Der nordische Mensch der Wikingerzeit

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Beschreibung

100 Seiten, Faksimile

Sammelband: Bernhard Kummer-»Die Wikinger: Räuber oder Helden?« / Karl
Rosenfelder-»Das Skandinavische Heldenzeitalter« / Günther Saß
-»Germanisches Menschentum im Lichte der altnordischen Quellen« / Karl
Duisburg »Vom nordischen zum deutschen Menschen« Wir haben heimzukehren
zur Heimat der Wikinger, und haben den einzigen Feind, der Karl
überlebte, und der sich dann auf Island eine Stätte schuf, wo seiner
Taten Nachhall uns erhalten blieb, neu zu verstehen als letzten Aufbruch
nordisch-heidnischer Völkerkraft vor der Mission. Nur weil die
Nordmänner Heimat der Sitte und des Glaubens im Rücken hatten, konnten
sie mit dieser Kraftquelle emporsteigen, eine Kraftquelle, die heiliger
und mächtiger war als alles andere. So soll dieses Buch Mahnung sein,
daß ohne Götter und ohne Friede der Heimat, – besonders auch in der
eigenen Sippe- im Rücken, jeder Kampf des Nordens gegen Süden und Osten
ein nutzloses Verströmen der Kräfte ist. 100 Seiten, kartoniert,
Faksimile

Waren die Wikingerstürme Abwehrkämpfe des germanischen Heidentums gegen das mörderische Vordringen des christlichen Imperialismus nach dem Norden Europas? Nachdem die deutschen, zuletzt die Sachsen und Friesen, schon unterjocht und in Massen gemordet waren? (Christ wird man ja nicht freiwillig; früher wurde man es durch Waffengewalt, heute durch Zwangsindoktrination im Kindesalter). Oder waren es Überfälle und Raubzüge durch Piraten, Seeräuber, Unholde?
Forscher der englischen Archäologischen Gesellschaft von York stellten fest:
Es waren besonders die angelsächsischen Mönche der Christianisierungszeit, die das Schreckensbild der unvorstellbar grausamen Wikinger-Barbaren in die Welt gesetzt und kräftig verbreitet hatten. Diese blutrünstigen Geschichtsbilder sind falsch, beweisen neueste Forschungen. Es war in Wirklichkeit eine kluge, planmässige, taktisch und strategisch richtige Kriegsführung gegen die christliche Missionierung. Ein weltgeschichtliches Geschehen, das uns meist nur aus christlicher Sicht einseitig geschildert worden ist.
Die Normannen waren die letzten Europäer, die zur Abwehr der rücksichtslosen Christianisierung in der Lage waren. Es bestand wenig Hoffnung, den Feind in einem Landkrieg schlagen zu können; der überfallartige Seekrieg war die einzige verbliebene Möglichkeit, noch erfolgreich zu sein. Der Geschichtsforscher Leopold von Ranke urteilt über das Ergebnis der Kämpfe, dass der normannische Gegenstoss zur Gefahr wurde für die gesamte Christenheit: „Es war eine Zeit, wo es nahe daran zu sein schien, dass das Christentum … unterliegen würde.“
Über die Herkunft der Bezeichnung „Wikinger“ ist viel gerätselt worden. Wenig bekannt ist Wilhelm Teudts Vermutung eines sprachlichen Zusammenhangs zwischen „Weking“ und“Wiking“: „Von ihm (Weking=Widukind) haben dann die kühnen Kämpfer (darunter viele sächsische Flüchtlinge) für des Vaterlandes Freiheit für alle Zeiten den Namen bekommen.“
Prof. Bernhard Kummer hat in „Der nordische Mensch der Wikingerzeit“ Wikingergesetze zitiert: „Der Fürst verbot, Gefangene zu kränken, zur Schmach fremde Frauen zu zwingen .Man müsse Mädchen um Mahlschatz gewinnen, mit funkelndem Gold, mit des Vaters Rat.“Und Kummer fährt fort: „Hinter den Sachsen aber stand der heidnische Norden, der dann nach den Sachsenkriegen noch übrig blieb, der letzte Zweig des germanischen Völkerkreises“. (Ranke V, [9. Buch] 10.)
