Bankraub globalisiert

14,90

Artikelnummer: Anderwelt Kategorie:

Beschreibung

Autor: Peter Haisenko

​ Seitenzahl: 162
​ ISBN: 978-3-940321-16-9 (letzte Exemplare der ORIGINALAUFLAGE)
​ Ausführung: Softcover

​​ In Deutschland wurde und wird viel Arbeit geleistet. Die Zerstörungen
des Krieges wurden behoben. Die Haushalte sind mit dem Wesentlichen
ausgerüstet und die Infrastruktur ist in gutem Zustand. Viel Arbeit
wurde an Maschinen abgegeben. Die Meisten leben in mehr oder weniger
bescheidenem Wohlstand. Seit mehr als 40 Jahren erwirtschaftet
Deutschland einen Aussenhandelsüberschuss. Das heisst, in Deutschland
wird mehr produziert, als verbraucht wird.

​ Eine gute Zeit, über kürzere Arbeitszeiten zu reden, die noch verbleibende Arbeit auf alle zu verteilen.
​ Wir erleben das Gegenteil. Immer weniger müssen immer mehr leisten. Es
fehlt an Geld. Wie konnte es dazu kommen? Wenn ausreichend gearbeitet
wird, müsste auch ausreichend Geld zur Verfügung stehen. Was ist Geld?
​ Mit Geld allein kann man nichts erschaffen. Nur wenn jemand bereit
ist, gegen Geld eine Arbeit zu leisten, ist Geld etwas Wert. Es nutzt
nichts, in Zukunft über eine Geldsumme verfügen zu können, wenn dann
niemand da ist, der bereit ist, dafür zu arbeiten. Arbeit ist mit
Einschränkungen nicht konservierbar.
​ Das Geld dient u.A. dazu, Arbeit für große Projekte zu konzentrieren.
Es muss immer ein vernünftiges Verhältnis zwischen Geldmenge und
Arbeitsmenge herrschen. Das ist zur Zeit nicht so. Die verfügbare
Geldmenge übertrifft die käufliche Arbeitsleistung um ein Vielfaches.
Gleichzeitig wird von den Banken ein hoher Anteil des erarbeiteten
Geldes durch Zinseinnahmen und Spareinlagen abgeschöpft. Der Kreislauf
des Geldes ist gestört. Gigantische Ströme virtuellen Geldes laufen in
immer höherer Geschwindigkeit um die Welt. Dadurch sind Einnahmequellen
und Steuerungsmechanismen völlig neuer Art entstanden. Die virtuellen
Gewinne ermöglichen den Kauf realer Gegenstände. Währungsparitäten
können beliebig bestimmt werden. Volkswirtschaften werden gegeneinander
ausgespielt. Staatsbankrott wird verschleiert, verhindert oder
herbeigeführt. Dritte Welt Länder werden ausgebeutet.

​ Ein Blick auf die USA zeigt, dass der Dollar trotz eines stetig
wachsenden Aussenhandelsdefizits von derzeit über 750 Milliarden Dollar
p.a. stark überbewertet ist. D.h.: Wir haben kein marktwirtschaftlich
kapitalistisches System. Das Preisgefüge wird nicht von Angebot und
Nachfrage bestimmt, sondern durch wenige Grosskonzerne und Banken
politisch gestaltet. Konzernfusionen sind nicht nur gewinnorientiert und
ihr Nutzeffekt ist oft nicht ersichtlich oder bleibt verdeckt. In jedem
Fall gewinnen die finanzierenden Banken an Zins und Macht.

​ Im Übrigen ist es nicht logisch, dass ein Staat, der eine positive
Aussenhandelsbilanz hat – wie Deutschland –, überhaupt Schulden haben
kann. Die Arbeit, die bezahlt wird, ist bereits geleistet. Kredit nehmen
heisst Arbeit leihen, und Schulden haben bedeutet nichts anderes, als
das Versprechen, in Zukunft Arbeit leisten zu wollen. Wenn also nach
geleisteter Arbeit das Gemeinwesen Schulden hat, deutet das auf einen
gestörten Geldumlauf hin. Es muss einen Dritten geben, der aus dem
Umlauf zu seinem Vorteil unverhältnismässig viel Geld entnimmt.
Guthaben, im Gegensatz zu Schulden, sind der Geldwert von
Arbeitsüberschuss. Und in einer gesunden Volkswirtschaft darf nur soviel
ausgeliehen werden, wie Guthaben vorhanden sind. Nur so ist der
Geldumlauf im Gleichgewicht. Diese Guthaben wurden von den Bürgern
erarbeitet. Die Banken produzieren nichts, sie verwalten das Adäquat
geleisteter Arbeit – Geld. Es ist letztlich unerklärlich, dass die aus
diesem Geld erzielten Gewinne einer Bank zufallen, und nicht demjenigen,
der durch seine Arbeitsleistung das Guthaben ermöglicht hat.
Tatsächlich zahlt der Staat Zinsen für eine bereits von seinen Bürgern
erbrachte Leistung und der Bürger trägt dafür eine höhere Steuerlast. Es
müsste genau umgekehrt sein: der Bürger sollte eine Steuererleichterung
erfahren, für die Arbeit, die er dem Staat geleistet hat.

