entwicklungslaender
durch
wirtschaftliche Erpressung, gedungene Moerder oder Krieg dem Diktat
von
IWF, Weltbank und privaten Finanzinteressen unterworfen wurden.
Helga
Zepp-LaRouche zieht die Verbindung zu dem Attentat auf
Alfred
Herrhausen kurz nach dem Fall der Mauer, am 30. November vor 15
Jahren.

 


Das Buch ist ein Paukenschlag: John Perkins, Abkoemmling
einer bekannten
Familie des amerikanischen Ostkuesten-Establishments plaudert
in seinen
gerade erschienenen Confessions of an Economic Hitman
(Gestaendnisse
eines Wirtschaftsattentaeters) aus dem Naehkaestchen
der
internationalen Finanzoligarchie  –  wie vor allem
Entwicklungslaender
mit einem ganzen Repertoire an wirtschaftlicher
Erpressung, dem Einsatz
gedungener Attentaeter und schliesslich Krieg dem
Diktat von IWF,
Weltbank und privaten Finanzinteressen unterworfen
wurden.
Aber der beschriebene Modus operandi trifft auch fuer eine ganze
Reihe
unaufgeklaerter Morde in Europa zu, von Enrico Mattei, Aldo
Moro,
Juergen Ponto, Alfred Herrhausen bis zu Detlev Karsten Rohwedder,
um
nur einige zu nennen. Brisant ist, dass Perkins erklaert, er habe
sich
entschlossen, sich selbst als ein solcher
"Wirtschaftsattentaeter"
(EHM) zu enttarnen, weil er zu dem Schluss gelangt
sei, diese
jahrzehntelange Praxis habe letztlich in die Ereignisse des
11.
September 2001 gemuendet. Und offenbar befuerchtet er, dass
weitere
solche Ereignisse auf der Tagesordnung stehen.
Die
Veroeffentlichung dieses Buches ist Teil einer beispiellosen Revolte
grosser
Teile der amerikanischen Geheimdienste, Streitkraefte,
Staatsverwaltung und
Diplomatie, die mehr und mehr davon ueberzeugt
sind, eine Fortsetzung der
Politik von Bush und Cheney werde zum
Untergang der USA fuehren. Die beiden
wichtigsten Bereiche, in den das
voellige Scheitern der Politik der Regierung
Bush offensichtlich ist,
sind der ausser Kontrolle geratene Krieg im Irak und
noch viel
grundsaetzlicher die Tatsache, dass das auf den Dollar
gegruendete
Weltfinanzsystem dabei ist, mit donnernder Wucht
zusammenzubrechen.
Panik macht sich breit: Heinz Brestel spricht im
Wirtschaftsteil der FAZ
davon, der Dollar koenne bald bei 1,60 Euro stehen,
Lord William
Rees-Mogg schreibt in der Londoner Times, die "Lawine"
(des
Dollarkollapses) sei dabei, herabzustuerzen. Der italienische
Bankier
und ehemalige Minister Paolo Savona warnt vor einem
drohenden
"Hiroshima" des Finanzsystems, und der Chefoekonom der
Investmentbank
Morgan Stanley, Stephen Roach, sieht die Welt am Rande
eines
finanziellen "Armaggeddon". Der erstaunliche Reichtum an Metaphern
fuer
den Untergang bedeutet nicht etwa, dass diese Herren ploetzlich
ihre
poetische Ader entdeckt haetten, sondern dass es selbst
den
hartgesottensten Vertretern der Globalisierung wie Schuppen von
den
Augen faellt: Das System ist am Ende, und zwar total und
jetzt.

