Beschreibung
Herkunft & Entwicklung
– Für die Frage nach dem Ursprung des
Indogermanentums steht seit Jahrzehnten Nord- und Mitteleuropa im
Vordergrunde. Das große Megaronhaus, das wir vor 30 Jahren auf der
Römerschanze bei Potsdam freilegten, zeigte so deutlich die Vorstufe
zu den Palästen von Troja, Tiryns und Mykene, daß es selbst auf Ed.
Meyer, den hartnäckigsten Verteidiger der asiatischen Urheimat der
Indogermanen, Eindruck machte. Und immer mehr wurden die Tongefäße der
jüngeren Steinzeit uns Wegweiser für die Wanderzüge aus Mittel- und
Norddeutschland gen Südosten, nach dem Balkan, Südrußland und
Griechenland.
Das Augenmerk der Archäologen pflegt sich dabei
hauptsächlich auf die thüringische Schnurkeramik zu richten, deren
Einwirkung auf der Burg von Troja wie in den Schachtgräbern von Mykene
unverkennbar ist. Und wenn von Zeit zu Zeit immer wieder Südrußland
als Ausgangspunkt der Indogermanen vorgeschlagen wird, so pflegt sich
allemal bald zu ergeben, daß wieder jemand für die Schnurkeramik Anfang
und Ende verwechselt hat, daß er die entarteten Ausläufer in Südrußland
für zaghafte erste Versuche gehalten hat.
Aber die Thüringischen Schnurkeramiker sind nur ein kleines Völkchen
gewesen, und mit Recht hat man gefragt, ob man einem solchen die
Kraftentfaltung zutrauen dürfe, um eine so gewaltige Völkerwelle, wie
die Indogermanisierung es gewesen sein muß, in Bewegung zu setzen.
Sophus Müller hatte 1913, als das Aurignac-Skelett aufgetreten war, an
eine vom französischen Paläolithikum ausgehende Sprachgemeinschaft
gedacht, und in den letzten Jahren hat man nach kleinen
Feuersteinformen einen mesolithischen Ursprung in West- oder
Mitteleuropa erkennen wollen. Aber die Schädel sowohl wie die
Mikrolithe gehen in ihren gleichartigen Formen über zu weite Gebiete,
sie sprechen eine zu allgemeine Sprache.
Weit mehr mundartlich,
sozusagen, mutet uns, sobald sie auftritt, die Keramik an, und die für
unsere Frage stärker als bisher geschehen ist, auszunutzen, ist meine
heutige Absicht….
Sonderausgabe aus den Sitzungsberichten der Preußischen Akademie –
Nachdruck von 1938, 32 Seiten, 12 Bilder, geheftet