Es ist bekannt, dass man von Rom und Aachen aus den heidnischen Norden der Sachsen und Nordleute zunächst als Ganzes sah. Karl hatte daran gedacht, durch Bekehrung und Annexion auch nach dem Norden vorzudringen. Während seiner Kämpfe gegen die Sachsen flüchteten manche von diesen nach Dänemark. Das ungeheuer rasche und brutale Zupacken des Frankenkaisers war eben deshalb vom Standpunkt der Kirche aus geboten, weil ein selbständiges und kampfbereites Heidentum voll unerschöpflicher Kraft im Rücken der Sachsen sass, und selbst immer stärker hereingezogen wurde in diesen Entscheidungskampf des Christentums.
Nach Alkuins Angabe verharren noch 799 alle in der Heimat gebliebenen Sachsen in dem alten Glauben, nach so viel furchtbarem Verlust an Volk und an Hoffnung auf Sieg.
Und eben in dieser Stunde tritt der Norden auf den Plan. Nicht nach Räuberart als Dritter, der sich freut, wenn zwei sich streiten, nicht als Seeräubergesindel, das nun die geschwächten Küsten verheert. Man weiss im Norden, worum der Kampf geht, man weiss, dass Aachen der Feind ist, dass es um den Glauben geht und um die Freiheit. Freilich, viel Persönliches wird hier mitgesprochen haben. Die geflüchteten sächsischen Edelinge hatten verwandtes Blut an dem Henker von Verden zu rächen.
Die Untat an der Aller, mit der Karl, von Rom gesegnet, jeden Widerstand brechen wollte, hat ja ohnehin das Gegenteil bewirkt, aufflammenden Volkssturm, der gefährlicher wurde als alles zuvor. Aber gerade nach dem erneuten Frankensieg wird auch den Fürsten im Norden ein grossangelegter politischer Kampf zur Selbstverständlichkeit. Hatten sie sich zu lange fern vom Kampfgebiet geglaubt, hatten sie den Sachsen zu viel Widerstandskraft zugetraut, genug:
Jetzt bekamen sie Fühlung mit dem fränkischen Feind.
Der Dänenkönig Gottrik, im stolzen Angriff gegen Karls grosses Reich, baut zwischen Nord und Ostsee einen Schutzwall für sein Land, den „Danewirk“, rüstet 200 Schiffe aus, greift Friesland an, erzwingt Tribut und will bei Verden sich mit Karl und seinem Heere schlagen. Das war im Jahre 810. Er soll die Absicht gehabt haben, Sachsen und Friesland wieder den Franken zu entreissen, und, wie er sagte, in Aachen seinen Sitz zu nehmen. Da wurde er zur rechten Zeit ermordet, ehe es zu der Schlacht kam, die nach Leopold von Rankes sachlichem Urteil alles wieder hätte wenden und Karl vernichten können.
Nun baute Karl auch seinerseits eine Grenzbefestigung auf, setzte die Küste in Verteidigungszustand. Aber seine letzten Lebensjahre standen unter der Drohung des unbesiegten nordischen Feindes, der seinen Nachfolgern schwer zu schaffen machte, und der erst dann planvoll von Rom aus entwaffnet wurde, als ein Herrscher in Norwegen nach Karls Vorbild die Freiheit der Bauern niederwarf, das Land unter sein Zepter beugte und nun, wie überall, wo Bauernfreiheit stirbt zugunsten von Fürstenwillkür und Byzantinertum, der Weg gebahnt schien für die römisch-christliche Mission.
Zur Zeit der Sachsenkriege, als Widukind im Nordland als Flüchtling weilte, beginnen jene Fahrten. Die erste Kunde nennt uns im Jahre 787, also nach dem Blutbad von Verden, den Einfall von Norwegern aus Hördaland in Wessex. 793 kommen sie nach Northumberland, zerstören das Kloster Lindisfarne, und Alkuin denkt schon an einen Hilferuf an Karl. In Irland werden sie Herren und ebenso im britannischen Meer. Und besonders wichtig ist, dass sie die Hebrideninsel Jona, deren Kloster das Missionszentrum des Nordens war, bereits 813 zerstören. Die Fahrten umfassen dann das ganze Festland, bis Spanien und ins Mittelmeer hinein. 841 fahren sie in die Seine, dann in die Loire bis Nantes, in die Garonne bis Toulouse.
845 nimmt eine Flotte von 600 Schiffen Hamburg. Gleichzeitig werden Lissabon, Sevilla, Cadix heimgesucht. Es ist eine ungeheure Kraftentfaltung, die sich uns zeigt. Es sind Flotten eines Volkes, keine kleinen Seeräubergemeinschaften, die wir hier sehen. So nehmen sie immer wilder, immer geballter und gewaltiger alles, was sie lockt, in Besitz. Sie fahren in den Rhein, sie stürmen Paris, und das Ende ist, dass sie Reiche gründen, nordische Reiche, die Normandie und Sizilien, und selbst hineinwachsen in die feindlich bekämpfte Welt, während oben im hohen Norden der letzte Heide gezwungen oder „freiwillig“ die Taufe nimmt.