​ Ermöglicht wurde dieser asymetrische Geldumlauf vor 40 Jahren, als der
Dollar von der Goldanbindung „befreit“ wurde. Es konnte ab sofort
munter Geld gedruckt und virtuelles Geld geschaffen werden. Doch erst
nach dem Fall der Sowjetunion konnten die Möglichkeiten der
Geldschöpfung und Manipulation skrupellos ausgeschöpft werden. Die
Sowjetunion hätte mit ihrem Volumen daran teilhaben können, und wäre
niemals an Devisenmangel zugrunde gegangen. – So, wie die USA in der
Lage sind, ihr Aussenhandelsdefizit zu ignorieren, dabei ausländische
Firmen und Immobilien zu kaufen und zudem noch weltweit Kriege zu
führen. Wir erleben einen pervertierten Klassenkampf. Der durch
willkürliche Wechselkurse geschaffene Eindruck, Arbeit wäre in anderen
Ländern billiger als hier wird genutzt um Druck auf unsere Arbeitnehmer
auszuüben. Sie werden erpresst, für weniger Geld mehr Arbeit zu leisten.
Die Bürger haben keinen Vorteil davon und der Mittelstand ist in seiner
Existenz bedroht, während die Gewinne der Konzerne und Banken noch
weiter steigen.
​ In den USA wird seit 30 Jahren keine Uhr mehr produziert, letztes Jahr
wurde das letzte T-shirt hergestellt. Auch „hightech“ kommt aus Asien
und Europa. Die USA sind zu einem Handelshaus mit Landwirtschaft und
Armee geworden.
​ So müssen wir noch mehr arbeiten und noch billiger produzieren, damit
durch erhöhte Profite der Konzerne und Banken unser Geld (unsere
Arbeit!) auf völlig undurchschaubaren virtuellen Kanälen an die
Amerikanischen Oligarchen zur Deckung ihres Aussenhandelsdefizits
weitergeleitet werden kann. Wir alle leisten unseren Beitrag, damit die
USA weiterhin ihre imperiale Strategie verfolgen können. ​

​ Wenn man diese Zusammenhänge verstanden hat, ist die Lösung für unsere
Probleme so verblüffend einfach, dass man es kaum glauben will. Peter
Haisenko gelingt es mit seinem Buch „Bankraub globalisiert“ durch
konsequente Vereinfachung und eine klare, verständliche Sprache, dass
der Leser vorsätzlich verkomplizierte wirtschaftliche Zusammenhänge
verstehen lernt. Er lässt den Leser mit seinem neuen Wissen über die
Missstände des Weltfinanzsystems nicht in fatalistischer Resignation
zurück, sondern zeigt mögliche Auswege aus der Misere auf, deren
Handlungsperspektiven alle Tugenden konkreter Utopie haben. Geht es doch
„nur“ darum von Menschen geschaffene Regeln zu ändern und nicht
Naturgesetze abzuschaffen.

 

Leseprobe: Bankraub globalisiert

Wie lange es schon Geld als Zahlungsmittel gibt, darauf werde
ich hier nicht im Detail eingehen. Ich werde einige Ausschnitte der
Geschichte beleuchten, die mir als besonders wichtig und interessant
erscheinen. Insbesondere das Finanzwesen der Gotik halte ich für
betrachtenswert.