Die Zeichen stehen auf Sturm

Der Dollar faellt und faellt,
die Kapitalstroeme, die noetig waeren, um
den Kollaps angesichts der
US-Defizite aufzuhalten, sind einfach nicht
mehr da; der Oelpreis liegt mit
rund 50 Dollar wieder doppelt so hoch,
als fuer die Wirtschaft preisneutral
waere, was weltweite Inflation zur
Folge hat. Der Goldpreis hat die
450-Dollar-Marke durchbrochen,
Rohstoffe sind Lieblingsgegenstand der
Megaspekulanten; Russland hat
schon damit angefangen, sein Portfolio
umzuruesten und seine
erheblichen Dollarreserven zu liquidieren, andere
asiatische Laender
werden folgen.  –  Man muss sich nur die Gleichzeitigkeit
all dieser
Entwicklungen vergegenwaertigen, um zu verstehen: Alles ist
ausgereizt.
Und alle, die es wissen muessen, sind von der Angst getrieben:
Es
braucht nur noch eine Kleinigkeit dazuzukommen, und das ganze
System
wird detonieren.
Perkins unterstreicht in seinem Buch, diese
Politik der EHM habe
letztlich zu den Anschlaegen des 11. September gefuehrt
(siehe auch das
Interview in dieser Ausgabe). Er sagt dies ohne naehere
Erlaeuterung
und ohne expliziten Bezug auf Lyndon LaRouches Analyse, dass
diese
Anschlaege nur mit aktiver Mitarbeit von Elementen des
amerikanischen
Sicherheitsapparats moeglich waeren und in der direkten
Tradition von
Goebbels‘ Reichstagsbrand standen.
Die derzeitige
Systemkrise ist ebenso das Resultat der Politik, ein Land
der "Dritten Welt"
nach dem anderen durch die EHM zur Zielscheibe zu
machen und die Regierungen
zu zwingen, sich zugunsten des Aufbaus eines
anglo-amerikanischen Empires in
der Tradition Venedigs und des
anglo-hollaendischen Systems und der
Finanzinteressen von Firmen wie
Bechtel und Halliburton zu ueberschulden und
damit dem Diktat der
IWF-Auflagen zu unterwerfen.
Diese Politik war fuer
die betroffenen Staaten eine Katastrophe, wie man
gerade am Beispiel der
IWF-"Musterschueler" Argentinien oder Polen
sehen kann. Fuehrende Politiker
der Entwicklungslaender wurden vor die
Wahl gestellt, sich entweder zu
Lakaien des anglo-amerikanischen Empire
zu machen und gegen die Interessen
der eigenen Bevoelkerung zu handeln
oder frueher oder spaeter umgebracht zu
werden. Diese Politik hat die
Weltwirtschaft zugunsten einiger weniger
Spekulanten in den Ruin
getrieben.
Perkins‘ Buch ist deshalb so brisant,
weil es von einem hochrangigen
Insider geschrieben ist, der sich durch seine
Enthuellungen letztlich
selbst belastet. Aber es bestaetigt nur die
ureigenste Erfahrung
unserer Bewegung in den letzten 30 Jahren. Ein
erfahrenes Expertenteam
der LaRouche-Bewegung in den USA und Europa ist
derzeit damit
beschaeftigt, die Fakten, die Perkins nennt, mit uns schon
bekannten
Sachverhalten zu vergleichen und weiteres Hintergrundmaterial
zu
recherchieren. Und soviel sei schon jetzt gesagt: Es gibt vor allem
in
den Entwicklungslaendern eine sehr grosse Zahl von Zeitzeugen, die
dies
bestaetigen koennen.
So wurde z.B. Indira Gandhi einmal von einem
amerikanischen
Repraesentanten besucht, der ihr mitteilte, es seien gerade 70
(!)
amerikanische Geschaeftsleute in Neu-Delhi angekommen, die
Auftraege
fuer 30 Mrd. Dollar zu vergeben haetten, falls sie sich
innerhalb
weniger Stunden bereit erklaerte, einen IWF-Kredit von 30 Mrd.
Dollar
anzunehmen. Indira Gandhi empfing den Vertreter am naechsten Morgen
in
ihrem Buero im Parlament und lehnte das Angebot mit dem Argument
ab,
sie habe gerade mit Muehe einen Kredit von 2 Mrd. zurueckgezahlt
und
sehe keine Moeglichkeit, sich auf dieses "Geschaeft" einzulassen.
Ein
indischer Zeitzeuge kommentierte: "Sie hat diese Haltung mit dem
Leben
bezahlt."
Aber wer meint, Coups und Morde an Fuehrern der sog.
Dritten Welt seien
"nichts besonderes", der sollte schleunigst aufwachen.
Denn dieselbe
Politik, die Perkins zufolge fuer die Ueberschuldung
des
Entwicklungssektors und die Morde an Omar Torrijos in Panama und
Jaime
Roldos in Ekuador verantwortlich ist  –  und nach unserer
besten
Erkenntnis fuer die Morde an Salvador Allende, Ali Bhutto und anderen

– , ist auch schuld an der wirtschaftlichen Katastrophe in
Deutschland
und Europa, und an dem Umstand, dass unsere Jugend ebenso wie
die
amerikanische eine "No-future-Generation" ist, wenn
die
Finanzoligarchie nicht besiegt wird. Mit anderen Worten, die
Politik
der "Wirtschaftsattentaeter"  betrifft uns genauso.

