Indogermanen gestalten eine neue Welt

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Beschreibung

Fritz Schachermeyr: Indogermanen gestalten eine neue Welt

Im Frühneolithikum hatten sich in Vorderasien und im östlichen
Mittelmeer eine Reihe von mehr oder weniger hochstehenden Kulturen
entwickelt, welche von nordisch-indogermanischer Seite entweder
überhaupt nicht oder nur in geringem Maße beeinflußt zu sein scheinen.
Wohl hatten sich auf dem Balkan und in Hellas bereits nordische
Einwanderer eingestellt, doch dürfte ihre Zahl zu gering gewesen sein,
um sie zu einer Gestaltung geschichtlicher Schicksale in größerem Stil
gelangen zu lassen. Möglich ist es außerdem, daß indogermanische
Schwärme in früher Zeit auch nach Vorderasien gelangten, doch vermögen
wir solche gegenwärtig weder in geschichtlicher noch in kultureller
Wirksamkeit zu fassen.

All das ändert sich schlagartig seit dem Beginn des II. Jahrtausends.
Drei indogermanische Stammes-gruppen brechen in den Bereich der Ägäis
und Vorderasiens ein. Sie gewinnen daselbst die Herrschaft, gestalten
Geschichte in völlig neuen Formen und künden eine dem Süden bisher
unerhörte Art der Gesittung.

Bei der ersten dieser Gruppen scheint es sich um dieVoreltern der
späteren Hellenen zu handeln. Sie stieß etwa um 2000 mit ihren Spitzen
bis nach Griechenland vor, überrannte hier die Träger der
frühhelladischen Kultur und schuf sich im festländischen Hellas eine
neue, vorwiegend bäuerliche Heimat.

Die zweite Einwanderungsgruppe scheint gleichfalls über den Balkan nach
Süden vorgestoßen zu sein, wandte sich aber nach Kleinasien. Daselbst
treten uns die Eindringlinge nachher unter dem Namen der Hethiter und
der Luwier entgegen, doch handelt es sich in beiden Fällen bereits um
Mischgebilde, bestehend aus bodenständigen Elementen und einer
indogermanischen Ober-schicht.

Ganz verschiedenartig stellen sich daher Achäer und Hethiter dar: die
einen als verhaltenes Bauernvolk, die andern als gewalttätige und
weitplanende Kampfgemeinschaft unter energischen Kriegsfürsten. Und
wieder anders zeigen sich die Angehörigen der dritten
Einwanderungswelle, die Arier; sie nämlich sind es, welche den Gedanken
des adligen Rittertums zu geschichtlichem Leben erwecken.

Schon früh im III. Jahrtausend scheint sich die arische Gruppe von den
übrigen indogermanischen Verbänden abgelöst zu haben. Ihr Weg führte sie
nach den Gestaden des Schwarzen Meeres und des Kaspischen Sees.

Auszug aus „Indogermanen & Orient“ von 1944 – 38 Seiten, mehrere
Bildtafeln und Karten, moderne Schrift, geheftet