Im Geschichtsunterricht und in den Lehrbüchern wird die Epoche der Gotik
meist zu negativ dargestellt. Dabei überzeugt gerade die Gotik mit
großartigen Zeugnissen der Baukunst. Auch das Sozialsystem dieser Zeit
wartet mit Einrichtungen und Errungenschaften auf, die auch heute noch
überzeugen, ja, manchmal als sehr fortschrittlich gelten würden. Das
Geld und Steuersystem jedenfalls war brillant einfach. Es bedurfte nicht
einmal eines Bierdeckels, um sich über seine Steuerschuld im Klaren zu
sein!
Der wesentliche Unterschied zur heutigen Zeit bestand darin, dass Geld
keinen dauerhaften Bestand hatte – die Folge: Niemand konnte Geld
horten. Es gab ausschließlich Münzgeld (Brakteaten), das über kurz oder
lang „verrufen“ wurde. Bei der Münzverrufung (renovatio monetarum) wurde
Münzgeld als ungültig erklärt und musste gegen neue Währung umtauscht
werden. Dieser Vorgang geschah in mehr oder weniger regelmäßigen
Abständen, einmal pro Jahr war durchaus üblich. Aber auch zu besonderen
Anlässen, wie zum Beispiel einer fürstlichen Hochzeit, wurde eine
Geldverrufung ausgesprochen. Sinn und Zweck der Sache: Die Münzverrufung
war gleichzeitig das Steuersystem, denn der Münzherr (geistlicher oder
weltlicher Fürst) behielt zehn Prozent der Münzen ein. Das heißt, man
bekam zehn Prozent weniger neue Münzen zurück, als man alte abgeliefert
hatte. Das war der „Zehnt“, der damals als Steuer fällig war.
Ein Bankwesen war unbekannt, ebenso das Eintreiben von Zinsen auf
ausgeliehenes Geld. Es war sogar verboten, Zinsen zu nehmen. Die Menge
des Geldes war grundsätzlich knapp und reichte gerade, um den Handel und
Wandel sicherzustellen. Daher war es vollkommen unsinnig, Geld horten
zu wollen. Geld musste ausgegeben werden und trug somit zur allgemeinen
Prosperität bei. Der allgemeine Wohlstand in der Zeit der Gotik erlaubte
es, großzügige Tarifverträge für die Handwerker einzuführen. So war es
in dieser Zeit üblich, nur fünf Tage in der Woche zu arbeiten. Und das
auch nur sechs bis acht Stunden pro Tag. Der Sonntag und

etwa neunzig kirchliche Feiertage pro Jahr waren nach christlichen
Bestimmungen sowieso arbeitsfrei, und der Montag war im Allgemeinen dem
Besuch der überall üblichen öffentlichen Badehäuser vorbehalten.
Insgesamt blieb viel Schaffenskraft übrig, so dass die
Bürgergemeinschaft mit Hilfe der oftmals genialen Baumeister die
großartigen Bauwerke der Gotik errichten konnte. Und das alles ohne die
technischen Hilfsmittel der Neuzeit! Es war keineswegs so, dass diese
Bauwerke unter Fron und Zwang entstanden. Vielmehr entsprangen sie einem
gemeinschaftlichen Bestreben, etwas zum Ruhme Gottes und der
allgemeinen Ergötzung zu schaffen. Das sieht man diesen Zeugnissen der
Lebensfreude auch heutzutage an.
Die Bereiche der geografischen Gültigkeit einer Währung waren damals
klein. Es gab aber durchaus ein System, das den europaweiten Handel
ermöglichte. So waren bestimmte Waren, wie Salz oder Glas, von hohem
Wert und auch Gold direkt als Zahlungsmittel im internationalen Handel
üblich. Gold war aber so rar, dass es kaum zum Einsatz kam, außer bei
Königshäusern. Vielmehr war es üblich, dass der Handelsreisende direkt
von den Einnahmen seiner verkauften Ware in lokaler Währung seine
Einkäufe bezahlte. Dieses System erlaubte es, dass trotz oder vielleicht
wegen der Absenz großer Bankhäuser die deutsche Hanse entstehen konnte.
Die Gotik war eine Zeit der allgemeinen Prosperität und Zufriedenheit.
Kriegerische Handlungen fanden eigentlich nicht statt. Dieses geradezu
goldene Zeitalter überdauerte mehrere Jahrhunderte. In dieser Zeit
redete niemand von „Investitionen“ oder „Cashflow“. Dennoch wurden Werte
geschaffen, die auch heute noch unsere Bewunderung haben. Eben weil der
Zusammenhang zwischen Geld und Arbeit völlig intakt war und auf Grund
des Systems kaum jemand in der Lage war, Geld in raffgieriger Absicht
aus dem Umlauf zu ziehen, en masse zu horten und somit dem
Wirtschaftskreislauf zu schaden.

