Das Pilatus-Puzzle: Die PilatusSage von Hausen – Bestandsaufnahme und Hintergründe einer europäischen Sage in Franken

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Artikelnummer: antiquarisch Kategorie:

Beschreibung

Das Pilatus-Puzzle.

Bestandsaufnahme und Hintergründe einer europäischen Sage in Franken.
Mit 7 Karten und 40 Abbildungen sowie mehr als 100 Originaltexten zur Pilatussage.
Schriftenreihe II des Fränkische-Schweiz-Vereins, Heimatkundliche Beihefte 18,
416 Seiten, Verlag Palm & Enke, Erlangen 2003.
ISBN 3-7896-0675-8, antiquarisches Restexemplar

 

Die Pilatussage von Hausen

In Hausen erzählt man sich seit Generationen eine sehr seltsame Sage, die in etwa folgendermaßen lautet:

Pontius Pilatus, der römische Landpfleger der Bibel, der Jesus Christus
verurteilte, ist nach der Sage in Hausen geboren. Die ersten gedruckten
Hinweise auf die Hausener Sagenversion tauchen erstmals 1855 und dann
1864 auf, die mündliche Überlieferung ist aber sicher älter. Es werden
(seit dieser Zeit von etwa Mitte des 19. Jahrhunderts an) sogar zwei
Häuser im Ort als Geburtshaus genannt, die Nr. 48 und die Nr. 73.
Der Bauernsohn Pilatus soll schon als Knabe große Fähigkeiten gezeigt
haben und so wurde er nach Nürnberg in die Goldschmiedelehre geschickt.
Von da kam er über den kaiserlichen Hof in Rom als Gesandter nach
Jerusalem und erwarb dort einen solchen Reichtum, dass er bei seinem
Geburtsort Hausen eine große Stadt erbauen konnte, der er seinen Namen
gab. Aber in dem Augenblick, in dem er sein ungerechtes Urteil über
Jesus gesprochen hatte, versank seine Stadt im Abgrund. Noch heute
heißt die Gegend der Pilatusstadt Pilodes. Sollte sich Hausen je soweit
vergrößern, dass ein Hahn unbeschwert in diese Flur gehen kann, so wird
er die Turmspitze der Kirche ausgraben und die Stadt wird sich wieder
erheben.

Viel wurde bisher über die Hintergründe dieser Sage geforscht
und vor allem spekuliert. Eine auch nur einigermaßen befriedigende
Erklärung hat bisher noch niemand geliefert. Auch ich selbst habe mich
immer für diese Sage interessiert und mehrere Jahre lang dazu
geforscht. Ergebnis ist ein ausführliches mehr als 400 Seiten
umfassendes Buch, in dem ich mich umfassend mit der Sage auseinander
setze und erklären kann, wie diese Mitte des 19. Jahrhunderts nach
Hausen gelangte. Dieses Buch ist im November 2003 in der Schriftenreihe
des Fränkische Schweiz Vereins erschienen.

 

Buchinformation

Eine der seltsamsten Sagen des deutschen
Sprachraums ist zweifellos die Geschichte, in der behauptet wird,
Pontius Pilatus, der römische Prokurator von Judäa, der Jesus Christus
zum Tode verurteilte, sei in Hausen bei Forchheim, entweder im Haus Nr.
48 oder Nr. 73 geboren. Viele namhafte Autoren haben sich schon mit dem
Rätsel dieser Sage beschäftigt, ohne es lösen zu können. Nun liegt die
bisher umfassendste Darstellung der Hintergründe dieser Sage in einem
weiteren Buch der Schriftenreihe II des Arbeitskreises Heimatkunde des
Fränkische-Schweiz-Vereins vor. Der aus Hausen stammende Autor Gerhard
Batz unternimmt erstmals den Versuch einer vollständigen
Bestandsaufnahme der gesamten Literatur sowie aller Quellen und
Dokumente zu dieser Sage und sucht darüber hinaus nach neuen und
beweisbaren Ansätzen zur Erklärung. Auf über 400 Seiten geht er jeder
auch noch so kleinen Spur nach, die einen Weg zur Lösung des Rätsels
weisen kann, wobei ihm natürlich seine persönliche Kenntnis von
Besonderheiten der Gegend um Forchheim und Hausen zugute kommt.
Überzeugend trägt er seine Argumente vor und verfolgt hartnäckig sein
Ziel, aus kleinen und kleinsten Puzzleteilchen ein in sich stimmiges
Gesamtbild zu entwerfen. Auf diese Weise führt er den Leser behutsam
durch beinahe 2000 Jahre Welt-, Kirchen-, Kultur- und
Regionalgeschichte.

