Bevor Hitler kam 1919-1933

29,90

Artikelnummer: Kyffhäuser Kategorie:

Beschreibung

Drei Hauptquellen zur Ideengeschichte und Frühzeit des Nationalsozialismus.

von Rudolf von Sebottendorff u. a.
Mit einer Gegenschrift der SPD.
Faksimile Verlag, ca. 500 Seiten, fest gebunden, 1933.,

Dieses Buch enthält folgende Schriften:
Rudolf von Sebottendorf : Bevor Hitler kam.
Gottfried Feder : Das Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft.
Dietrich Eckart : Der Bolschewismus von Moses bis Lenin – Zwiegespräch zwischen Adolf Hitler und mir.
Sozialdemokratische Partei Deutschlands : Kampf dem Hakenkreuz.

Herausgegeben von Wieland Körner

Eine der geheimnisvollsten, aber sicher nicht unbedeutendsten Gestalten im okkultistischen Vorraum des Nationalsozialismus war der Freiherr Rudolf von Sebottendorf, ein Mann, über den wir wenig wissen und dessen Wirken und Sein uns vor allem aus seinem Buche ”Bevor Hitler kam“ aus dem Jahre 1932 (München) bekannt ist. Da der Verfasser aber von sich selbst erzählt, sind seine Berichte sicher mit großer Vorsicht aufzunehmen – obwohl sie von anderen Seiten in vielem bestätigt worden sind. Restlose Klarheit wird hier wohl nie zu gewinnen sein, denn es liegt in der Natur dieser Geheimgesellschaften – die man vielleicht als eine Art völkischer Freimaurerei bezeichnen könnte -, daß über sie kaum etwas an die Außenwelt dringt. Und wenn, dann wenig Verläßliches. Die Mitglieder schweigen, zumal heute, wo sic fürchten müssen, für ihre einstige politische Haltung angefeindet oder zur Rechenschaft gezogen zu werden. Wer war nun dieser mysteriöse Baron, dessen wirklicher Name ebenso unbekannt ist wie sein späteres Schicksal, wie sein etwaiges Ende oder sein eventueller jetziger Aufenthalt – falls er noch leben sollte? Er selbst behauptet, Erwin Torre geheißen zu haben, wurde 1875 in Sachsen geboren und wanderte als junger Mechaniker oder Monteur aus Deutschland, bereits Jahre vor dem Ersten Weltkriege, in den Vorderen Orient aus. Dort legte er sich den Namen eines Freiherrn Rudolf von Sebottendorf zu. Als die Familie dieses Namens, ein 1934 ausgestorbenes bayrisches Adelsgeschlecht, gegen ihn wegen unberechtigter Namensführung prozessierte, wurde Ire Klage zurückgewiesen, da Rudolf“ von einem im Orient gestrandeten Träger dieses Namens adoptiert worden war. Im Balkankrieg 19I2/I3 taucht er als Freiherr“ und türkischer Staatsangehöriger erstmals auf und spielt als Leiter des türkischen Roten Halbmondes (des mohammedanischen Roten Kreuzes) eine gewisse Rolle. Nachdem er in der Türkei durch einen jüdischen Kaufmann namens Termudi ausgebildet und Meister des Rosenkreuzer-Ordens geworden sein will, einer theosophischen und freimaurerischen Geheimgesellschaft, erscheint er 1917 mit reichen Geldmitteln aus unbekannten Quellen (Erbschaften?) ausgerüstet in Deutschland. Hier hilft er mit der Stiftung seiner Geheimbünde zur Errichtung der NSDAP und