Bismarck: Der Aufstieg 1848–1871

18,80

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Beschreibung

Kandil-Mario-BismarckDer Aufstieg 1848–1871

256 Seiten
Leinen mit Schutzumschlag
zahlreiche z.T. farbige Abbildungen
ISBN 978-3-89180-141-3
Titel ist erschienen! Neu!
Kurztext:
Wenngleich in Deutschland seit einiger Zeit herausragende
Persönlichkeiten, die Geschichte machten, gern ›entzaubert‹ werden, läßt
sich an Otto von Bismarcks dominierender Rolle bei der Schaffung eines
deutschen Nationalstaates nicht herumdeuteln. Er setzte in den drei
Einigungskriegen von 1864, 1866 und 1870/71 mit großer Beharrlichkeit
und Nachdruck, aber auch mit Diplomatie und Augenmaß die
nationalstaatliche Einigung Deutschlands unter Führung Preußens durch.
Zwar drängte Bismarck dabei den preußischen Rivalen Österreich 1866 aus
Deutschland heraus, doch durch überaus maßvolle Behandlung der besiegten
Habsburgermonarchie machte er aus dem Feind von heute den Verbündeten
von morgen: Das bald geschlossene Bündnis zwischen dem Deutschen Reich
und Österreich sollte bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Bestand haben.
Ohne den zahlreichen Bismarck-Biographien eine weitere hinzuzufügen,
stellt der Verfasser den Baumeister des Deutschen Reichs von 1871 als
Mensch und vor allem als Politiker vor, denn Politik war nun einmal
Bismarcks Beruf im Sinne von Berufung. Dabei wird der Zeitraum von 1848
bis 1871 in den Blick genommen, in dem sich sein Aufstieg vom reaktionär
wirkenden preußischen Junker zum souveränen Staatsmann europäischen
Zuschnitts vollzog. Die Revolution von 1848 und die Gründung des
Deutschen Reichs 1871 bilden die Eckpunkte dieses zentralen Abschnitts
in Bismarcks Leben und Werk, für das die deutsche wie auch die
europäische Geschichte gewissermaßen den Hintergrund bildet.Langtext:
In Deutschland ist es seit einiger Zeit Mode, herausragende historische
Persönlichkeiten ›vom Sockel zu holen‹, sie zu ›entzaubern‹. Dieses
Buch will Otto von Bismarck weder als einen großen Mann, der Geschichte
machte, demontieren, noch will es ihn glorifizieren. Indem es ihn in den
Vordergrund stellt, trägt es der überragenden Rolle Rechnung, die
Bismarck bei der Bildung eines ›kleindeutschen‹ Nationalstaates gespielt
hat: Ohne Zweifel einer der ganz großen ›Beweger‹ des 19. Jahrhunderts,
das mit ihm zu einem tatsächlichen Abschluß gelangt ist, prägte er auf
dem Gipfel seiner Laufahn  als ein um- und weitsichtiger Staatsmann
nicht bloß die deutsche, sondern auch die europäische Geschichte in ganz
entscheidendem Maße. Er drückte ihr im wahrsten Sinne des Wortes seinen
Stempel auf.

Am Ende dieses Buches soll der Leser nicht nur eine plastische
Vorstellung von Bismarck als Person, sondern ebenso von seiner Politik
gewonnen haben. Beides ist unauflösbar miteinander verwoben, denn das
Leben dieses bedeutenden Mannes war Politik – obwohl er sich oft bitter
darüber beklagte, daß er als Mensch von den Zwängen seiner politischen
Ämter fast völlig absorbiert werde. Politik war nun einmal sein Beruf im
Sinne von Berufung, und auf diesem Betätigungsfeld hat er sich einen
bleibenden Namen erworben.
Sicherlich war Bismarck zunächst ausschließlich ein Preuße und als
solcher ein entschiedener Gegner Österreichs, des alten deutschen
Rivalen Preußens. Im Gegensatz zu Österreich blieb er auch dann, als er
den verengten Blick eines preußischen Junkers erweitert und die deutsche
›Berufung‹ Preußens erkannt hatte. Aus dieser neuen politischen
Perspektive heraus mußte ihm die Habsburger Monarchie erst recht als
Kontrahent der preußischen Monarchie erscheinen: Denn wenn deren
Vormachtstellung für einen – erst noch zu schaffenden – deutschen
Nationalstaat Geltung haben sollte, mußte Österreich draußen bleiben.
Mit dem Sieg von Königgrätz am 3. Juli 1866 war diese Grundbedingung für
einen geeinten deutschen Nationalstaat, wie ihn Bismarck sich
vorstellte, geschaffen worden.

Jetzt zeigte sich Otto von Bismarck, der Realpolitiker: Da er das
soeben besiegte und aus Deutschland verdrängte Österreich für die
Zukunft als einen Bündnispartner gewinnen wollte, setzte er gegenüber
Preußenkönig Wilhelm I. und seinen Militärs eine alles in allem doch
recht schonende Behandlung des geschlagenen Gegners durch. Auch damit
schuf Bismarck grundlegende Voraussetzungen dafür, daß der unter
preußischer Führung stehende Nationalstaat ›kleindeutscher‹ Prägung –
also ohne Österreich – im Krieg von 1870/71 Wirklichkeit werden konnte.
Auf längere Sicht war der Ertrag dieser Schonung Österreichs das Bündnis
zwischen dem Deutschen Reich und der Donaumonarchie, das dann bis zum
Ende des Ersten Weltkrieges Bestand haben sollte. Auch in dieser
Beziehung ist das Bild Bismarcks weit differenzierter, als es bei
oberflächlicher Betrachtung den Anschein hat.