Dabei gelingt es ihm zunächst, mit vielen Belegen
und Beweisen eine Fülle von Missverständnissen früherer Arbeiten
auszuräumen und falsche Behauptungen zu widerlegen. Er findet und
beschreibt ausführlich die „uralte Sage“, auf die die fränkische
Pilatustradition, v.a. die von Forchheim, aufbaut und nach der viele
Autoren in der Vergangenheit gesucht haben. Er zeigt, dass es sich
dabei um eine fast 2000 Jahre alte, in ganz Europa bekannte christliche
Legende über den Prokurator von Judäa handelt mit der südfranzösischen
Stadt Vienne im Mittelpunkt, deren Pilatustradition er ebenfalls
behandelt. Dann kann er beweiskräftig darstellen, dass die Forchheimer
Pilatustradition etwa 100 bis 200 Jahre jünger ist als bisher
angenommen. Und schließlich dokumentiert er ausführlich, dass bis ins
19. Jahrhundert hinein seltsamerweise in keiner einzigen historischen
Quelle von einer speziellen Hausener Sage geschrieben wird.

Insofern ist es nicht überraschend, dass er nach
dieser Erkenntnis das Hauptaugenmerk seiner Nachforschungen darauf legt
aufzuzeigen, wie es trotzdem dazu kommen konnte, dass im Jahre 1855
plötzlich eine ausformulierte schriftliche Form einer Hausener Sage in
dem Buch „Bayerische Sagen und Bräuche“ des Sagenforschers Friedrich
Panzer auftaucht. In spannend geschriebenen Ausführungen macht er den
Leser mit den Umständen und Ereignissen bekannt, die sich in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts in und um Hausen zugetragen und zur
Entstehung verschiedener Sagendetails beigetragen haben. Er holt Leben,
Werk und Gedankenwelt von Friedrich Panzer (1794-1854), dem
eigentlichen „Verfasser“ der Hausener Sage, aus der Vergessenheit,
zeigt ausführlich die für das Verständnis der Sage bedeutsamen
Verbindungen Panzers zum großen Märchenforscher und Germanisten Jacob
Grimm (1785-1863) auf, aber auch Panzers Beziehungen nach Hausen,
speziell zum damaligen Pfarrer des Ortes, dem aus Forchheim stammenden
Franz Heinrich Striegel (1785-1859). Viele neue Erkenntnisse, die
bisher noch nie im Zusammenhang mit der Sage diskutiert wurden, kommen
auf diese Weise ans Tageslicht und führen zu einer absolut
überraschenden Wendung. Mehr soll aber an dieser Stelle nicht verraten
werden. Machen Sie sich selbst ein Bild von der Geschichte und den
Hintergründen der Pilatussage und lernen Sie auf dieser Weise viele
neue und interessante historische und heimatkundliche Einzelheiten
kennen!

Wird also mit dem vorliegenden Buch das Rätsel der
Pilatussage von Hausen und Forchheim gelöst? Angesichts noch vieler
offener Fragen überlässt der Autor die Beantwortung dem Leser selbst.
Egal aber wie das Urteil der Leser ausfällt, kann doch gesagt werden,
dass mit dem Buch ein Riesenschritt in diese Richtung getan wird.
Zumindest wird in Zukunft keiner mehr über die fränkische Pilatussage
sprechen können, wenn er dieses Buch nicht gelesen hat.

Das ideale Geschenk
für jeden, der Interesse an Geschichte und Heimatkunde hat.

(Aus der Pressemitteilung des Fränkische-Schweiz-Vereins)

Aus dem Inhalt:

Einführung: Das Rätsel der Pilatussage von Hausen

Teil I: Von Sagen, Legenden und den Feinden Gottes
oder: Wie die Pilatussage entstanden ist

Teil II: Vom Pilatusspruch, einem Sagentext und vielen Theorien
oder: Was in Forchheim und Hausen über Pilatus erzählt wird

Teil III: Von einem praedium, Prätorium und Predigten
oder: Wie die Pilatussage nach Franken kam

Teil IV: Von einer Mühle, einem Pfarrer und alten Mythen
oder: Wie die Pilatussage ihre Heimat in Hausen fand