„Wenn man diesen gewaltigen Ausbruch nordischer Kraft sich als Ganzes vergegenwärtigt, kann man ihn nicht trennen von dem Freiheitskampf der Sachsen. Verden und Wikingersturm gegen die Missionsstätten, das gehört zusammen. Der zu rechter Zeit gestorbene Dänenfürst hat politisch so klar gesehen wie Karl, sein Gegner. Und damit haben diese Nordmänner und das Wikingertum einen Anspruch darauf, als bewusste Gegenspieler der karolingischen Kultur und Mission endlich etwas ernster genommen zu werden.“ Soweit Bernhard Kummer.
Auch Karl Rosenfelder verweist in „Die Ursachen des Normannensturmes“ auf die klassische Geschichtsschreibung:
„Der grosse Historiker Ranke erkannte in den religiösen Unternehmungen des christlichen Europa, insonderheit in denen der irischen und angelsächsischen Priesterschaft, einen Antrieb zu den Wikingerzügen … Der Sachsenkrieg ist in Skandinavien sicher mit grösstem Interesse verfolgt worden, und man wird dort mit Recht befürchtet haben, dass eine kriegerische Auseinandersetzung mit der christlich gewordenen südgermanischen Welt einfach nicht zu umgehen war. So versuchte man dem Angriff aus dem Süden durch einen Gegenstoss zuvorzukommen. Nach dem blutigen Beispiel in Niedersachsen muss es für die Nordleute eine ausgemachte Sache gewesen sein, dass beide, die weltliche Macht der Franken und die christliche Priesterschaft, Todfeinde ihrer Religion, Sitte und Gemeinschaftsordnung waren. Gerade im Klosterwesen und Mönchstum mussten die Wikinger daher weit eher die Vorhut des Feindes erblicken, als eine Organisation zur Verbreitung der „Liebeslehre“ Christi. Die Wikingerzeit ist deshalb nicht ganz frei von Merkmalen eines Glaubenskrieges. So wird Karl der Einfältige, als er ein Bündnis mit den Normannen einzugehen trachtete, von dem Erzbischof Fulko von Reims heftig zurechtgewiesen mit den Worten: „Die Normannen sind Feinde Gottes, wenn du dabei beharrst (dich mit den Normannen zu verbinden), wirst du von mir und allen meinen Mitbischöfen verdammt und exkommuniziert werden. Besser wäre es dir gewesen, wenn du nie geboren wärest.“
Diese wenigen Sätze lassen deutlich erkennen, dass der Normannenkrieg nicht zuletzt auch als ein gewaltsamer Austrag gegensätzlicher Glaubens- und Sittenanschauungen zu werten ist.
Die Nordleute haben uns nicht den Gefallen getan und uns die Motive ihrer Handlungen schriftlich hinterlassen. Es bleibt uns daher nichts anderes übrig, als diesen selbst auf die Spur zu kommen. Verlassen wir uns aber nur auf die Quellen der Wikinger-Feinde, dann werden wir im Grunde genommen nie über die Gleichung Wiking=Mordbrenner=Plünderer=Seeräuber hinauskommen.
Aus den mehr zufälligen und verzettelten Anfängen des Normannenkrieges entwickelte sich im Verlauf der Ereignisse eine Art planmässige Kriegsführung. Der nordische Sommerfahrer (sumarlidar), eine uralte Erscheinung auf den Nordmeeren, kam immer häufiger statt von einer friedlichen Handelsfahrt von einer blutigen Kriegsfahrt zurück. Da draussen in der Welt entwickelte sich etwas, das die Aufmerksamkeit und Anteilnahme der Heimat immer mehr auf sich zog. Das Leben war wieder einmal ganz auf das wandelbare Glück des Schwertes gestellt. Bald sah man ein, dass die Sache einen sehr ernsten Charakter trug und gemeinschaftliches Handeln verlangte. Die Wikingerheere entstanden. Grössere Streitkräfte sind aber unmöglich Iängere Zeit zusammenzuhalten ohne die Herauskristallisierung einer ethisch wirkenden Kraft. Der freiwillige Zusammenschluss der Heere ergab sich aus der Gewohnheitssitte heraus von selbst, wie der unbedingte Gehorsam gegenüber dem selbstgewählten Führer, Herzog oder König. Das Wikingerheer bildete eine aristokratische Kriegsgenossenschaft. Die Eintracht und das planmässig geschlossene Handeln der Wikingerheere erregten dann auch tatsächlich das Erstaunen des ganzen Abendlandes. Es ist dies das Geheimnis ihrer grossen Erfolge trotz der zahlenmässigen Unterlegenheit.