Die Morde
an Alfred Herrhausen…

Die beiden wirtschaftspolitisch motivierten
Morde, die mehr als alles
andere die Weichen fuer die Katastrophe stellten,
in welche die
deutsche Wirtschaft in Ost und West seit 15 Jahren gestuerzt
ist, waren
die an Alfred Herrhausen am 30. November 1989 und an Detlef
Rohwedder
am 21. April 1991.
In aehnlicher Weise wie jetzt John Perkins
sagte in den 90er Jahren der
ehemalige Pentagon-Mitarbeiter Oberst Fletcher
Prouty in einem
Interview mit der italienischen Zeitung Unita, die Morde an
Herrhausen,
John F. Kennedy, Aldo Moro, Enrico Mattei und Olof Palme seien
alle die
Folge davon gewesen, dass sie sich nicht der bestehenden
Weltordnung
einer von einer kleinen Machtelite beherrschten pax
universalis
unterwerfen wollten.
In einer anderen Erklaerung verglich
Prouty die Bedeutung der Ermordung
Herrhausens mit der J.F. Kennedys:

"Sein Tod zu diesem Zeitpunkt …, die erstaunlichen Umstaende
seines
Todes … gleichen der Ermordung Praesident Kennedys 1963 … Wenn
man
die grosse Bedeutung der Ereignisse in der Sowjetunion, in
Osteuropa
und vor allem in Deutschland bedenkt, dann ist die Ermordung
von
Herrhausen von ungeheurer Bedeutung. Wir duerfen nicht zulassen,
dass
dies unter den Teppich gekehrt wird …
Wirkliche Terroristen
ermorden den Praesidenten einer Bank nicht ohne
einen besonderen Grund. Die
meisten Terroristen sind bezahlte Agenten
und Instrumente grosser
Machtzentren. Ein bestimmtes solches
Machtzentrum wollte aus einem bestimmten
Grund den Vorstandssprecher
der Deutschen Bank an diesem Tag und auf diese
Weise loswerden, um
anderen eine Lektion zu erteilen. Also, es gibt eine
Botschaft in der
Art und Weise, wie er umgebracht wurde."
Prouty sagte,
der Schluessel zur Erklaerung liege in elf Seiten einer
Rede, die Herrhausen
eine Woche spaeter am 4. Dezember 1989 in New York
vor dem American Council
on Germany haette halten sollen und die nun
ungehalten blieb (siehe Kasten).
In dieser Rede wollte Herrhausen seine
Vision der Neugestaltung des
Ost-West-Verhaeltnisses darlegen, die den
Lauf der Geschichte nach 1989
dramatisch in eine andere Richtung
gelenkt haette. Herrhausen war damals der
einzige Bankier, dessen
Vorschlaege fuer die Entwicklung Polens als Modell
fuer die anderen
Staaten des Comecon nach dem Modell der Kreditanstalt fuer
Wiederaufbau
in die gleiche Richtung wie die Ueberlegungen Lyndon LaRouches
gingen.
Erinnern wir uns an die dramatischen Ereignisse vom Herbst 1989: Am
9.
November fiel die Mauer in Berlin; in einer spaeter
veroeffentlichten
Dokumentation gab die Bundesregierung zu, sie habe nicht
die geringsten
Plaene fuer die unvorhergesehene Eventualitaet der
deutschen
Wiedervereinigung gehabt. Am 28. November machte Helmut Kohl
den
einzigen souveraenen Schritt seiner gesamten Amtszeit. Er legte
das
Zehn-Punkte-Programm fuer die Bildung einer Konfoederation der
beiden
deutschen Staaten vor, und zwar ohne Absprache mit den Allierten
oder
dem Koalitionspartner FDP. Zwei Tage spaeter, am 30. November,
wurde
Alfred Herrhausen von der sog. Dritten Generation der RAF
ermordet,
deren Existenz in einer ARD-Sendung als "Phantom" bezeichnet
wurde.
Dieses "Phantom" trat dann noch einmal bei der Ermordung Rohwedders
in
Erscheinung und hat sich seitdem in Luft aufgeloest.
Lyndon LaRouche
und seine Organisation schlug damals ein aehnliches,
allerdings noch
weiterreichendes Konzept als Herrhausen vor, das
Programm des "Produktiven
Dreiecks Paris-Berlin-Wien", das der Motor
fuer eine massive
infrastrukturelle und wirtschaftliche Entwicklung des
Ostens haette werden
koennen. Spitzenverteter der Industrie sagten uns
damals: "Jetzt ist der
Staat gefragt, ein Programm von solchen
Dimensionen kann nur von der
Regierung garantiert werden!" Haette man
dieses Programm damals verwirklicht
und die "Sternstunde der
Menschheit" der deutschen Wiedervereinigung genutzt,
so haette es einen
wirklichen "Aufbau Ost" gegeben, es haette die
"bluehenden
Landschaften" gegeben, und das Ost-West-Verhaeltnis waere zum
ersten
Mal im Sinne einer wirklichen Friedensordnung definiert worden.
Es
kam bekanntlich anders. Der Mord an Alfred Herrhausen als dem
einzigen
Vertreter des Establishments, der eine Vision fuer die
historische Situation
zu aeussern wagte, war in der Tat die Botschaft
an Regierung und Industrie,
von der Oberst Prouty sprach. Keiner wagte
mehr, den Kopf vorzustrecken. Nach
den Moerdern traten jetzt wieder die
Wirtschaftsattentaeter auf den Plan,
z.B. in der Person von Jeffrey
Sachs und anderen "Reformern", die den
wirtschaftlichen Kahlschlag des
Ostens zugunsten der Spekulanten der
Finanzoligarchie propagierten.
Noch im Dezember 1989 erlebte Helmut Kohl die
"schwaerzesten Stunden
seines Lebens" beim EU-Gipfel in Strassburg, wo er
meinte, sich dem
Diktat der Finanzoligarchie in der Form der vorgezogenen
europaeischen
Waehrungsunion unterwerfen zu muessen. Maastrichter
Vertrag,
Stabilitaetspakt, Euro statt D-Mark und wirtschaftlicher
Kahlschlag
fuer die neuen Bundeslaender waren die Folge.

