Die Fälschung der deutschen Geschichte Teil 2: Der zweite große Angriff

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Beschreibung

„Der zweite große Angriff“
Neue Beweise zur Zerstörung und Verfälschung der deutschen und europäischen Geschichte
(Teil II von „Die Fälschung der deutschen Geschichte“)
407 Seiten

Rezension des Buches Der zweite große Angriff
(Viöl, 2003 [Nachdruck]) von Wilhelm Kammeier
von Uwe Topper

Nun ist es endlich allen zugänglich, das Gesamtwerk Wilhelm Kammeiers! Der erste Band „Die Fälschung der deutschen Geschichte“ erschien im Verlag für ganzheitliche Forschung von Roland Bohlinger (früher Husum, dann Wobbenbüll, heute Viöl) seit 1979 und ist seit Mai 2000 in der 11. Auflage mit ausführlichen Nachworten von Roland Bohlinger und Wolfram Zarnack zu haben (siehe meine Besprechung in Synesis Nr. 4/2000, S. 9-11); der dritte Band „Die Fälschung der Geschichte des Urchristentums“ war durch den selben Verleger sehr sorgfältig aus dem Nachlaß Kammeiers im Jahr 1981 herausgegeben worden (Neuauflage 2001). Nur Band II fehlte noch, denn es gab ja die fünf Einzelhefte aus dem Adolf Klein Verlag in Leipzig, die zwischen 1936 und 1939 erschienen waren, und einen ersten Nachdruck von zwei Heften in Husum 1979. Leider waren die fünf originalen Hefte schwer aufzufinden, nicht jede Bibliothek besaß sie. Darum ist es nun eine Erleichterung für alle Geschichtsforscher, das Gesamtwerk in so schöner und erschwinglicher Ausgabe zur Hand zu haben.

Über Wilhelm Kammmeier brauche ich kaum etwas zu wiederholen, er ist in unserem Kreis eine bekannte Größe. Ohne Übertreibung kann man sagen, daß er die eigentliche Triebfeder der neuen Chronologierekonstruktion in Deutschland wurde, und daß wir noch nicht sehr weit gekommen wären, wenn uns nicht H.-U. Niemitz 1991 auf diesen Klassiker hingewiesen hätte.

Dennoch muß ich hier etwas nachholen, was durch achtlosen Umgang mit Informationen entstanden war: Wie Nachforschungen durch Winfried Seibert ergeben haben, war Kammeier kein Notar oder gar Rechtsanwalt, wie aus der Verlagswerbung verlautete und ich ungeprüft übernommen hatte, sondern ein armer Volksschullehrer, und das nur zeitweise. Richtig ist, daß Kammmeier wie ein Staatsfeind behandelt wurde und 1959 an Unterernährung in Arnstadt (in Thüringen) starb, wo er begraben liegt. Über Kammeiers Person ist auffällig wenig in Erfahrung zu bringen. Seine Witwe überlebte ihn um zwei Jahrzehnte in größtem Elend. In einer Auskunft der Stadtverwaltung Arnstadt ist folgende Mitteilung dokumentiert: Frau Charlotte Margarete Kammeyer (geb. Bode, geb. 4.3.1916 in Minden /Westf.) verwitwet, starb 3.5.1978 in Arnstadt/Thür. – Die geänderte Schreibweise des Nachnamens wird nicht erklärt.

Horst Fuhrmann, langzeitiger Chef der höchsten deutschen Historikervereinigung, erwähnt Kammeier („Überall ist Mittelalter“, München 1996; TB 2002) auf S. 11 kurz und S. 244-251 ausführlich, allerdings in dermaßen niederschmetterndem, haßerfülltem Ton, daß man die Angaben (zumindest die tendenziöse Auswahl) anzweifeln darf. Er will Kammeier sogar zur unehelichen Geburt verdammen, obgleich das nicht beweisbar ist und nichts zur Sache tut. Dorfschullehrer und schließlich arbeitslos war er also. Und es gab sogar Nazis, die ihn lobten, tatsächlich! Fuhrmann erwähnt am Schluß auch noch ein Buch ohne Autor, „Das Gesetz der Mitte in der Gesellschaft“ (Bayreuth 1994), das über Kammeiers Thesen 100 Seiten lang berichtet, aber möglicherweise politisch nicht korrekt ist.

Die Herausgabe von Kammeiers gesamten Werken – und das bedeutet auch die Umformung der Frakturschrift in lateinische Buchstaben – war sicher keine leichte Aufgabe, weshalb die lange Zeitspanne, die bis zur jetzigen Vollendung währte, verständlich ist. Die wenigen Druckfehler, die dabei entstanden, sind leicht erkennbar, somit unwichtig. Die Sperrungen wurden sämtlich aufgehoben, was kein Nachteil ist. Roland Bohlinger hat dankenswerterweise alle Anmerkungen Kammeiers übernommen und am Schluß des Bandes fortlaufend numeriert gebracht. Außerdem fügte er eine vollständige Liste aller von Kammeier ausdrücklich zitierten Literaturwerke an. Daß Kammeier sehr viel mehr gelesen und verwertet hatte, ist selbstverständlich.