Die Karolinger vermochten nicht die gleiche Schlagkraft zu entwickeln gegenüber ihrem nordischen Gegner. Ihr Dienstadel erwies sich oft als untreu oder zu eigensinnig. Es klappte fast nie mit der Zusammenarbeit. Allein König Alfred der Grosse in England, der seine Angelsachsen unter ähnlicher germanischer Ursitte zusammenfasste, vermochte dem Normannensturm siegreich zu widerstehen.
Am furchtbarsten traf der Wikingersturm das Frankenreich und die britischen Inseln. Wahrscheinlich bewog der Gedanke, einem zu erwartenden Frankenangriff zuvorzukommen, den Dänenkönig Gudröd 810 zu seinem Kriegszug nach Friesland, das er tributpflichtig machte, wie er auch von den Karolingern die Herrschaft über das Sachsenland nördlich der Elbe beanspruchte. (Der Frankenkaiser Karl forderte die zu Gudröd geflohenen Sachsen Widukinds; als Gudröd die Auslieferung verweigerte, griff Karl die Dänen an.) Gudröd soll die Absicht gehabt haben, Aachen, die Residenz Karls des Grossen, zu erobern. Mitten in den Vorbereitungen traf ihn der Mordstahl, und innerpolitische Wirren in Dänemark waren die Folge.
Es dauerte aber nicht lange, und die Dänenzüge gegen die Nordflanke des Frankenreiches setzten verstärkt wieder ein. Der Operationsarm verlängerte sich sehr rasch bis zur Seinemündung. Dort errichteten sich die Wikinger auf einer Insel einen uneinnehmbaren Stützpunkt für ihre Angriffe auf das Frankenreich. 841 fuhren die Drachen die Seine hinauf: Nantes war das Opfer des Angriffes. 844 erschien das Odinsbanner in der Garonne. Die gleiche Flotte stattete auch noch Lissabon, Sevilla, Cadic und Cordova unwillkommene Besuche ab. Der sagenberühmte Ragnar Lodbrok eroberte 845 Paris, und seine noch berühmteren Söhne drangen auf einer tollkühnen Fahrt bis nach Italien und Griechenland vor. In Frankreich selbst beherrschte jetzt für längere Zeit der Däne die Lage. Die einzige fränkische Heldentat war die Verteidigung von Paris bei der zweiten Belagerung 886, wo die Besatzung ohne königliche Hilfe dem Wikingerkönig Sigfrid erfolgreich widerstand. Sigfrid liess daher Paris links liegen und zog kreuz und quer durchs Frankenreich. Als er aber gegen das deutsche Ostreich vordrang, stiess er auf einen überlegenen Gegner. Die verheerenden Wikingerzüge nach Aachen, Trier, Koblenz usw. mobilisierten die deutschen Streitkräfte. Arnulf wurde an Stelle des abgesetzten Karl der Dicke Kaiser. In einer mörderischen Schlacht 891 bei Löwen in Belgien wurde das Wikingerheer unter Sigfrid vernichtend geschlagen, der König fiel. Unter den Helden dieses unterlegenen Heeres befand sich auch Hettel von Hegelingen, den wir aus dem Gudrunlied kennen.
Die Reste von Sigfrids Heer verzogen sich nach dem englischen Kriegsschauplatz. Im Jahre 911 erschien aber wieder ein neuer Seekönig aus dem Norden – Rolf. Da tat Karl der „Einfältige“ das Klügste, was er tun konnte: er räumte den Nordleuten die schöne Provinz ein, die wir heute unter dem Namen Normandie kennen. Es geschieht jetzt das, was dem Unkundigen als ein Wunder erscheint: der Wikinger wird Bauer, und unter seinem Pflug erblüht das Land zu grösserer Wohlfahrt als je zuvor.“
Soweit Karl Rosenfelder. Weitere Belege sind in der Schrift von Fritz Köhnke: „Die Wikinger und das christliche Abendland“ zu finden.
Dr. Herbert Lenz

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