… und
Detlef Rohwedder

Es gab noch einen anderen fuehrenden Industrievertreter,
der
weitreichende Visionen fuer die Entwicklung Deutschlands hatte;
Detlef
Rohwedder. Als Chef der Treuhand war er mit der Transformation
der
Volkseigenen Betriebe betraut. 1990/91 gelangte er zu der
Erkenntnis,
dass eine ruecksichtslose Privatisierung der
realwirtschaftlich
durchaus noch nuetzlichen Industriebetriebe unannehmbare
soziale Folgen
haette. Also beschloss er in den ersten Monaten des Jahres
1991, das
Konzept der Treuhand in "Erst Sanierung, dann Privatisierung"
zu
aendern  –  immer unter Hinblick auf die sozialen Auswirkungen.
Dies
war der Moment, als die Phantom-RAF wieder zuschlug. Seine
Nachfolgerin
bei der Treuhand, Birgit Breuel, Bankierstochter aus Hamburg,
hatte
keine solche Skrupel wie er: Unter ihrer Leitung nahm die
rigorose
Privatisierung ihren freien Lauf.
Warum mussten diese beiden
Maenner sterben? Waren sie die Symbolfiguren
der "faschistischen
Kapitalstruktur", von der die "RAF" in ihrem
Bekennerschreiben zur
Herrhausen-Ermordung spricht? Im Gegenteil: Beide
begingen gegenueber dem
System der Finanzoligarchie die Todsuende,
moralische Bedenken wegen der
Folgen dieser Politik zu aeussern. So
beschreibt Dieter Balkhausen in seinem
Buch Alfred Herrhausen, Macht,
Politik und Moral, wie Herrhausen bereits 1987
bei der Trauerfeier fuer
seinen Vorstandskollegen Werner Blessing zum
Ausdruck brachte, die
Schuldenkrise der Dritten Welt vertrage kein Schweigen
mehr. Ein
Gespraech mit Praesident Miguel de la Madrid in Mexiko ueber
die
Schuldenkrise der Entwicklungslaender hatte ihn zutiefst
betroffen
gemacht, und er begann ueber einen teilweisen
Schuldenerlass
nachzudenken.
Balkhausen berichtet weiter, auf den
evangelischen Kirchentagen habe man
damals darueber diskutiert, warum die
internationalen Banken bis 1987
den halb- oder unterentwickelten Staaten die
gigantische Summe von 1200
Mrd. Dollar an Krediten zur Verfuegung gestellt
hatten, waehrend sie
sonst "knallhart" Kreditlinien sperrten und die Haeuser
kleiner Leute
versteigern liessen. Perkins‘ Enthuellung, dass die EHMs die
Aufgabe
hatten, die Entwicklungslaender in die Schuldenfalle zu locken, um
sie
dann um so gnadenloser ausbeuten zu koennen, gibt die Antwort
auf
diesen scheinbaren Widerspruch.
In einer Fernsehsendung in Arte am 18.
November 2002 kam ein mit
Herrhausen befreundeter katholischer Priester zu
Wort, der berichtet,
Herrhausen sei zu dem Schluss gekommen, dass ein System,
bei dem einige
wenige einen sehr hohen Profit aus der Wirtschaft ziehen,
waehrend
viele andere unter die Raeder kommen, keinen Bestand haben
koenne.
Herrhausen habe sich mit der Frage herumgeschlagen, dass er
vielleicht
etwas decke, was er nicht decken koenne, nicht decken wolle und
nicht
decken duerfe. Damit beging Herrhausen in den Augen
der
Finanzoligarchie den Fehler, der ihn das Leben kosten sollte: Er
kam
auf die Idee, dass Wirtschaft etwas mit Moral und dem Menschenbild
zu
tun hat.
Ich erinnere mich noch sehr gut an das Dinnergespraech aus den
80er
Jahren mit einem Privatbankier, der die Analysen meines
Ehemanns
faszinierend fand und ihn wiederholt zu Vortraegen vor einem
illustren
Kreis eingeladen hatte. Als es in der Unterhaltung schliesslich
dahin
kam, dass im Mittelpunkt jeder Wirtschaftspolitik das Bild des
Menschen
als Erkenntniswesen stehen muesse und sich davon die
dem
Wirtschaftssystem zugrundeliegende Moral ableite, begannen die
Pupillen
des Bankiers einen wilden Tanz. Danach brach er den Kontakt abrupt
ab.
Moral in der Wirtschaftspolitik? Nein, knallharte Profitgier im
System
der freien Marktwirtschaft, auch wenn es ganze Kontinente umbringt  –