leistet Hitler erhebliche Starthilfe. Später überwirft Sebottendorf sich mit ihm und verschwindet sowohl von der politischen wie von der okkultistischen Bildfläche, wo andere Manner wie etwa Haushofer das Heft in die Hand nehmen. Letztmals taucht er 1932. als Verfasser des vorgenannten Buches auf, mit dem er offen gegen seinen ehemaligen Schüler Hitler Stellung bezieht. Dann flieht er in die Schweiz und ist seitdem verschollen. Der Abenteurer und Astrologe schreibt in seinem Buche: ”Thule-Leute waren es, zu denen Hitler zuerst kam, und Thule-Leute waren es, die sich mit Hitler zuerst verbanden. Die Rüstung des kommenden Führers bestand auger der Thule-Gesellschaft selbst aus dem in ihr von dem Bruder Karl Harrer gegründeten ”Deutschen Arbeiter-Verein“ und der von Hans Georg Grassinger geleiteten Deutsch-Sozialistisdien Partei“, deren Organ der Münchener, später Vblkische Beobachter“ war. Aus diesen drei Quellen schuf Hitler die NSDAP.“ 110)
Nun zu diesen GeheimgeselIschaften selbst, deren Geschichte sehr verworren ist und von der Wissenschaft bisher fast gar nicht beachtet, obwohl sie der Schlüssel für viele Geschehnisse sein dürfte. Als erste bedeutende völkische Geheimloge kann neben den beiden Geheimgesellschaften von List und Lanz-Liebenfels, die wir bereits schilderten – wohl die reichsdeutsche, als Germanenorden 1912 von Sebottendorf und von dem @ntisemiten, Publizisten und sächsischen Ingenieur Theodor Fritsch 1852-1933, 1924 kurze Zeit Reichstagsabgeordneter der Nationalsozialistischen Freiheitspartei, s. S. 373) gegründete Loge genannt werden. Ihre Zentrale befand sich in München, wo die Treffen im. Hotel ”Vier Jahreszeiten“ stattfanden, und zählte 1914 bereits 100 Logen in Deutschland; 1919 sollen um die 1000 Mitglieder dem Orden angehört haben. Diese ursprünglich von Nord- und Mitteldeutschland nach Bayern gekommene Loge war nach dem Vorbild der Freimaurer organisiert und berief sich auf ire geistigen Väter Guido von List und Jörg Lanz von Liebenfels. Nach außen hin war man aber nur durch untergeordnete Personen vertreten (Hitler z. B. faßte sich daher in den ersten Jahren seiner politischen Tätigkeit immer nur als einen ”Trommler“ auf!). Das Weltbild des Ordens floß nach Sebottendorf aus fünf Quellen: Fritschs ”Hammer“-@ntisemitismus, Lists und Lanz‘ Lehre, Claß‘ Alldeutschtum und der ”Semigotha“ des Barons Wittenberg. Als @ntisemitische Gemeinschaft bestimmte sie: Nur ein bis ins dritte Glied rassereiner Deutscher kann Mitglied werden. Besonderer Wert ist auf die Propaganda der Rassenkunde zu legen. Die Prinzipien der Alldeutschen sind auf die ganze germanische Rasse auszudehnen. Es muß gegen alles Undeutsche gekämpft werden.