Vor etwa fünfhundert Jahren endete die Zeit der Gotik und Europa war an
einem toten Punkt angelangt. Wie kam es dazu? Jakob Fugger der Ältere
überredete den Kaiser, das System der Münzverrufung abzuschaffen und
eine beständige Währung, den so genannten „ewigen Pfennig“, zum allein
gültigen Zahlungsmittel zu machen. Die Folge war, dass Geld aus dem
Verkehr gezogen und in großen Mengen gehortet werden konnte. Das taten
die Fugger auf sehr effiziente Weise und waren bald die reichsten
Menschen in weitem Umkreis. Selbst die Medici handelten in gleicher
Weise und etliche andere auch.
Das Geld, das die Fugger in ihren Truhen horteten, fehlte nun im
allgemeinen Umlauf. Die Folge davon war, dass, obwohl nach wie vor
fleißig gearbeitet wurde, die Wirtschaft ins Stocken geriet. Es war
einfach zu wenig Geld im Umlauf, um den Austausch von Waren und
Dienstleistungen abwickeln zu können. Das lag ja in den Truhen der
Fugger.
Und die Fugger etablierten ein System des Verleihens und der Zinsnahme.
Kaiser Maximilian I. selbst litt unter extremem Geldmangel und musste
sich bei den Fuggern Geld leihen. Selbst seine Hoheit war gezwungen,
Zinsen zahlen zu müssen, und geriet in die nahezu totale Abhängigkeit
der Fugger. Gleichzeitig musste der Kaiser seinem Volk höhere Steuern
abverlangen, um seine Zinsen bezahlen zu können. Das führte zu großer
Armut im Volk sowie zu Aufständen und Protesten. Um Herr der Lage zu
sein, vergrößerte der Kaiser seine Armee, um das Volk in Schach zu
halten. Dazu brauchte er wieder Geld, das er nicht hatte. Jakob Fugger
half zwar aus, aber vergrößerte dadurch nur die finanzielle Abhängigkeit
des Kaisers.
Dieser Vorgang fand in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts
durchaus seine Parallelen. Als Beispiel will ich das Verhalten des IWF
gegenüber den Ländern der Dritten Welt nennen, das mittlerweile von
zahlreichen Autoren und Organisationen angeprangert wird. Letztlich wird
die gesamte Welt von den Banken mit der Drohung des Kapitalentzugs
erpresst und politisch auf einem den Banken genehmen Kurs gehalten.
Was führte zum Ende der glücklichen Zeit der Gotik? Die Habgier einiger
weniger Menschen hat eine kleine Veränderung im damaligen Währungssystem
ausgelöst und die Lebensumstände vieler Menschen dramatisch verändert.
Die weiteren Folgen waren noch verhängnisvoller: Es fand eine Änderung
im Denken der Menschen statt. Geld und Geldeswert nahmen plötzlich einen
Stellenwert im Leben der Menschen ein, der die ethischen Werte
überrollte. Ganz Europa wurde von der Gier nach Geld und Gold getrieben –
selbst das Handeln der Menschen wurde dadurch bestimmt.
Kolumbus durfte seine Expedition nur unternehmen, weil er dem König von
Spanien versprach, große Mengen Gold aus der neuen Welt mitzubringen.
Pizarro löschte ganze Völker aus, um die Gier nach Gold zu befriedigen.
Die Welt hatte sich verändert: Wo früher das friedliche Streben zur
Mehrung des allgemeinen Wohlstandes diente und zum Entstehen der Hanse
beitrug, fegten jetzt Kriege über ganz Europa. Auch die Neue Welt wurde
gnadenlos ausgebeutet und ihre Völker vernichtet. Europa hat sich in ein
oligarchisches System verwandelt.
Übrigens ist die Einführung von Papiergeld ein wichtiger Punkt in der
Geschichte des Geldes. Basierte Geld bis dahin immer auf dem
Vorhandensein von mehr oder minder wertvollen Metallen, so eröffnete das
Papiergeld völlig neue Möglichkeiten. Anfang des achtzehnten
Jahrhunderts litt Frankreich nach dem Tode Ludwig des XIV. unter extrem
hoher Verschuldung. Die Zinslasten überstiegen die Staatseinnahmen. In
ihrer Not nahmen die Franzosen den Rat des Schotten John Law an,
Papiergeld auszugeben – Papierscheine sollten von nun an rares
Edelmetall ersetzen. Dieser Vorschlag von John Law war bereits in