Worin liegt nun für uns das Besondere des zweiten Bandes?
Es liegt in der Entstehungsweise der fünf Hefte von 1936 bis 39, die in der heutigen Zusammenstellung wörtlich übernommen wurden. Darin wehrt sich Kammeier gegen seine Kritiker, und zwar ganz aktuell von Heft zu Heft. Dieses Gespräch packt den Leser und läßt ihn unvermutet den Kampf miterleben, der sich damals abspielte. Ein einzelner Vorkämpfer gegen die geschlossene Schlachtreihe der staatlichen Geschichtsverwalter des Reiches, das ist ein guter Grund zur Bewunderung. Und wie er sie fertigmacht mit den Mitteln des Geistes und der Feder – das ist alle Achtung wert. Heute wissen wir – die wenigen Chronologiekritiker – daß Kammeier Recht hatte. Einmal werden es alle begreifen, denn dieser Logik, die dermaßen minutiös und sorgfältig ausgeführt ist, kann sich ein denkender Mensch nicht verschließen. Die Lebendigkeit des Dialoges mit seinen Kritikern macht das Buch zu einem Erlebnis.
Hier ein Beispiel: Im Streitgespräch mit seinem Gegner Heimpel, der später berühmt wurde, während Kammeier in Vergessenheit geriet, spricht K. (S. 136) vom „logischen Dualismus (um keine treffendere Bezeichnung zu gebrauchen).“ Was wäre treffender? Schizophrenie! Denn so könnte man es nennen, wenn ein Historiker als selbstverständlich annimmt, daß der Papst eine feste Residenz bewohnt und Registratur über seine Erlasse führt, während der Kaiser wie ein Nomade stets umherzieht und wahllos Urkunden ausstellt, ohne darüber Buch zu führen, wie uns die Itinerare der deutschen Kaiser über Jahrhunderte hinweg weismachen sollen. Dahinter muß ein anderer Mechanismus stehen, eine „Große Aktion“.

Heimpel warf K. „Unsinn“ vor. Ein neuerer Kritiker sprach von „Halbwahrheiten“. „Nur Geduld“, kontert K., „über kurz oder lang werden sich die Halbwahrheiten als volle runde Wahrheiten entpuppen.“ (S. 136)
Wer die Diskussion der letzten Jahre verfolgt hat, weiß, daß man mit den Prozentzahlen immer näher an K. heranrückt: Waren zunächst mehr als 50% der mittelalterlichen Dokumente als gefälscht erkannt, sind es nun schrittweise über 70% und stellenweise gar 90% geworden, bald bleibt nichts mehr übrig, wie voriges Jahr eine Wochenzeitschrift (Der Spiegel, 2002) schrieb.

Einige bemerkenswerte Sätze über Rom möchte ich hier hervorheben: „Eine Tradition von der Sedes Romana, das heißt dem Sitz des Papsttums in Rom, hat zur Zeit des angeblichen Exils (in Avignon) noch gar nicht im christlichen Bewußtsein bestanden. Weiter: Rom war während des ganzen Mittelalters hindurch ein unbedeutendes Hirtendorf; ein „Papst“ hat also während des Mittelalters in Rom nicht residiert!“ (S. 222) Diese heute für unsere Chronologierekonstruktion außerordentlich wichtige Erkenntnis – siehe mein Buch ZeitFälschung, S. 159 ff. und W. Zarnacks Anhang zu Kammeier, Bd. I (2000) – muß als Leitbild für alle Forschungen über diese Zeit gelten. Das Exil der Päpste in Avignon mag erfunden sein, irgendetwas ist an dieser Erfindung ablesbar, etwa soviel: in diesem Gebiet entwickelte sich der Verwaltungsarm der jungen Kirche. Aber vorher kann es keine Päpste gegeben haben, soviel wird jedem klar, der das Buch aufmerksam liest.

Was Kammeier zum „Zentralproblem der Ketzergeschichte“ sagt (ab S.206), ist ganz besonders aufhellend und für unsere Rekonstruktion hilfreich. Dabei handelt es sich um ein sehr weit reichendes Phänomen, auch im Islam gab es im gleichen (fiktiven) Zeitraum Ketzer, und ebenfalls unter einem griechischen Namen: die sindiq, von Syndikos, Rechtsbeistand.
Die Begharden und Beginen jedenfalls, die Kaiser Karl IV 1369 angeblich „in den Provinzen Magdeburg und Bremen, in Thüringen, Sachsen und Hessen vernichtet“ haben wollte, blühten auch ein Jahrhundert später noch in Norddeutschland – seltsam genug. Andererseits wissen wir nichts von ihnen selbst. Gespenster der Kirchengeschichte! Das zu verstehen hilft K. mit seiner Aufklärung.

Wer Kammeiers Werke noch nicht vollständig auf dem eigenen Bücherregal stehen hat, sollte dieses Buch erwerben. Und wer noch einmal diese lückenlose und beispielhafte Beweisführung liest, wird immer besser verstehen, daß Kammeiers Vorarbeit unersetzlich war für alle heutigen Anstrengungen der Geschichtsrekonstruktion.

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