“ Nach diesen Prinzipien ist natürlich nicht verfahren worden, da ja schon unter den Gründern sich manche Logenbrüder jüdischer Herkunft befanden. Also dienten dese Leitsätze wohl mehr dazu, der Masse der zumeist harmlosen, deutschtümelnden und spießbürgerlichen Mitläufer Sand in die Augen zu streuen. Über den weiteren Verlauf berichtet Sebottendorf in seinem erwähnten Buche. Er kam 1917 mit Geldern aus unbekannter Quelle und sicher nicht eigenem Antriebe folgend nach Deutschland, wo in Mitteldeutschland eine Zusammenkunft; von Logenbrüdern des Germanen-Ordens und anderer Geheimgesellschaften stattgefunden haben soll. Diese Männer erkannten damals, daß der Erste Weltkrieg für Deutschland verloren war und begannen nun be- reits mit Gesprächen über die Zukunft von Volk und Reich und über die Maßnahmen, die zur Heraufführung einer ”nationalen Wiedergeburt“ zu treffen seien. Sie stellten dabei fest, daß das Erleben des Weltkrieges die in der deutschen Seele und im Volkskörper steckenden ungeahnten Kräfte zum Teil geweckt hatte und die völkische Bewegung stärker zu erwachen begann. Um nun auch in und nach der kommenden Niederlage das Heft nicht aus der Hand zu verlieren bzw. den Einfluß der Geheimorden noch viel besser zu festigen und zu vertiefen, um die völkischen Kräfte in Kanäle zu leiten, in denen sie sich der Kontrolle dieser Leute nicht entziehen könnten, wurden dese ”Armanen“, wie Karl Strünckmann sie nannte (s. S. 227), aktiv. Sie teilten nach einem entsprechenden Beschluß der Versammlung — immer laut Sebottendorf — das Deutsche Reich unter sich in ”Provinzen“ auf, wobei unser Gewährsmann die süddeutsche, bayrische Provinz erhielt; wir werden sein Wirken dort gleich weiterverfolgen. In Nord- und Mitteldeutschland wirkten andere Geheimorden wie der ”Germanenorden“, der ”Skaldenorden“, der ”WäIsungenorden“, der ”Bund der Guoten“ und der ”Geusenbund“. Die ”Wälsungen“ arbeiteten in Westdeutschland. Aus ihren Reihen gingen die Mitbeteiligten am Morde des großen deutschen Politikers Rathenau (s. S. 132) hervor. Die ”Skalden“ wiederum, eine Art jesuitischer Orden, wirkten in Ostdeutschland und setzten sich rücksichtslos für die NSDAP ein. Sie beschlossen bereits um 1931/32 den Mord an dem SA-Stabschef Röhm und seinen Freunden, die bei den Oberen in Ungnade gefallen waren. Über diese Mordpläne hat zwei Jahre vor der Ausführung die gut unterrichtete Zeitung des Tannenberg-Bundes von General Ludendorff berichtet.111) Die Gruppe Hannover des Skaldenordens wurde von dem Mitglied Nummer 1043 der Loge ”Zur grünen Aue“ geführt, von dem Schwiegersohn des Reichspräsidenten und Generalfeldmarschalls von Hindenburg, einem Mitglied des Herrenklubs und des evangelischen Johanniter-Ordens. Ein im Gegensatz zurn Thule-Orden (s.u.) mehr protestantisch ausgerichteter Ableger des Skaldenbundes war der ”Deutsche Orden“; es dürfte bekannt sein, daß Hitler unter diesem Namen 1942 die höchste Auszeichnung des Großdeutschen Reiches stiftete, die insgesamt nur zehnmal verliehen wurde und in ihrer Mitte das Grundzeichen der völkischen Bewegung, das Hakenkreuz trug. Vor 1933 gehörten zu den Mitgliedern des Ordens: (u.a.)
