Das Jahrhundert der Lüge: Von der Reichsgründung bis Potsdam 1871 – 1945

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Von der Reichsgründung bis Potsdam 1871 – 1945

Sondereinband – 255 Seiten – Arndt, März 1993,
ISBN: 3887411382

„Während des Zweiten Weltkrieges rechtfertigte der britische Premier Winston Churchill die Propaganda gegen Deutschland mit der witzig scheinenden Anmerkung: die Wahrheit sei ein so kostbares Gut, daß man sie mit einem Schutzwall von Lügen umgeben müse. Der Titel dieses Buches von Hugo Wellems erinnert aber nicht nur an diesen Satz von Churchill, sondern auch an die naheliegende Frage: läßt sich denn die Wahrheit mit Hilfe von Lügen sichern und schützen? Oder ist sie nicht vielmehr das erste Opfer jener Lumpereien, mit denen sie behütet werden sollte?

Das Friedensdiktat von Versailles wirkte sich auf Deutschlands Position im Verhältnis zu den anderen Mächten ebenso verheerend aus wie auf die innere Situation der Republik. Die katastrophale Selbstzerfleischung des Deutschen Reiches war eine unmittelbare Folge von Versailles, in erster Linie die Folge der zentralen Lüge, mit der die Friedensbestimmungen der Pariser Vorortverträge begründet wurden: mit der alleinigen Schuld Deutschlands am Ersten Weltkrieg. Die ungeheueren Reparationslasten, die der Versailler Vertrag Deutschland auferlegte, wurden aus dem berüchtigten Schuldartikel 231 abgeleitet: „Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber aller Verluste und aller Schäden verantwortlich sind, welche die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Angehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungenen Krieges erlitten haben.“

Etliche deutsche Historiker, die sich im Dienste der Selbsterniedrigung wohler fühlten als im Dienste der Sachlichkeit, bezeichneten später den Versailler Schuldartikel als eine Belanglosigkeit; die Sieger des Ersten Weltkrieges sahen das jedoch anders. Am 3. März 1921 erklärte der britische Premierminister David Lloyd George: „Für die Alliierten ist die deutsche Verantwortung für den Krieg grundlegend; sie ist das Fundament, auf dem der Bau von Versailles errichtet wurde. Wenn dies abgelehnt oder aufgegeben wird, ist der Vertrag zerstört.“

Heute geht es bei dieser Frage nicht mehr darum, ob eine solche Schuld tatsächlich bestand oder nicht. Es geht darum, daß durch den Schuldparagraphen 231 eine beispiellose Diskriminierung Deutschlands festgeschrieben wurde und daß dies die schwerwiegendsten Folgen über viele Jahre hinweg hatte. Die Texte, die Hugo Wellems dazu vorlegt, sind für diese Feststellungen von einer schlagenden Beweiskraft. An ihnen läßt sich das ganze Ausmaß der Komplikationen und Ausweglosigkeiten ablesen, die sich aus den Versailler Bestimmungen für die Weimarer Jahre ergaben und die auch unweigerlich zum Hintergrund des Dritten Reiches gehörten, das sich bündig an die Weimarer Republik anschloß. So gut wie die gesamte Innenpolitik seit 1919, die Inflation, die deutschen Versuche, sowohl durch Ausgleich und Zusammenarbeit mit dem Osten als auch durch Kooperation und Versöhnung mit dem Westen Freiräume zurückzugewinnen, in denen wiederum eigenständige politische Aktivität möglich war – der ganze Alltag der Weimarer Republik wurde durch Versailles und seine Auswirkungen bestimmt.

Die Texte, die Hugo Wellems für die Zeit zwischen 1939 und der Konferenz in Potsdam 1945 aus Akten- und Quellenveröffentlichungen, aus Memoiren und Protokollen zusammengestellt hat, bilden den Schlußstein einer Dokumentensammlung, die in ihrer Dichte und Aussagekraft eine unersetzliche, eine fundamentale Berichtigung der heutigen Zeitgeschichtsschreibung darstellt. Wer auf den ersten Blick den Titel des Buches als eine Provokation empfindet, wird durch die Lektüre eines Besseren belehrt – das heißt: nicht diese Sammlung ist eine Herausforderung, sondern eine Provokation ist die jahrzehntelange methodische Verzerrung bei der Wiedergabe der geschichtlichen Tatbestände zu Lasten Deutschlands. Da sie auch ihren amtlichen Niederschlag in den Geschichtsbüchern und weithin auch ihren Platz in den Rahmenrichtlinien des Unterrichts gefunden hat, bilden die Quellentexte von Hugo Wellems ein Korrektiv, dessen Bedeutung nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Denn es geht dabei nicht etwa nur um die Berichtigung einer verfälschten Perspektive, sondern es geht darum, der „Wahrheit“ selbst das Wort zu erteilen, oder – um Winston Churchill die ihm und nur ihm gebührende Reverenz zu erweisen – den Schutzwall der Lügen, der nun schon seit so vielen Jahrzehnten vor der Wahrheit aufgetürmt wurde, endlich und ein für allemal wegzuräumen.“

Dieses Buch liest sich wie eine Antwort auf die ständigen Bußreden des Bundespräsidenten v. Weizsäckers. So zitiert Wellems z.B. die US-amerikanische Besatzungsdirektive JCS/1067: „Deutschland wird nicht besetzt, um befreit zu werden, sondern als eine besiegte Feindnation.“

(Auszüge aus dem Vorwort von Hellmut Diwald sowie dem Einbandtext.)

(255 S., 13.5 x 21 cm, kartoniert, zahlreiche Dokumentennachdrucke)

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