und dann darf bestenfalls die Ehefrau sich fuer
humanitaere
Organisationen einsetzen, als Feigenblatt gewissermassen.
Als
Herrhausen am 28. November 1989 dem Vorstand seiner Bank einen
tiefgehenden
Strukturwandel vorschlug, der seine Bedenken zur
Schuldenkrise der
Entwicklungslaender reflektierte, stiess er auf
heftigen Widerstand, wie der
damalige Chef der Deutschen Bank, Rolf
Breuer, berichtete. Frau Herrhausen
erklaerte, ihr Mann sei "arg
niedergeschlagen" aus der Sitzung der Bank
zurueckgekommen, die sich
dann als seine letzte erweisen sollte. Und am
Morgen vor dem Attentat
sagte Herrhausen zu seiner Frau: "Ich weiss nicht, ob
ich das
ueberlebe."
Es gibt neben dem Buch von John Perkins noch einen
sehr triftigen Grund,
die Umstaende um den Mord an Alfred Herrhausen neu
aufzurollen. Wir
sind heute mit dem rapide zusammenbrechenden
Weltfinanzsystem
konfrontiert. Und Herrhausen haette in dieser Lage sicher
Massnahmen
vorgeschlagen und ergriffen, um Schaden von der Bevoelkerung
abzuwenden
und das Gemeinwohl zu verteidigen. Seit seinem Tod und dem
Rohwedders
gibt es in Deutschland sehr wenige oder gar keine Bankiers mehr,
die
bereit waeren, so zu handeln  –  und das war ja wohl auch
die
beabsichtigte Botschaft der Auftraggeber der Moerder.
Aber was ist die
Folge? Unser Land droht zugrunde zu gehen. Und nicht
nur unser Land. Die sich

schnell verschaerfende strategische Krise (die,
 wie Perkins richtig erkennt,
mit dem 11. September zu tun hat) und der
Einsturz des Finanzsystems, zu dem
die Globalisierung und der Versuch,
eine pax universalis nach venezianischem
Modell aufzubauen, fuehren,
erfordert eine dramatische Kursaenderung. Eine
neue Untersuchung der
Morde an Herrhausen und Rohwedder wird erweisen, wie
die Weichen falsch
gestellt wurden und in welche Richtung sie neu gestellt
werden muessen.
Helga Zepp-LaRouche

Lesen Sie dazu
auch:

Die Schatten der Vergangenheit – Zu den Hintergründen des Mordes
an
Alfred Herrhausen (Nr.49/2002)