1. Adolf Hitler (ab 1926), Führer und Reichskanzler und Oberster SS-Fürer;
2. Dr. Wilhelm Frick, Reichsminister, NS-Reichsleiter, Reichsprotektor;
3. Dipl.-Landw. Herbert Backe, Reichsminister und SS-Obergruppenführer;
4. Martin Bormann, NS-Reichsleiter und SS-Obergruppenführer;
5. Walter Buch, NS-Reichsleiter und SS-Obergruppenführer;
6. Dr. Alfred Hugenberg, Ordensmeister und Reichsminister Geheim. Rat;
7. Julius Streicher, Gauleiter und SA-Obergruppenführer;
8. Dr. Paul Bang, Deutschnationaler, Staatssekretär und MdR,
9. Professor Dr. Walter Groß, NS-Reichshauptamtsleiter (Rassepolitik);
10. Professor Dr. Hans F.K. Günther, NS-Rasseforscher;
11. Justizrat Heinrich Claß, MdR., der Führer der Alldeutschen.

Bei der oben erwähnten Geheimbesprechung im Jahre 1917 soll dem Freiherrn von Sebottendorf, wie er selbst behauptet die süddeutsch-bayrische Provinz zugeteilt worden sein. Er zog nach München und gründete den ”Thule-Orden“, eine völkische Geheimloge. Hierfür warb er in den lokalen Zeitungen, so daß sich im Jahrgang 1919 viele seiner Anzeigen nachweisen lassen, durch die vor allem Freikorps-Männer aufgenommen wurden Innerhalb der Loge bestand als ”esoterischer Kern“ ein magischer Zirkel, in dem Geheimwissenschaften — an der Spitze Astrologie — getrieben wurden. Um aber auch eine entsprechende Breitenwirkung und mit ihr Einfluß auf die Politik zu erreichen verzichtete man nach außen hin auf die Beschäftigung mit Magie und Okkultismus und bildete einen ”exoterischen Kreis“, die ”Thule-Gesellschaft“. In ihr pflegte man germanisches Weistum und, nur leicht okkultistisch gefärbt, die germanische Vorgeschichte sowie den @ntisemitismus. Zahlreiche ehrliche und harmlose völkische Männer und Frauen gehörten dieser Gesellschaft an. Als unter der bolschewistischen Räteregierung von Eisner-Kosmanowski in München im April 1919 Geiseln erschossen wurden, befanden sich auch etwa 25 Thuleleute unter ihnen; insgesamt wurden von den Roten ihrer 100 ermordet.112) So sah sich der Freiherr von Sebottendorf dann genötigt, als Schutz nach einer bewaffneten Macht Umschau zu halten und gewann eine Vereinigung ehemaliger Freikorps dafür, den sogenannten ”Kampfbund“. Als Presseorgan seiner Thule-Organisationen fungierte der ”Völkische Beobachter“, der vorher Grassingers ”Deutsch-Sozialistischer Partei“ gehört hatte. Da in München auch die Zentrale des Germanenordens war und beide Geheimlogen die gleichen Ziele verfolgten — und auch die Mitglieder z. T. dieselben waren, schlossen sich die ”Germanen“ mit den ”Thule-Leuten“ in der ThulegeselIschaft zusammen — wobei der Professor Haushofer und der berüchtigte Julius Streicher eine Rolle spielten. Dieser letztere, eine geistig und charakterlich durchaus minderwertige Erscheinung von dunkler Herkunft, war einer der schmutzigsten @ntisemiten in Deutschland, dessen Judenhaß klare pornographische und pathologische Züge trug. Der Katholik und Hauptlehrer Streicher kam vom Freisinn zur Sozialdemokratie (USPD), urn sich dann durch @ntisemitische Schriften hervorzutun und bei Grassingers Deutschen Sozialisten zu landen, deren Parteiorgan ”Völkischer Beobachter“ er mitbegründete. Von den meisten Mitgliedern der NSDAP wurde ”dieset originelle“ Kopf als Makel empfunden; Dietrich Eckart sagte von ihm ”Dös is ja a Narr!