anderen Ländern diskutiert und verworfen worden. In Frankreich war
jedoch die Not so groß, dass man John Law beauftragte, eine Bank zu
gründen und sein Papiergeld auszugeben. Das funktionierte zuerst sehr
gut und die Wirtschaft in Frankreich begann wieder zu florieren. Da aber
noch keine Kenntnisse und Erfahrungen mit dieser neuen Form des Geldes
vorhanden waren, kam die Ernüchterung sehr schnell. Unmäßige, gierige
und unbedachte Potentaten veranlassten das hemmungslose Drucken von
Papiergeld. Bald war so viel Papiergeld im Umlauf, dass es den Wert
aller Güter und Dienstleistungen um ein Mehrfaches überstieg. Die erste
Inflation war unausweichlich und für die meisten Menschen ein
ungewöhnlicher Vorgang. Wegen der nominalen Halbierung des Geldwertes
machten die Bürger einen Aufstand. Gesetze wurden geändert und
Frankreich versank im Chaos. Durch Flucht außer Landes konnte sich John
Law dem Volkszorn entziehen und so sein Leben retten. Trotzdem hat sich
das Papiergeld durchgesetzt. Allerdings wurden auf Grund schlechter
Erfahrungen strenge Regeln für die Ausgabe von Papiergeld in Kraft
gesetzt: Es muss immer gedeckt sein – normalerweise mit Gold. Das heißt,
jeder Geldschein muss jederzeit in Gold zurückgetauscht werden können,
wenn es verlangt wird. Das heißt aber auch, dass die zirkulierende
Geldmenge davon abhängig ist, wie viel Gold ein Land besitzt.
Und hier sind wir wieder bei den spanischen Konquistadoren, die um des
Goldes willen ganze Völker ausrotteten. Das neunzehnte und die erste
Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert waren geprägt durch den Kampf ums
Gold. Jede Nation versuchte mit allen Mitteln, inklusive Krieg, den
anderen die Goldreserven zu nehmen, um wirtschaftliche Vorteile zu
erzwingen. Besonders die Amerikaner waren sehr geschickt darin, Kriege
und deren Folgen zur Mehrung ihrer Goldvorräte zu nutzen. War es einem
Land nicht mehr möglich, den Goldbezug seiner Währung zu garantieren
(wie beispielsweise Deutschland nach dem ersten Weltkrieg), so war eine
völlige Geldentwertung durch Inflation die Folge. Not und Elend folgten
auf dem Fuße. Tatsächlich zieht sich durch fast alle bisherigen
Inflationen ein roter Faden: Nach einem Krieg erfolgen an die Sieger
unmäßig hohe Reparationszahlungen, die selbstverständlich in Gold
geleistet werden.
Abgesehen von den negativen Aspekten der Goldgier und ihren Folgen, hat
uns das System des goldgestützten Papiergeldes eine Zeit pekuniärer
Stabilität und Prosperität gegeben. Der größte Nutzen dieses Systems
liegt aber darin, dass es wundersame, unkontrollierte Geldvermehrungen
weitgehend unterbindet.
Leider haben wir dieses System nicht mehr. 1964 wurde die Goldanbindung
des US-Dollars und in Folge aller Währungen aufgegeben. Seit dieser Zeit
befinden wir uns wieder in einem ähnlichen Zustand wie zu Zeiten John
Laws. Die Geldmengensteuerung unterliegt völlig neuen Gesetzen und wird
durch eine stetig wachsende Anzahl von kreativen Instrumenten außer
Kraft gesetzt. Und niemand sieht sich in der Lage, durch effektive
Gesetze und Regeln der Geldgier Einhalt zu gebieten. Insbesondere seit
der Erfindung des elektronischen beziehungsweise virtuellen
Geldtransfers ist es praktisch unmöglich, die betrügerischen
Machenschaften der Oligarchen und ihrer Helfershelfer zu unterbinden.
Sicherlich gab es kluge, vorausschauende Menschen, welche die Folgen der
Abkoppelung des Geldes vom Gold gesehen haben. Mahnungen und Vetos gab
es genug – jedoch waren die Aussichten auf Gewinne durch
Geldmanipulationsmöglichkeiten so gigantisch, dass mit allen Mitteln die
Freigabe des Geldes vom Gold durchgedrückt wurde. Manche Leute
behaupten, dass Kennedy sterben musste, weil er strikt gegen die
Freigabe des Dollars vom Gold votierte. Er soll gesagt haben: „Nur über
meine Leiche!“