“ und der Ritter von Epp verhinderte, daß der wildgewordene Lehrer nach 1933 ein staatliches Amt erhielt. Trotzdem schwang sich Streicher als Gauleiter in Nürnberg (1925/40) zum ”Zar von Franken“ auf — ehe ihn die Partei als untragbar entfernte; der Parteiaussdiluß des Obersten NS-Gerichts wurde von Hitler nicht bestätigt. Als Besitzer einer der größten pornographischen Buch- und Bildersammlungen der Welt gab er ab 1923 das scheußliche Schmutzblatt ”Der Stürmer“ heraus, das er zusammen mit dem Juden Jonas Wolk alias Fritz Brandt zu einem @ntisemitischen Schandfleck entwickelte. Streicher erhielt seine Aburteilung in Nürnberg, wo der persönlich durchaus tapfere kgl. bayrische Leutnant a. D. und SA-Obergruppenführer nach schweren Mißhandlungen 1946 gehenkt wurde. Er starb als einziger mit dem Rufe ”Heil Hitler!“ ”Bruder“ Streicher war es auch, der damals in München die Thule-Leute zu Hitler führte, zusammen mit den ”Germanen“, bei denen er zuerst gewesen war. Der Baron Sebottendorf hatte indessen, um die politische Aktivität seiner Thule-Gruppen zu erweitern, nach einer vaterländisch-völkischen Partei gesucht und stieß dabei auf die kleine Deutsche Arbeiter-Partei von Karl Harrer. Dieser Logenbruder von Thule, Journalist der ”München-Augsburger Abendzeitung“, bildete 1918 zuerst, und zwar innerhalb der Thule-Gesellschaft einen ”Politischen Arbeiterzirkel“ zur Betreuung völkisch eingestellter Arbeiter und schloß ihn am 5. 1. 1919 mit dem ”Freien Arbeiterausschuß für einen guten Frieden“ des Schlossers Anton Drexler zur ”Deutschen Arbeiter-Partei“ zusammen. Hieraus entstand die NSDAP — wobei starke Einflüsse von seiten der österreichisch-sudetendeutsdien DNSAP (s. S. 140) mit zu berücksichtigen sind. In die DAP wiederurn hatte der Propagandaoffizier der Bayrischen Reichswehr Hauptmann Ernst Röhm, der im Auftrage seiner Generale völkisch-nationale politische Kräfte als Gegengewicht gegen die roten Politiker in München unterstützte, seinen ”Bildungsoffizier“, den ehemaligen ”unbekannten Gefreiten des Weltkrieges“ Adolf Hitler, als Mitglied Nummer sieben eingeschleust. Dessen Rednergabe und Organisationstalent, die reichlichen Gelder aus Sebottendorfs unbekannten Quellen und das Presseorgan Völkischer Beobaditer“ von Thule ließen die Partei langsam zur NSDAP heranwachsenals politischer Arm des Hintermannes aus dem Rosenkreuzer-Orden! Als die NSDAP sich dann aber stark genug fühlte, auf eigenen Füßen zu stehen, als Hitler sein ihm innewohnendes politisches Talent entdeckte, wurden die alten Förderer und Gönner von Thule hinausgedrängt — obwohl sie bis 1945 in den führenden Positionen immer noch blieben —, wenn auch vielleicht nicht mehr direkt vom Orden kommandiert, der etwa um 1934 offiziell aufgelöst wurde. Genaueres ist darüber nicht be kannt. 1921 kaufte Hitler mit Geldern, die ihm u. a. von jüdischer Seite her geliehen waren, seinem Ordensmeister Sebottendorf den ”Völkischen Beobachter“ für 100 000 Mark in bar ab, wobei sein Freund Moses Pinkeles alias Trebitsch-Lincoln (s. u.) 30 000 Mark beisteuerte und der Rest wahrscheinlich ganz vom Münchener Kunstverlag Hanfstaengl getragen wurde (Hauptperson war hier der Verleger und spätere 1. Auslands-Pressechef der NSDAP Dr. Ernst Hanfstaengl, dessen Mutter eine Amerikanerin und geborene Sedgwick-Heine war). Daß der Thule-Hochmeister seine Zeitung an den in der Politik damals noch kaum bekannten Adolf Hitler abtrat, mag auf Grund eines Ordensbefehls geschehen sein, denn es geschah nicht zum unmittelbaren Nutzen von Thule. Seitdem waren Meister und Schüler wohl auch persönlich verfeindet. Über Hitlers Mitgliedschaft im Thuleorden bringt der ehemalige Danziger Senatspräsident Dr. Hermann Rauschning, der 1932 zur engsten Umgebung Hitlers gehörte, dessen Ordensbindungen jedoch nicht durchschaute, in seinem Buche ”Gespräche mit Hitler“ (1938 im Europa-Verlag, Zürich) einige Stellen, aus denen klar hervorgeht, daß der Führer der NSDAP sich die okkulte Weltanschauung des Ordens zu eigen gemacht hatte und sich seiner Mission als ”Zerstörer des Alten“ durchaus bewußt war. Rauschning spricht hier ebenso von einem ”Mystizismus“ Hitlers, wie das Rosenberg getan hat; der Danziger läßt auch den SS-Reichsführer Heinrich Himmler als Eingeweihten von hohen Graden erkennen. Die gleichen Beobachtungen werden von dem Armanen und Eingeweihten Dr. Karl Strünckmann (s. o.) in seiner Schrift ”Adolf Hitler und die Kommenden“ bestätigt, ebenso die Mitteilungen des Hochmeisters des Rosenkreuzer-Ordens in Ostasien und Großmeisters der Freimaurer-Loge in Shanghai, des Ingenieurs Kaffka alias Bruder Renatus: er versichert ausdrücklich, daß Hitler ein Eingeweihter des Thule-Ordens war. Er sei jedoch bestimmt gewesen, ”die schmutzige Arbeit“ in der Politik für den Orden zu verrichten — während sein ja auch heute noch lebender präsumptiver Nachfolger und Stellvertreter Rudolf Heß noch höhere Grade in der Loge bekleidet habe. Er wurde in internen Parteikreisen ”der Yogi aus Ägypten“ genannt und interessanterweise 1912 erster Preisträger eines in Spanien von einem Auslandsdeutschen veranstalteten Preisausschreibens mit der Frage ”Wie wird der Mann beschaffen sein, der Deutschland wieder zur Höhe führt?“ Heß forderte damals ”einen Diktator, der in heiliger Vaterlandsliebe über allem Ehrgelz seines Landes Wohl und zukünftige Größe als einziges Ziel im Auge hält“. Am Schluß hieß es: … Noch wissen wir nicht, wann er rettend eingreift, der ,Mann‘. Aber daß er kommt, fühlen Millionen…“ 113)
Sogar der italienische faschistische Diktator Benito Mussolini sei Mitglied von Thule gewesen. Es erscheint geboten, these Mitteilungen mit großer Vorsicht und dem nötigen Grad von Skepsis aufzunehmen, der solchen okkulten Dingen gegenüber einzig angemessen ist. Daß sie einen Grad von Wahrscheinlichkelt für sich haben, daß sich hier Wahrheit und Dichtung miteinander verweben, soll nicht abgestritten sein. Sicher belegt ist dagegen die Mitgliederliste des Thule-Ordens, aus der wir anführen:
1. Ordens-Hochmeister Freiherr Rudolf von Sebottendorf.
2. Ordens-Meister Guido von List (s.o.).
3. Ordens-Meister Jörg Lanz von Liebenfels vom ONT (s.o.).
4. Adolf Hitler, Führer und Reichskanzler, Oberster SS-Führer.
5. Rudolf Heß, Stellvertreter des Führers SS-Obergruppenführer.
6. Hermann Göring, Reichsmarschall und SS-Obergruppenführer.
7. Dipl.-Landw. Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Reichsminister.
8. Dipl.-Ing. Alred [sic] Rosenberg, Reichsminister und NS-Reichsleiter.
9. Dr. Dr. h. c. Hans Frank, NS-Reichsleiter, Generalgouverneur in Polen.
10. Julius Streicher, Gauleiter von Franken und SA-Obergruppenführer. br>
11. Professor Dr. Karl Haushofer, Generalmajor a. D. und Präsident.
12. Professor Dr. Gottfried Feder, Staatssekretär a. D.
13. Dietrich Eckart, Journalist, Schriftsteller und Hitlers Intimus.
14. Professor Dr. Bernhard Stempfle, Hitlers Beichtvater und Intimus.
15. Professor Dr. Theo Morell, Hitlers Leibarzt.
16 Otto Engelbrecht, NS-Reichsamtsleiter und Reichstagsabgeordneter.

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